Potsdam-Mittelmark: Werben mit dem Markenzeichen
Freie Schule Werder ist jetzt Waldorfschule / Im Mai Namensgebung nach Christian Morgenstern
Stand:
Werder (Havel) - Die „Freie Schule am Zernsee“ in Werder ist seit dieser Woche eine Waldorfschule. Ein entsprechender Antrag vom Herbst vergangenen Jahres sei vom „Bund der Freien Waldorfschulen“ bestätigt worden, sagte der Schul-Geschäftsführer Dieter Dörflinger. Eine Kommission des Waldorf-Verbundes habe den ganzen Winter hindurch den Unterricht analysiert und bewertet. Jetzt sei bestätigt worden, dass sich alle bisherigen Anstrengungen gelohnt haben.
Voraussichtlich im Mai soll in einem Festakt die Umbenennung in „Freie Waldorfschule Christian Morgenstern“ erfolgen. Der Name des Dichters sei wegen dessen anthroposophischer Einstellung und der Verbindung zu Werder ausgewählt worden: Morgensterns erste „Galgenlieder“ sind auf dem Galgenberg in Werder entstanden. Mit dem „Freundeskreis Bismarckhöhe“, der Morgensterns Andenken in Werder pflegt, hat die Schule einen Patenschaftsvertrag.
Man unterrichte schon seit der Schulgründung nach den Prinzipien der Waldorfpädagogik. „Wir sind froh, dass das jetzt auch im Namen klargestellt wird“, sagte Dörflinger gegenüber den PNN. Ein solches Markenzeichen sei in der Außendarstellung viel wert. Er rechnet damit, dass so der positive Trend in den Schülerzahlen ausgebaut werden kann: Derzeit werden rund 125 Schüler unterrichtet. Mit dem gerade vollzogenen Abschluss der Sanierung sei Platz genug, um die Zahl weiter zu erhöhen.
Über zusätzliche Ausbaumöglichkeiten werde noch verhandelt. Laut Dörflinger könnten einmal 240 Schüler die Waldorfschule besuchen. Er hofft, dass man mit dem Wachstum auch die ab dem kommenden Schuljahr erwarteten Kürzungen der Landesmittel etwas abfedern kann. „Wir werden aber um eine moderate Erhöhung der Elternbeiträge nicht herumkommen.“
Werder bekommt in der Potsdamer Region nach Potsdam und Kleinmachnow die dritte Waldorfschule. In Berlin und Brandenburg gibt es insgesamt 15, deutschlandweit 230 Schulen, die Mitglied im „Bund der Freien Waldorfschulen“ sind. Der Verbund kümmert sich unter anderem um die Ausbildung und Qualifizierung von Lehrerpersonal, die Waldorf-Stiftung unterstützt zudem auch Sachinvestitionen.
Mitglied im Waldorf-Verbund zu werden sei nicht so einfach, sagte dessen Vorstandsmitglied Henning Kullak-Ublick gegenüber den PNN. Zurzeit gebe es 15 „Gründungswillige“, pro Jahr würden nur drei bis vier Anträge bewilligt. Voraussetzungen seien die Einhaltung der Ausbildungsstandards, das äußere Umfeld und die wirtschaftliche Stabilität. Der bildungspolitische Sprecher der Waldorfschulen Berlin-Brandenburg, Detlef Hardorp, begrüßte, das die Werderaner Schule ihr „Konzept getrimmt hat“ und alle offenen Fragen für die Mitgliedschaft klären konnte.
Die Schule am Zernsee wurde am 1. September 1990, anfangs mit nur 19 Schülern, gegründet und galt kurz vor der Wiedervereinigung als erste Waldorfschule der DDR. Die Mitgliedschaft im Waldorf-Verbund war schon nach wenigen Jahren wegen Querelen in der Geschäftsführung wieder verlorengegangen. Trotzdem wurde weiter nach den pädagogischen Konzepten des österreichischen Philosophen und Esoterikers Rudolf Steiner (1861-1925) unterrichtet.
Seit 1994 trägt die Schule den Namen „Freie Schule am Zernsee“, ein gleichnamiger Verein ist Träger der Schule. Seit dem 1. Juni 2002 hat sie den rechtlichen Status einer „anerkannten Ersatzschule“. Damit darf sie alle im Land Brandenburg bestehenden Abschlüsse vergeben – außer dem Abitur. Henry Klix
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: