Potsdam-Mittelmark: Werder vertraut auf Fernwärme
Vertrag mit Edistherm wird verlängert – nach einer langen Kontroverse im Stadtparlament
Stand:
Werder (Havel) - Die hohen Fernwärmepreise der Edistherm in Werder waren am Donnerstagabend erneut Thema in der Stadtverordnetenversammlung. Die jüngste „Preisdatenbank“ des Verbandes Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen hatte im Juni gezeigt, dass Werders Fernwärmepreis der höchste im Land Brandenburg ist. Der aktuelle Anlass der Debatte war allerdings ein positiver: Die Kosten für die Stadt Werder, die mit Rathäusern, Schulen, Kitas und öffentlichen Gebäuden zehn Prozent der Fernwärme abnimmt, sollen sinken.
Das Rathaus hat in diesem Jahr einen neuen Zehn-Jahres-Vertrag ausgehandelt, der in der Laufzeit 600 000 Euro einsparen soll. Der derzeitige Netto-Grundpreis von 53,37 Euro sinkt demnach schrittweise auf 43,20 Euro pro Kilowatt und Jahr. Die zugrunde liegende Anschlussleistung für die 14 angeschlossenen Gebäude liegt bei 2265 Kilowatt. Der Arbeitspreis sinkt von derzeit 83 auf aktuell 73 Euro pro Megawattstunde und Jahr, er würde nach einer Gasformel der Preisentwicklung angepasst. (PNN berichteten) Der Vertrag wurde erst nach einer ausführlichen Kontroverse befürwortet – mit einer Mehrheit von CDU und AFB .
Werders Linke und die SPD/Grüne-Fraktion zeigten sich mit dem neuen Vertrag nicht zufrieden. „Die Italiener hätten ,scandalo“ darüber geschrieben“, sagte Peter Hinze (Die Linke). Auch nach den Verhandlungen zahle das Rathaus den höchsten Fernwärmepreis im Land. Er hätte sich eine Verhandlungsgemeinschaft mit Wohnungsunternehmen und Großabnehmern gewünscht, um die Verhandlungsposition der Stadt zu stärken. Zudem sollte die Verwaltung die Möglichkeit der dezentralen Versorgung durch Kraftwärmekopplung prüfen. Auch Anja Spiegel (SPD/Grüne) forderte Nachverhandlungen. Sie beantragte ein Sonderkündigungsrecht für den Fall, dass die Heizversorgung auf eine kostengünstigere, heute noch unbekannte Form umgestellt werden kann. Auch bei Preisänderungen von über 30 Prozent sollten neue Verhandlungen möglich sein.
Joachim Stöhr von der WEN Consulting Berlin ist Energieberater der Stadt und begleitete auch die jüngsten Verhandlungen mit der Edistherm. Nach seinen Angaben würde die Umrüstung der städtischen Immobilien auf Kraftwärmekopplung 700 000 Euro kosten. Statt mit der Edistherm für 10 wäre man 15 Jahre an eine solche Lösung gebunden – die Lebensdauer für dezentrale Anlagen. „Wenn die Fernwärme dabei krachen geht, wird im Stadtgebiet ein Investitionsbedarf von 7 Millionen Euro ausgelöst“, warnte er.
Stöhr widersprach auch der Darstellung, dass Werders Rathaus den landesweit höchsten Fernwärmepreis zahle. Das Problem liegt laut Stöhr in einem „schwer verständlichen Preismechanismus“: Sinkt der Verbrauch, steige der Mischpreis, der solchen Preisvergleichen zugrunde liege. Die Immobilien der Stadt seien gut isoliert. „Das gute Niveau des Wärmeverbrauchs fällt uns beim Mischpreis auf die Füße.“ Die Stadt spare trotzdem, wenn sie ihre Gebäude gut dämmt.
Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) schloss derweil eine Verhandlungsgemeinschaft mit örtlichen Wohnungsunternehmen aus. „Die haben selbstständig verhandelt und werden sich kaum von uns in die Karten gucken lassen.“ Henry Klix
Henry KlixD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: