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Potsdam-Mittelmark: Werders Bahnhof zu verkaufen

Stadtverwaltung verärgert über späte Offerte der Deutschen Bahn AG

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Stadtverwaltung verärgert über späte Offerte der Deutschen Bahn AG Von Hagen Ludwig Werder - Die Deutsche Bahn AG hat den Bahnhof Werder jetzt der Stadt zum Kauf angeboten. Das teilte Unternehmenssprecher Burkhard Ahlert den PNN auf Anfrage mit. Eine erste Gesprächsrunde mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung habe bereits stattgefunden. Ziel sei die Wiederbelebung des seit Jahren leer stehenden Gebäudes, zumal die Blütenstadt jetzt im Halbstundentakt von der attraktiven Regionalexpresslinie 1 (RE1) von Magdeburg über Potsdam und Berlin nach Frankfurt/Oder) bedient wird. Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU), bestätigte gegenüber den PNN die Kontakte mit der Deutschen Bahn AG (DBAG), zeigte sich jedoch gleichzeitig verärgert über die „späte Offerte“ des Unternehmens. „Anfang 2001 hatte die Stadt bereits einen potenziellen Pächter gefunden und Fördermittel für die Sanierung in Aussicht. Damals erhielten wir eine Absage von der Bahn AG – mit der Begründung, sie wolle sich selbst um die Entwicklung des Gebäudes kümmern“, erinnert sich Schröder. Jetzt sei der Erwarb für die Stadt um ein Vielfaches schwerer als noch vor drei Jahren. Auch in Werder habe sich die kommunale Haushaltslage verschlechtert, zumal sich die Stadt in der Zwischenzeit mit dem Erwerb der Traditionsgaststätte „Bismarckhöhe“ und des Schützenhauses auf der Insel zwei andere ehrgeizige Sanierungsziele gesetzt habe. Dennoch will die Stadtverwaltung das Kaufangebot jetzt gründlich prüfen, zumal die DBAG „durchaus interessante“ Konditionen in Aussicht gestellt habe, wie Schröder mitteilte. Konkretere Angaben wollte er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht machen. Nach der Sommerpause soll das Thema in den Gremien der Stadtverordnetenversammlung behandelt werden. Dann wäre ebenso zu klären, ob die Stadt auch künftig noch mit Fördermitteln für die Bahnhofssanierung rechnen könnte. Nicht zuletzt muss ein neuer Pächter gefunden werden. Backshop, Blumenladen, Lebensmittel, Zeitungen und vieles mehr könnten nach Ansicht der Stadtverwaltung auf dem Bahnhof ähnlich wie in einer Tankstelle rund um die Uhr angeboten werden. Zudem würde sich unter touristischen Gesichtspunkten ein Fahrradverleih anbieten. Auch die Bahnhofsgaststätte wäre wiederzubeleben. Nicht zuletzt könnte auch die Fahrkartenausgabe wieder an ihren angestammten Platz in die Bahnhofshalle ziehen. Zur Zeit verkauft die DBAG die Fahrkarten in einem unscheinbaren Container neben dem Bahnhof. Schröder hegt wohl berechtigte Hoffnungen, dass ein solches Betreibermodell funktionieren könnte. Mit dem Halbstundetakt des RE 1, einem neuen Parkhaus für Pendler – hier wird dieser Tage der Förderbescheid erwartet – und einem neuen Dampferanlegesteg in Bahnhofsnähe werde der Standort noch weiter Attraktivität und Zulauf gewinnen, ist sich Schröder sicher. Rund um den Bahnhof hatte sich schon in den vergangenen Jahren einiges getan. Der Bahnhofsvorplatz und ein Parkplatz für etwa 200 Autos wurden mit Fördermitteln des brandenburgischen Verkehrsministeriums ausgebaut. Die Außenfassade des Bahnhofs haben die Stadt Werder, die Bahn und der Havelauen-Investor Mega AG in einer gemeinsamen Initiative reinigen und provisorisch sanieren lassen. „Wir mussten etwas tun, denn der optische Eindruck war schlimm“, berichtet Schröder. Auch die Verhandlungen mit der Bahn, zumindest über eine langfristige Verpachtung des Bahnhofs, seien Anfang 2001 erfolgversprechend gewesen. Gescheitert sei dieses Projekt daran, dass die Bahn verlangt habe, der Mietinteressent solle das Konzept ihrer Firma DB Service Store übernehmen. Der von der Stadt geworbene potenzielle Mieter habe jedoch sein eigenes Konzept verwirklichen wollen. Daraufhin habe die Bahn erklärt, sie wolle die Sache mit dem ServiceStore-Konzept selbst in die Hand nehmen. Dieses bundesweite Modell sieht vor, dass die Bahn AG ihre Immobilien an Existenzgründer verpachtet. Der bietet dann einen Ladenbereich mit einem relativ großen Sortiment an Lebensmitteln und anderen Waren, einen kleinen Bistrobereich und einen Fahrkartenverkauf am Schalter an. „Auf die versprochenen Belebung des Bahnhofs haben wir jedoch vergebens gewartet“, bilanziert der Beigeordnete. Das grundsätzliche Problem bei der Bahn sei die Zuständigkeit unterschiedlicher Gesellschaften für das Bahnhofsgebäude, den Bahnbetrieb, den Service, die Gleise und die Grundstücke um den Bahnhof herum. Für ein Gesamtziel alle Gesellschaften unter einen Hut zu bekommen, bleibe äußerst kompliziert, so Schröder.

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