Potsdam-Mittelmark: Werders Chancen
9. Wirtschaftstag zur Zukunft der Tourismusbranche
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Werder (Havel) - Es ist eine der Kernaufgaben, die sich die Stadt Werder in ihrem neuen Tourismuskonzept gestellt hat: In den nächsten zehn Jahren sollen Werderaner Produkte im Gastgewerbe etabliert werden. Der kulinarische Genuss soll ein größeres Thema in der touristischen Vermarktung werden, „Genussregion Werder“ lautet das Motto. Die Möglichkeiten der Obstbauregion, in der auch viele Lebensmittel verarbeitet werden, würden längst nicht ausgeschöpft, wie es im Tourismuskonzept heißt. Kaum ein anderer Ort in Brandenburg habe ein solche Zahl lokaler Erzeuger.
„Nimms regional“ lautete deshalb das Thema des 9. Werderaner Wirtschaftstages, der am gestrigen Mittwoch im Schützenhaus mit etwa 100 Gästen stattgefunden hat. Den ganzen Tag lang wurden Chancen der touristischen Entwicklung ausgelotet. Schon jetzt erzielt die Branche nach Schätzungen des Tourismusexperten Matthias Wedepohl in Werder einen Bruttoumsatz von 52 Millionen Euro. Besonders für motorisierte Wasserwanderer ist die Blütenstadt inzwischen eines der wichtigsten Ziele im Märkischen. Im Fahrradtourismus sieht Wedepohl noch die größten Wachstumspotenziale für die Stadt – wenn sich die Serviceinfrastruktur für Radler verbessert. Zwei Fernradwege und der Havelradweg könnten Werder zum Etappenziel machen, meint Wedepohl. Und dann ist da die im Bau befindliche Blütentherme, mit der das Thema Wellness auf die Agenda rückt.
Das Thema „Essen“ ist für alle Gäste interessant. 52 gastronomische Betriebe sind in der Stadt angesiedelt, die Speisekarten sehen oft so eintönig aus wie in vielen Orten Deutschlands. Jürgen Krenzer stellte beim Wirtschaftstag am Beispiel seiner Gastwirtschaft in Osthessen vor, wie es anders geht. Sein fesselnder Vortrag wurde – gemessen am Beifall – zum Höhepunkt des Wirtschaftstages. Denn die Startsituation, die Krenzer für sein Geschäft beschrieb, besteht wohl auch hier und da in Werder.
1988 habe er den Familienbetrieb nach dem Tod des Vaters übernommen – 23 Jahr jung und mit der Vision, Klassiker von „Wiener Schnitzel“ bis „Toast Hawaii“ durch Rhön-Produkte zu tauschen. Mit Schäfern sei die Idee entstanden, das vom Aussterben bedrohte Rhönschaf zu retten – indem es auf die Speisekarte von Krenzers Lokal gehoben wurde. Mit Lammbratwürstchen und Gulasch habe er angefangen, inzwischen arbeite das „Rhönschaf-Hotel“ mit Gerichten wie „Lammleber in Apfelsherry“ hochprofitabel. Zwischenzeitlich seien die Züchter nicht mehr hinterhergekommen, eine Zeitung titelte: „Rhönschaf vom Aufessen bedroht.“ Zweites Standbein ist der Apfel und der Apfelsherry, der sich in einigen der Gerichte und natürlich pur auf der Speisekarte wiederfindet. Flankierend gibt es eine Schaukelterei und ein Sherrytheater, in dem Verkostungen stattfinden.
Dass auch in Werder innovative Unternehmer unterwegs sind, zeigte eine kleine Messe am Rande des Wirtschaftstags mit Teilnehmern wie Werder Feinkost, der Ölmühle, Käse-Hennig, Wachtelberg oder der Teemanufaktur Cande Natura. Hochgenuss liefern auch Werders Gärtner, die ihre Produkte zu schmackhaften Spezialitäten verarbeiten, wie die Privatbrennerei Schulz in Glindow, der Werderaner Tannenhof, Bergers Sanddorngarten oder der Obsthof Lindicke. Die örtliche Gastronomie greift bislang kaum darauf zurück, wie es gestern hieß. Henry Klix
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