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KulTOUR: Wer tötete Michael Jackson?

Premiere einer Verschwörungstheorie: Comédie Soleil führt Thriller auf

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Werder (Havel) - In Los Angeles wird gerade der Prozess gegen Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray geführt. Verschwörungstheorien machen die Runde, denn Murray schweigt bislang zum Vorwurf, dem „King of Pop“ auf dessen Wunsch das Narkosemittel Propofol verabreicht und ihn damit getötet zu haben. So oder so bietet das Leben und Sterben Jacksons genug Stoff für Mythen und finstere Theorien – auch in Werder regt der Sänger postum die Geisteswelt an.

„Als die Nachricht vom Tod Jacksons wie eine Schockwelle um die Welt ging, war das für mich der Impuls, mich mit seinem Leben näher zu beschäftigen“, sagt Michael Klemm, Impresario der Comédie Soleil. Das Thema ließ den Theatermann nicht los, gut zwei Jahre nach Jacksons Tod am 25. Juni 2009 hat Klemm den Stoff zum Bühnenstück verarbeitet: „Pans letztes Lied. Wer tötete Michael Jackson?“. Heute ist die Uraufführung.

Im Gegensatz zu Jacksons Leben ist das Bühnenbild wenig glamourös: Enges Büro, Kaffeetassen, klapprige Laptops. Dort wühlen sich drei junge Anwälte, gespielt von Nadja Winter, David Segen und Oliver Bender, zunächst widerstrebend in die Umstände von Jacksons Tod. Angetrieben werden sie von einem mysteriösen Fremden, gespielt von Klemm selbst, der sich als ehemaliger CIA-Agent und enger Vertrauter Jacksons ausgibt. Er stößt das New Yorker Anwaltstrio auf immer neue Zusammenhänge – und bringt es dadurch schließlich selbst in Gefahr.

Für seine Recherchen hörte Klemm sich immer wieder die Lieder des Popstars an – und will dabei einen Bruch in dessen künstlerischem Schaffen entdeckt haben. „Auf Alben wie ,Thriller’, ,Bad’ und ,Dangerous’ geht es um das Böse in der Welt und in den Menschen“, sagt Klemm. Mit der 1992 erschienenen Single „heal the world“ habe sich dann ein Wandel abgezeichnet: „Jackson fing damals an, sich um die Welt und ihre Probleme zu kümmern.“

Der Titel war zugleich namensgebend für Michael Jacksons Stiftung für notleidende Kinder. Dieses Engagement wurde ihm bekanntlich zum Verhängnis: 1993 kamen zum ersten Mal Anschuldigungen auf, der Sänger habe Kinder sexuell belästigt, nachgewiesen wurde ein Missbrauch nie. „Alles ein Komplott, um Jacksons Macht im Showbusiness zu brechen“, ist Klemm, alias sein Bühnenego Joe, deshalb nach seinen Recherchen überzeugt.

Wer dahinter steckt? „Michael Jackson hat für den Musikkonzern Sony rund 230 Milliarden Euro eingespielt, bei solchen Summen geht es immer auch um Macht“, sagt Klemm. In das Bild vom gierigen Großkonzern passten die zahlreichen Freimaurer-Symbole, meint Klemm. Die weißen Glitzerhandschuhe, lange Jacksons Markenzeichen, seien auch ein Symbol des Geheimbundes. Sie werden dort gewöhnlich beim Aufnahmeritual überreicht. Auch Titel wie „black or white“ verweisen nach Klemms Ansicht auf die Freimaurer. Und die sind für Klemm keine harmlosen Freidenker, sondern kontrollieren die Welt durch Gehirnwäsche und machen Kinder durch sexuellen Missbrauch gefügig.

Zu abgedreht? Das zumindest denken die ehrgeizigen Anwälte zu Beginn von Klemms Stück. Sie fürchten, sich mit einem Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder Michael Jacksons lächerlich zu machen, geraten aber schließlich doch in den Bann ihres Informanten. „Natürlich ist mein Stück Fiktion“, betont Klemm zum Schluss. Dennoch gebe es schwer zugängliche Quellen, die seiner Version Nahrung geben.

Premiere am heutigen Freitag um 19.30 Uhr, weitere Aufführungen Samstag 19.30 und Sonntag 17 Uhr, Eisenbahnstraße 210.

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