
© Lutz Hannemann
Grundstückpreise in Potsdam-Mittelmark: Werder sprengt die Statistik
Die Grundstückspreise im Landkreis steigen wie nie und erreichen mittlerweile sogar einen Rekordwert. Vor allem die Gemeinden der Teltower Region tragen zu der Entwicklung bei.
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Potsdam-Mittelmark - Einen solchen Preissprung hat Wilk Mroß, Leiter des Gutachterausschusses im Landratsamt, noch nicht erlebt: Die Grundstückspreise in Potsdam-Mittelmark sind im vergangenen Jahr gestiegen wie nie, im Potsdamer Umland um sagenhafte zehn Prozent und in der Peripherie des Landkreises immer noch um neun Prozent. Der Durchschnitts-Bauwillige hat im Speckgürtel eine Baufläche von 815 Quadratmetern zu 121 Euro pro Quadratmeter gekauft. Die Preise liegen damit sogar etwas über dem Rekordwert des Jahres 2000, sagte Mroß.
Bis ins Jahr 2008 waren die Baulandpreise im Landkreis um 20, in der Peripherie sogar um fast 30 Prozent gepurzelt, um bis jetzt wieder auf das Ausgangsniveau zu klettern. Besonders die Gemeinden der Teltower Region trugen zu der Entwicklung bei. Im vergangenen Jahr war Stahnsdorf ein Ausreißer, wo die Preise teilweise von 150 auf 210 Euro explodierten. Was Verkaufszahlen und Erlöse anging, sprengte diesmal Werder (Havel) die Statistik: 241 bebaute oder unbebaute Grundstücke wechselten dort im vergangenen Jahr den Besitzer, außerdem 271 Eigentumswohnungen – eine rekordverdächtige Zahl, die laut Mroß vor allem mit dem Baugeschehen in den Havelauen zu tun hat.
Verwunderliche Entwicklung
Von den 478 Millionen Euro, die im vergangenen Jahr bei Grundstückgeschäften das Konto wechselten, wurden 98 Millionen in Werder (Havel) umgesetzt, 95,5 Millionen in Kleinmachnow, gefolgt von Teltow mit 61,5 und Stahnsdorf mit 36,7 Millionen Euro. „Der Geldumsatz war deutlich höher als im Jahr 2013“, so Mroß. „Auch die Zahl der Verkäufe ging nach oben, durch Werder besonders bei den Eigentumswohnungen.“
Eine Entwicklung hat selbst die Experten im Gutachterausschuss des Landratsamtes verwundert: Wer sich in den Havelauen eine Eigentumswohnung kauft, muss inzwischen genauso viel hinblättern wie in Kleinmachnow. Auch wenn die Kommunen bei den Baulandpreisen noch auseinanderklaffen, in Kleinmachnow das Vierfache für ein Baugrundstück bezahlt wird: Bei den Eigentumswohnungen sind beide gleichauf. Der Quadratmeter in Werder kostet 2260 Euro, in Kleinmachnow 2240 Euro. Mroß meint, dass das mit der schöneren Wasserlage in den Havelauen zu tun haben könnte.
Grundstückserwerb lohne sich noch
Trotz der Preisentwicklung ist der Chef des Gutachterausschusses der Überzeugung, dass sich der Wohn- und Grundstückserwerb im Landkreis nach wie vor lohnt. Günstig sind erschlossene Baugrundstücke rund um Potsdam in Michendorf und Werder mit bis zu 110 Euro zu haben, gefolgt von Schwielowsee mit 130 und Nuthetal mit 150 Euro. In Stahnsdorf und Teltow muss man bis zu 210 und 220 Euro zahlen, während in Kleinmachnow mit bis zu 430 Euro weiter Spitzenpreise erzielt werden. Wer es weniger eng haben will, kann in Beelitz oder Groß Kreutz mit Quadratmeterpreisen bis zu 50 Euro sparen, in Seddiner See wurden im vergangenen Jahr bis zu 80 Euro bezahlt.
Damit stelle sich nach der Delle der vergangenen Jahre „wieder Normalität ein“, sagte Mroß. Dass es bei den Grundstückspreisen noch keine ungesunde Entwicklung im Landkreis gibt, zeige auch der sogenannte Liegenschaftszinssatz, mit dem das Verhältnis von Kaufpreis und Mieten ermittelt wird. Demnach betrug die rechnerische Rendite von Vermietern im Schnitt der vergangenen drei Jahre im Landkreis 4,9 Prozent.
Alarmismus sei übertrieben
Notare sind verpflichtet, dem Gutachterausschusses jeden Kaufvertrag zu melden. Die Marktberichte sollen zur Transparenz beitragen und Ausreißerpreisen entgegenwirken. Auch bei den Preisen für Landwirtschaftsflächen sei der Alarmismus von Lobbyverbänden übertrieben, meint Mroß – selbst wenn sich die Richtwerte in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt haben: Ackerland ist im Landkreis – je nach Bodengüte – für durchschnittlich 51 bis 91 Cent zu haben, Obstanbauflächen kosten 64 Cent und Spargelflächen 2,29 Euro. Wald kann man im Schnitt für 33 Cent erwerben, vor fünf Jahren kostete der Quadratmeter noch 24 Cent. Laut Mroß dürfte sich das auf die Pachten auswirken – wenn auch in überschaubaren Maßen.
Auf dem Markt ist derzeit eine Menge los: Für 14,3 Millionen Euro wechselten fast 3000 Hektar Agrar- und Waldflächen den Besitzer, 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Der übergroße Anteil der Flächen wechsle „von privat zu privat“, sagte Mroß. Verkäufe an Kapitalgesellschaften seien – anders als von Agrarverbänden suggeriert wird – eher selten.
Der Grundstücksmarktbericht kann in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für 30 Euro erworben werden. Sie befindet sich in Teltow, Potsdamer Straße 18 a, Tel.: (03328) 318 314
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