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Potsdam-Mittelmark: Werder privatisiert Laternenmasten
Plakatwerbung wird künftig von Firma organisiert. Für Veranstalter wird es deutlich teurer
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Werder (Havel) - Bäume, Pfeiler, Zäune und Laternenmasten werden in Werder immer häufiger mit Werbebotschaften verunstaltet. „Das Auge trifft auf wahllos angebrachte Werbung, Suchanzeigen und dergleichen“, so Beigeordnete Manuela Saß. Häufig habe man mit ungenehmigter Plakatierung zu kämpfen, das Stadtbild im Erholungsort würde leiden. Zumindest an Laternenmasten soll sich das nach der Bundestagswahl mit professioneller Unterstützung ändern.
Die Stadt wird eine zehnjährige Dienstleistungskonzession zur „Vermarktung, Koordination und Anbringung von Hinweiswerbung an Laternenmasten“ vergeben, wie es in einer Rathausvorlage etwas sperrig heißt. Die Stadtverordneten haben den entsprechenden Vertragsentwurf mit der Berliner „Mediateam Stadtservice GmbH“ bereits abgesegnet. Die Firma ist seit einigen Jahren auf dem Werbemarkt aktiv und hat sich ihre speziellen Wechselrahmen patentieren lassen.
Die Kommunen sind die Arbeit los und bekommen einen Anteil der Erlöse ausgezahlt, wirbt Geschäftsführer Heinz Schulte für das Geschäftsmodell, in Werder 25 Prozent. Manche Gemeinde würde davon ihre Straßenbeleuchtung oder die Umrüstung auf Energiesparlampen finanzieren. Und anders als Plakatpappen, die notdürftig an die Laternen gebunden werden, ergebe sich mit den Wechselrahmen ein ordentliches Bild.
Den Service biete man gemeinnützigen Veranstaltern in anderen Kommunen für 200 bis 280 Euro wöchentlich für bis zu 100 Plakate an, so Schulte. Gewerbliche Veranstalter müssten um die 400 Euro berappen, in Werder werde man bei ähnlichen Preisen landen. Die Stadt habe für die Sondernutzung bislang 75 Euro kassiert. Das sei schon lange nicht mehr marktgerecht und für die Kommunen ein Minusgeschäft. „Wenn der Bauhof dann noch loszieht und Kontrollen macht, geht das richtig ins Geld“, sagt Schulte. Deshalb werde selten kontrolliert.
Das Mediateam übernehme das mit der Konzession, als Unternehmen könne man bei Verstößen privatrechtlich und damit schneller agieren als eine Behörde. Schulte: „Was nicht im Rahmen steckt, das ist nicht genehmigt.“ Auch den Veranstaltern biete man einen besseren Service für den höheren Preis: „Sie brauchen nur die Plakate bei uns abgeben und wir kümmern uns um den Rest.“
Zweites Aktionsfeld ist die gewerbliche Werbung. Schnellimbissketten oder Baumärkte könnten ihre Wegmarken auf den Wechselrahmen setzen, örtliche Gewerbebetriebe auf sich aufmerksam machen. Für den ersten Rahmen koste das zwischen 650 und 720 Euro im Jahr – inklusive einer mit der Botschaft bedruckten Aluplatte.
Gemeinsam mit ihrer Muttergesellschaft, der Mediateam Werbeagentur, bewirtschaftet die Mediateam Stadtservive Schulte zufolge inzwischen die Laternenmasten von dreizehn Kommunen. In Brandenburg sind darunter auch Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf, laut Schulte verhandle man jetzt mit Nachbargemeinden von Werder. „Wir laufen mit dem Thema offene Türen ein.“ Allerdings nicht in Potsdam, wo man auf Werbung an Laternenmasten ganz verzichten will. „Ich glaube nicht, dass die Einschränkung auf Litfaßsäulen und Plakattafeln funktionieren wird“, meint Schulte.
In Werder soll es insgesamt 250 der neuen Wechselrahmen geben, auf der Insel will man darauf verzichten. Wahlwerbung ist von der neuen Vereinbarung ausgenommen – obwohl die Beschränkung vielleicht erholsam wäre. Henry Klix
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