Potsdam-Mittelmark: Wer sich dem Teufel verschreibt
Neues Weihnachtsstück vom Theater am Weinberg / Schüler mit Berufsschauspielern auf der Bühne
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Kleinmachnow - Märchen, das wissen alle, gehen fast immer gut aus. Vorausgesetzt, die Helden haben ein gutes Herz, denn dann dürfen sie auch mal einen Fehler machen und trotzdem wird alles gut.
So auch in der neuen Inszenierung des Theaters am Weinberg, dessen Vorhang sich am 20. Januar in den Kammerspielen wieder öffnen wird. „Der ungewaschene Bräutigam“, so der Titel des Stückes, verrät bereits, dass das Team um Theaterleiterin Katrin Heilmann auch künftig dem Genre Komödie treu bleiben wird. Schüler der 7. und 9. Klassen des Weinberg-Gymnasiums stehen diesmal mit Berufsschauspielern für das neue Weihnachtsstück auf der Bühne. Die Profis vom Berliner Maxim-Gorki-Theater und dem Potsdamer Hans Otto Theater sind schon seit der Inszenierung „Der Ring“ den jungen Theaterenthusiasten verbunden.
Das aktuelle Stück, frei nach dem deutschen Märchen „Der Bärenhäuter“ der Gebrüder Grimm geschrieben, wurde kurzerhand nach Russland verlegt. Verständlich wird der Ortswechsel, wenn in Betracht gezogen wird, dass auch dort mancher in den letzten Jahren zu märchenhaften Reichtümern gelangte. Es muss jedoch Spekulation bleiben, ob es sich dabei gleichfalls um Seelenfängerei handelt, wie im Falle des Soldaten Alexej aus dem Weihnachtsmärchen. Der war jahrelang im Krieg, bis zu dem Tag, an dem Frieden geschlossen wurde. Nun brauchte ihn keiner mehr. Wehmütig sieht er beim Abschied seinen Kameraden nach, die alle zu Hause erwartet werden – nur auf Alexej wartet niemand. Da er auch nichts anderes gelernt hat, als das Kriegshandwerk, weiß er nicht, wie es weitergehen soll. In seiner Not stößt er einen folgenschweren Seufzer aus: „Ach, hol mich doch der Teufel!“ Der ist gerade in der Nähe und will sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Allerdings ist dieser Beelzebub noch sehr unerfahren, auch seine Hörnchen sind noch nicht gerade und mit den Zaubersprüchen hat er anfangs so seine Schwierigkeiten. Trotzdem kommt es zwischen beiden schnell zu einem Pakt, nachdem Alexej plötzlich einige Goldtaler in seinen Taschen findet und ihm das Teufelchen verspricht, so werde das fortan bleiben, wenn er sich an die Abmachungen halte. Die schrecken den armen Soldaten nicht sonderlich, hat er doch weitaus Schlimmeres überlebt, wie er glaubt. So soll er sich sieben lange Jahre nicht waschen, kämmen, rasieren oder sonst irgendwie pflegen. Hält er nicht durch, ist seine Seele des Teufels. Der Handel beschert Alexej einen Palast vis-a-vis dem des Zaren. Aber dem Herrscher, den die Friedenszeiten zusehends in die Pleite treiben, „stinkt“ der neue Nachbar allmählich sehr.
Nur soviel sei noch verraten: Es schwant dem Zuschauer gegen Ende des Stückes noch so mancherlei und man darf gewiss sein, dass die Theaterleute es diesmal auf die Spitze treiben werden. Trotz aller Wirrungen und Komik weht aber auch ein Hauch von Melancholie über die Bretter. Denn die Misere, die da aufgezeigt wird, von einem der sich schon in jungen Jahren überflüssig wähnt, gehört durchaus zu den aktuellen Verstörungen unserer Zeit. Aber da Theater und Märchen auch immer wieder neue Hoffnungen verheißen, bleibt die Zuversicht bis zum Schluss des Stückes. Es wird alles gut. Kirsten Graulich
Das Stück wird am 20. und 21. Dezember jeweils um 19 Uhr in den Kleinmachnower Kammerspielen aufgeführt
Kirsten Graulich
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