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Weder Anleger noch Bootslager. Die Bedingungen für den an der Kleinmachnower Schleuse ansässigen Ruderclub KST werden immer schwieriger. Den Ruderern fehlt nicht nur ein neuer Rudersteg, sondern inzwischen auch ein Dach für ihr Bootslager.

© Solveig Schuster

Ruderclub Stahnsdorf: Wie ein Fußballplatz ohne Tore

Der Stahnsdorfer Ruderclub kämpft nach Steg auch um das Bootslager. Nun appelliert man an die Politik.

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Stahnsdorf - Seit Jahren kämpft Stahnsdorfs Ruderclub um einen neuen Anleger für seine Boote. Nachdem ihm nun auch noch das Baurecht für ein Bootslager auf dem vereinseigenen Gelände verwehrt wird, droht dem Traditionsclub sogar das Aus. „Ein Clubgrundstück ohne Bootslager ist wie ein Fußballplatz ohne Tore“, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Stefan Biastock.

Seit fast 15 Jahren ist der Club an der Bäkepromenade unterhalb der Kleinmachnower Schleuse ansässig. Mit anfänglich einem Dutzend Mitgliedern richtete er ein völlig verwildertes Gartengrundstück am Teltowkanal zu einem gepflegten Vereinsgelände her. Gut waren die Bedingungen jedoch noch nie. Der Anleger, an dem die Ruderer ihre Boote zu Wasser lassen, ist in einem kaum mehr nutzbaren Zustand. Bei jedem Rudergang müssen sich die Wassersportler die maroden Einzelteile aus dem Wasser fischen und jedes Mal aufs Neue an Land ziehen. Eigentlich nur als vorläufiger Behelf gedacht, warten die Ruderer nun schon seit acht Jahren darauf, ihren neuen Anleger installieren zu dürfen. Doch das Wasser- und Schifffahrtsamt verweigert bis heute die Zustimmung (PNN berichteten).

Politiker kamen und gingen, versuchten zu vermitteln. Jetzt allerdings fürchten die Wassersportler, den bisherigen Rückhalt aus der Politik zu verlieren. Vor zwei Jahren hat die Gemeinde Stahnsdorf einen Bebauungsplan für einen Rad- und Wanderweg entlang des Kanals aufgelegt. Da das etwa 1000 Quadratmeter große Vereinsgelände darin weiter als Fläche für den Ruderclub ausgewiesen war, verließen sich die Ruderer darauf, ihr Areal weiter nach ihren Vorstellungen entwickeln zu können. So sollte das aus einem Stahlgerüst bestehende Bootslager ein neues Dach erhalten. Doch kaum begonnen, intervenierte ein Nachbar, erzwang bei der Baubehörde einen Baustopp, sagt der stellvertretende Club-Vorsitzende Martin Beilfuß.

Die Gemeinde Stahnsdorf hatte das Vereinsgrundstück bewusst in den Bebauungsplan eingeschlossen, um die Nutzung des Areals durch den Ruderclub dauerhaft planungsrechtlich zu sichern, so Pressesprecher Stephan Reitzig. Allerdings liegt das Areal im Landschaftsschutzgebiet Parforceheide. Wie die Gemeinde beim Umweltministerium erfuhr, würden Bauten, die über eine reine Bestandssicherung hinausgehen, dem Schutzzweck widersprechen.

Zurzeit lagern auf dem Gelände des Vereins über zwei Dutzend Boote im Gesamtwert von rund 100 000 Euro. Ohne Dach sind sie nun der Witterung schutzlos ausgeliefert. „Toll ist das nicht“, so Beilfuß. In einem Brandbrief wandte sich der Club an die Politik – Gemeindevertreter, Bürgermeister, Abgeordnete und den Landrat. Antworten erhielten die Ruderer nicht. „Das ist mega enttäuschend“, so Beilfuß. Der Club besitze inzwischen bundesweites Renommee, sei zudem nicht leistungs-, sondern breitensportlich orientiert. Gemeindesprecher Reitzig ist indes überzeugt, dass der Club noch Chancen hat. Der Verein sei aufgefordert, seinen Bauantrag nachzubessern und sich mit dem Umweltministerium ins Benehmen zu setzen, erklärte er. „Dort muss der Verein den Nachweis führen, dass eine Vereinbarkeit des von ihm geplanten Projekts mit der LSG-Verordnung möglich ist.“ In einem weiteren Rechtsstreit werden die Ruderer das Baurecht für das Bootslager jedenfalls nicht erzwingen können, weiß Beilfuß. Schon mehr als 18 000 Euro hat der Club im Streit um den neuen Bootsanleger investiert. Seit fast acht Jahren verweigert das Wasser- und Schifffahrtsamt den für den neuen Anleger benötigten Pachtvertrag. In einem inzwischen seit drei Jahren beim Potsdamer Amtsgericht anhängigen Verfahren hat der Club in diversen Gutachten alle bisher vorgebrachten Bedenken widerlegen können. Eine Entscheidung steht dennoch aus. Nachdem das Schifffahrtsamt zunächst die Gefahr sah, aus der Schleuse kommende Schiffe könnten den Anleger rammen, malte das Amt im Folgenden Unfallszenarien für die Ruderer selbst aus. Doch auch nachdem ein TÜV-Gutachter erklärte, dass es hunderttausendmal gefährlicher sei, sich auf ein Motorrad zu setzen, als an der Kleinmachnower Schleuse in ein Ruderboot zu steigen, bezweifelte die Behörde das Ergebnis. Das Gutachten würde die „Auswirkungen von Wind bei Leerfahrten“ nicht ausreichend berücksichtigen, argumentiert das Amt nun. Obwohl der Sachverständige auch ein solches Szenario bereits ausschloss, ordnete das Gericht zur Klärung dieser Frage ein weiteres ergänzendes Gutachten an. Zahlen muss es zunächst der Club.

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