Potsdam-Mittelmark: Wenn die Klinik vor der Haustür parkt

Teltow - Nach einem Schlaganfall zählt jede Minute. Trotzdem vergehen oft ein bis zwei Stunden, bis Patienten behandelt werden können, sagt Gerhard Meyer. Die Zeit gehe verloren, weil im Krankenhaus oft nicht sofort mit Analysen und Therapien begonnen werden kann. „Die Notaufnahme ist voll, medizinische Geräte belegt.“ Dabei sei die Lösung einfach: Seit zwei Jahren ist in Berlin eine mobile Schlaganfall-Klinik unterwegs. Vor der Haustür kann die Therapie beginnen.

Meyers Unternehmen hat das Fahrzeug in Brandenburg entwickelt. Doch bei Krankenkassen wirbt er vergebens darum, die Technik großflächig einzusetzen. „Die Schlaganfallversorgung in Berlin und Brandenburg ist nicht vernünftig organisiert“, sagte Gerhard Meyer, Geschäftsführer des Werneuchener Medizintechnikunternehmens Meytec, am Freitag in Teltow. Der Unternehmerverband Brandenburg hatte ihn zur Vorstellung des Programms zum zehnten „Technologie Tag“ in Teltow eingeladen.

Am 15. März präsentieren 23 Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft, Behörden oder Wissenschaftseinrichtungen der Hauptstadtregion im Pentahotel in der Warthestraße ihre Arbeit und ihre Produkte, darunter Techniken wie das Schlaganfall-Mobil, Möglichkeiten zur medizinischen Versorgung über den Computer, die Telemedizin, oder Handy-Apps, mit denen Medikamente zu Hause auf ihre Echtheit überprüft werden können.

Der „Technologie Tag“ ist eine Leistungsschau und soll den Gästen eine Möglichkeit bieten, sich zu vernetzen, erklärte Hermann Kühnapfel, Landesvorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU in Brandenburg. Bereits zum zehnten Mal hat der Unternehmerverband eingeladen. Ganz bewusst habe man sich in diesem Jahr für das Thema Gesundheitswirtschaft entschieden.

Allein in Berlin und Brandenburg gibt es 23 000 Arbeitsplätze in der Branche, hinzu kommen 9800 Ärzte und Tausende Krankenschwestern. Die Technologieparks der Region beheimateten eine Vielzahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen, die weltweit mit ihren innovativen Erfindungen aktiv sind. Das mache die Region bekannt und sorge für interessante Ausbildungsplätze. „Das ist unsere Zukunft“, so Kühnapfel.

Viele dieser modernen Techniken würden sich in Deutschland jedoch viel zu langsam durchsetzen, sagt Unternehmer Meyer. „Ich wünsche mir deshalb mehr Mut bei den Krankenkassen.“ Die mobile Schlaganfall-Klinik ist bislang nur in Berlin-Wilmersdorf unterwegs und noch im Forschungsstadium. „Unser Ziel ist die Regelversorgung“, sagt Meyer. Um die gesamte Hauptstadtregion abdecken zu können, seien zwei weitere Fahrzeuge nötig. Jedes kostet bis zu 1,8 Millionen Euro und verfügt über eine Radiologie. Am Freitag kann es auf dem „Technologie Tag“ besichtigt werden.Tobias Reichelt