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Samstags läuft der Frischemarkt noch recht gut. Doch der Sonntag trübt die Bilanz.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Werders Frischemarkt in der Krise

Betreiber will die Pacht halbieren. Kritik von Stadtverordneten und Händlern lässt er nicht gelten

Stand:

Werder (Havel) - Weniger Händler, weniger Besucher und kaum noch richtige Marktstimmung. Ist der Frischemarkt in Werder noch zu retten? Die Markt-Marketing + Veranstaltungsservice GmbH aus Königs Wusterhausen (mmv) hat bei der Stadt jedenfalls beantragt, die monatliche Pacht von 3200 Euro zu halbieren – aus kalkulatorischen Gründen, wie es heißt. Als Alternative droht eine höhere Standmiete. Der Markt läuft nicht so gut wie erhofft – und das, obwohl laut mmv vieles versucht wurde.

Vor drei Jahren hatte das Unternehmen, das in Brandenburg 15 Wochenmärkte betreibt, den Werderaner Frischemarkt übernommen. Es gibt ihn seit 1991, jedes Wochenende werden auf dem Strengfeld Obst, Gemüse, Backwaren, Fleischerzeugnisse und Spezialitäten aus der Region verkauft. Doch besonders am Sonntag würden die kalkulierten Einnahmen ausbleiben, heißt es von der mmv.

Das Rathaus hat die Möglichkeit, sich frühestens ab 2015 von der Firma zu trennen, so Beigeordnete Manuela Saß. Über die Pacht zu verhandeln sei eine Option, die der Vertrag durchaus zulasse. Unter den Stadtverordneten ist man davon mäßig begeistert: CDU-Fraktionschef Hermann Bobka fordert von der mmv ein Konzept, wie der Markt wieder wirtschaftlich betrieben werden kann.

Joachim Lindicke (SPD) ärgert sich, dass der Pächter es nicht schaffe, Grünanlagen und Marktplatz zu pflegen. Peter Hinze (Linke) erinnert daran, dass es bei der Neuausschreibung des Frischemarktes im Jahr 2010 vier Bewerber gegeben habe. „Die mmv will jetzt die Pacht zahlen, die die anderen drei geboten haben.“ Und Baldur Martin (Freie Bürger) warnt: „Es darf nicht sein, dass der Markt zu Tode gewirtschaftet wird.“ Die Stadtverordneten wollen nichtöffentlich über das weitere Vorgehen beraten.

Ein bisschen trauern sie alle den alten Zeiten hinterher, als einmal über 50 Händler am Wochenende von der Kundschaft regelrecht überrannt wurden. Auch Obstbauer Heiko Wels blickt wehmütig zurück. Die Kaufkraft sei zum Teil in die zahlreichen Supermärkte, zum Teil aber auch zum attraktiven Spargelhof Klaistow abgewandert, meint Wels, dessen Hof seit Anbeginn auf dem Frischemarkt dabei ist.

Und dennoch sollte der Markt wieder ein Aushängeschild für Werder werden, fordert er. Neue Händler müssten mehr Geduld haben und nach zwei, drei Malen nicht schon das Handtuch werfen. Und dass eingesessene Händler schon einpacken, bevor der Frischemarkt um 15 Uhr geschlossen wird, dürfe auch nicht passieren. „Da war mal mehr Ordnung drin“, sagt Wels mit Blick auf den Betreiber. Auch die Werbung lasse zu wünschen übrig, die Marktanlagen seien unansehnlich. Besonders den Sonntag habe die mmv „schleifen lassen“.

Den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen werde gar nicht einfach. „Dass andere das besser können als die mmv, glaube ich aber auch nicht“, sagt Wels. „Die wissen eigentlich wie es richtig geht.“ Die Stadt sollte dem Betreiber entgegenkommen, aber auch Bedingungen stellen, schlägt er vor.

Mmv–Geschäftsführer Rico Simolke beteuert, im ersten Jahr mehr für den Frischemarkt geworben zu haben als jeder seiner Vorgänger. Auch den Vorwurf, dass der Platz nicht gepflegt wird, weist er zurück. Der Markt werde jedes Wochenende gereinigt, allerdings falle in der Woche viel Schmutz an. „Auf die Jugendlichen, die dort ihre leeren Mc Donalds-Tüten liegenlassen, haben wir keinen Einfluss.“

Es habe auch zahllose Aktivitäten gegeben, den Sonntag zu beleben, zum Beispiel durch die Verbindung mit einem Trödelmarkt. Acht bis zehn Mal habe die Aktion „Frische trifft Trödel“ im vorigen Jahr stattgefunden – mit mäßigem Erfolg. „Der Sonntag wird einfach nicht mehr so gut angenommen“, so Simolke.

Am Samstag seien in Werder 30 Händler dabei, am Sonntag noch fünf. „Wenn wir Sonntag auch 30 hätten, wäre alles in Ordnung.“ So müsse über die Pacht oder die Standgebühr geredet werden. Neue Stände zu vermieten sei schwer, die Händler würden den Marktbetreibern längst nicht mehr die Türen einrennen.

Zeitweise habe es Überlegungen gegeben, den zentraleren Freitagsmarkt in Werders Altstadt, den die Firma auch betreibt, mit dem Sonntagsmarkt im Strengfeld zu tauschen. „Das war von den Händlern nicht gewollt.“ Deshalb laute das Motto für den Frischemarkt jetzt: Samstag stärken, Sonntag präsent bleiben. In diesem Sinne seien Aktionen wie der Osterzopf, das Erdbeer- und Kirschfest oder die Dickste Tomate und der Größte Apfel etabliert worden. „Was funktioniert, führen wir weiter“, sagt Simolke. „Wir sitzen ja alle im selben Boot.“

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