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Von Thomas Lähns: Werder entdeckt seine Privilegien neu Am Samstag wurden 550 Jahre Marktrecht gefeiert

Werder (Havel) - Es war einer der Grundsteine für die weitere Entwicklung der Stadt: Vor 550 Jahren erteilte Kurfürst Friedrich „Eisenzahn“ den Werderanern das Marktrecht. Fortan hatten die Bürger an zwei Tagen im Jahr die Freiheit zum „Kaufen und Verkaufen, zu Handel und Wandel“, wie es in der Urkunde aus dem Jahre 1459 heißt.

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Werder (Havel) - Es war einer der Grundsteine für die weitere Entwicklung der Stadt: Vor 550 Jahren erteilte Kurfürst Friedrich „Eisenzahn“ den Werderanern das Marktrecht. Fortan hatten die Bürger an zwei Tagen im Jahr die Freiheit zum „Kaufen und Verkaufen, zu Handel und Wandel“, wie es in der Urkunde aus dem Jahre 1459 heißt. Genannt werden dort der Sonntag vor Martini und der vierte Sonntag zur Fastenzeit („Mittefasten“). Die städtische Wirtschaft dürfte bald an Fahrt gewonnen haben, denn bis dato war die Fischerei die einzige Einnahmequelle gewesen. Am Samstag wurde dieses Jubiläum gefeiert: Unter rotierenden Mühlenflügeln mit frischem Brot – und fruchtig-süßem Werder-Wein.

Die Stadt hält ihre Traditionen hoch und entdeckt ihre Privilegien neu: mit den historischen Häusern, dem Obstbaumuseum und der seit zwei Jahren wieder voll funktionstüchtigen Bockwindmühle – das Mühlen-Privileg hat die Stadt immerhin schon seit 1500. Und so wird gemahlen, gebacken, gekeltert und seit vier Jahren sogar Hopfen am Mühlenberg angebaut. Vor kurzem war die erste Ernte, doch für eine Beimischung ins Werdersche Bier, das die Braumanufaktur Templin seit 2004 wieder herstellt, wird es aber wohl erst im nächsten Jahr reichen. „Irgendwann werden wir autark“, sagte Bürgermeister Werner Große (CDU) augenzwinkernd am Samstag.

Die Stadtspitze hatte zu dem kleinen Fest am Fuße der Mühle eingeladen – und wie Stadtmarketingchef Walter Kassin ankündigte, könnte daraus eine Tradition werden. Mit dem Backofen, den die Verwaltung jetzt hat aufstellen lassen, ist die Produktionskette zumindest schon mal geschlossen. „Die Leute lieben das Rustikale“, so Kassin. Zum Beweis fanden die 50 Mühlenbrote, die von der Bäckerei Lenz vorbereitet und vor Ort frisch gebacken wurden, reißenden Absatz. Dazu gab es gebackenes Schwein, das die Grundy-Ufa Filmproduktionsfirma aus Potsdam spendiert hatte – als Dank an die Inselstädter, die seit fast einem Jahr die Dreharbeiten zur Telenovela „Alisa“ vor ihren Türen erdulden.

Wenn das Obstbaumuseum irgendwann zurück an den Plantagenplatz zieht – ein entsprechendes Konzept wird zurzeit vorbereitet – könnte das ehemalige Stadtgefängnis vis-à-vis der Mühle ein gefragtes Restaurant werden. Eine der Visionen: Der Betreiber nutzt den Ofen gleich mit und bietet Erlebnisgastronomie. Wo früher Strolche eingesperrt wurden, könnten Touristen schlemmen und dabei beobachten, wo ihre Schmalzstulle eigentlich herkommt. Aber auch die Variante, dass ein Verein sich um Mühle und Ofen kümmert, ist bereits genant worden. Die Stadt hat ordentlich Vorarbeit geleistet. „Sobald sie von der Brücke aus sehen, dass sich die Mühlenflügel drehen, kommen die Leute“, schätzte Walter Kassin. So war es auch am Wochenende. Laut Zählungen haben dieses Jahr bis August 5 000 Besucher die Mühle von innen gesehen – am Samstag kamen viele weitere dazu. Thomas Lähns

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