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Einheimischen-Modell für Haveltherme kommt: Baden soll trotzdem für alle teurer werden
Stadtverordnete in Werder (Havel) beschließen höhere Ticketpreise für das Familienbad für Auswärtige. Grüne und SPD kritisieren die Entscheidung.
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Für auswärtige Gäste der Haveltherme in Werder (Havel) soll das Schwimmengehen künftig teurer sein als für Werderaner:innen. Die Stadtverordneten haben am Donnerstagabend beschlossen, das Einheimischen-Modell für das Sport- und Familienbad einzuführen. Die Mehrheit war mit 19 zu acht Stimmen deutlich, es gab zwei Enthaltungen. Zustimmung kam von CDU und AfD. Haveltherme-Geschäftsführer Andreas Schauer hatte für den Thermen- und Sportbereich ab Oktober eine Erhöhung der Preise bereits angekündigt.
Allerdings könnte es trotz Einheimischen-Modell auch für Werderaner:innen und Inhaber der Gästekarte deutlich teurer werden, wie aus der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung hervorgeht, über die die Stadtverordneten bei ihrer nächsten Sitzung im November abstimmen sollen. Demnach sollen sich die Preise für das Sport- und Familienbad wochentags teils mehr als verdoppeln.
So soll eine Tageskarte für Erwachsene künftig 9,50 Euro kosten, jetzt sind es 5 Euro. Für Kinder soll der Preis für das Tagesticket von 3 Euro auf 7,50 Euro steigen. Die Drei-Stunden-Karte für das Sport- und Familienbad soll statt derzeit 2,70 Euro dann 5,50 Euro kosten, Kinder sollen 3,50 Euro zahlen. Für Nicht-Einheimische - zum Beispiel Badegäste aus Potsdam und Berlin - würde künftig die „freie Preisgestaltung“ gelten: Damit kann der Betreiber Schauer ohne Votum der Stadtverordneten festlegen, wie viel die Tickets kosten. Es dürfte also noch einmal deutlich teurer werden.
Gutachten zum Einheimischen-Modell aus 2021
Die Stadt hatte ein Gutachten zur Prüfung eines Einheimischen-Modells bereits im Oktober 2021 in Auftrag gegeben. Das Gutachten empfahl, die Einführung des Modells damit zu begründen, dass der Bereich des Sport- und Familienbads ein „unverzichtbarer Bestandteil der Daseinsvorsorge“ für die Werderaner sei. Und dass die Stadt als Eigentümerin der Therme aus Steuermitteln der Werderaner die nötige Infrastruktur bereitstelle, um Schüler:innen den in den Lehrplänen vorgesehenen Schwimmunterricht anbieten zu können.
Sie wissen doch alle genau, was am Markt los ist.
Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU)
Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) rechtfertigte das Einheimischen-Modell mit den gestiegenen Energiepreisen, unter denen vor allem die Bäder litten. „Sie wissen doch alle genau, was am Markt los ist“, sagte sie vor den Stadtverordneten. „Gucken Sie mal die Eintrittspreise des blu oder der Fläming-Therme an: Wir liegen weit, weit unter dem, was andere Bäder an Preisen ausweisen.“ Das blu werde mit vier Millionen Euro jährlich durch die Potsdamer Stadtwerke unterstützt, behauptete sie. „Wir zahlen keinen Zuschuss für die Haveltherme“, so die CDU-Politikerin.
„Gesunder Egoismus“
Unterstützung erhielt Saß von CDU-Kollege Steffen Lehmann. Werderaner:innen könnten aufgrund der vielen Gäste von auswärts, die die Therme besuchten, nicht mehr ins Bad, sagte er. Das habe er beim Baden mit seinem Sohn selbst gesehen. „Wir haben ein Bad, das wir mit unseren Steuergeldern finanzieren“, so Lehmann. Daher sei es wichtig, den Werderaner:innen das Schwimmen und den Kindern den Schwimmunterricht zu sichern.
Der Stadtverordnete Peter Kreilinger (CDU) bezeichnete das Einheimischen-Modell als „gesunden Egoismus“. Die Nachbargemeinden schauten auch erst auf sich selbst, so Kreilinger. Es sei selbst ohne 9-Euro-Ticket billiger für eine Familie aus Berlin, in die Therme nach Werder zu fahren als in ihrer Stadt schwimmen zu gehen. Die Erhöhung der Preise sei eine nachvollziehbare Entwicklung angesichts der gestiegenen Energiekosten.

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Gegenwind bekam die CDU von den Grünen. Das vermeintliche Geschenk an die Werderaner:innen führe zur Spaltung, so der Fraktionsvorsitzende Markus Altmann. Die Therme sei auf Besucher angewiesen – und die kämen nun einmal mehrheitlich von außerhalb. „Alle sollen sich hier gleichermaßen wohl fühlen“, so Altmann. Ein günstiger Eintritt für das Familien- und Sportbad müsse für alle gleich gelten. „Dieser Gedanke darf nicht an der Stadtgrenze enden“, sagte der Grünen-Politiker. „Daher machen es andere Kommunen auch nicht.“ Fraktionskollege Joachim Hilburg pflichtete ihm bei: „Ich fände es schade, wenn wir eine Gesellschaft sind, wo wir erst einmal unseren Ausweis zeigen müssen.“

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Die dreiköpfige SPD-Fraktion, anwesend mit zwei Stadtverordneten, stimmte mit einer Enthaltung und einer Ablehnung. Vorsitzende Nadine Lilienthal sagte im Nachgang: „Wir glauben nicht, dass ein Einheimischen-Modell dazu führt, dass mehr Werderaner ins Bad kommen.“
Unklar ist aus SPD-Sicht auch die Zuständigkeit für die Umsetzung des sogenannten Bäderpasses. Liege diese beim Bad oder bei der Stadt? Am Badeingang können Besucher:innen an Terminals einchecken. „Wer soll das da kontrollieren?“, fragte Lilienthal. Die Frage der Kontrolle und der Zeitpunkt der Einführung des Bäderpasses sind noch offen.
Elmar Schlenke (Stadtmitgestalter/Ingo Krüger) kritisierte, dass das Gutachten zum Einheimischen-Modell lange vor der Energiekrise in Auftrag gegeben wurde. Saß entgegnete, sie habe prüfen wollen, ob ein Einheimischen-Modell möglich sei, nachdem Stadtverordnete dies vorgeschlagen hätten. Da sei eine externe Kanzlei doch besser, als interne Ressourcen zu binden, so Saß.
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