Potsdam-Mittelmark: Wie eine Bombendetonation
Gasexplosion in Teltower Einfamilienhaus / Polizei vermutet Manipulation an der Leitung
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Teltow - Vermutlich nach der Manipulation an einer Gasleitung ist am Sonntagabend ein Einfamilienhaus in der Teltower Gartenstraße explodiert. Es werde gegen Unbekannt wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion ermittelt, sagte die Sprecherin des Polizeipräsidiums Potsdam, Anja Resmer, nach ersten Untersuchungen der Kriminaltechniker am Montagnachmittag. Die Federführung liege beim Kommissariat für schwere Kriminalität in Potsdam. Bei der Explosion ist offenbar niemand verletzt worden. Die in dem Haus wohnende Familie sei zum Unglückszeitpunkt bei Verwandten in Berlin gewesen, hieß es. Zu Tatverdächtigen machte die Polizei gestern noch keine Angaben. „Wir ermitteln in alle Richtungen und verfolgen verschiedene Ansätze“, sagte Polizeisprecherin Resmer. Die Befragungen der Beteiligten dauerten noch an.
Schockiert standen die Nachbarn noch gestern vor dem zerstörten Einfamilienhaus in der Teltower Gartenstraße. Der Dachstuhl ist eingestürzt, die gesamte vordere Fassade des Hauses wurde herausgerissen, der Blick in die zerstörte Küche ist frei – der Kühlschrank steht offen. Vom Zimmer daneben ist nur noch die Gardine übrig geblieben – sie hängt verloren an der provisorisch abgestützten Zimmerdecke.
Das Gebäude war am Sonntagabend kurz vor 18.30 Uhr mit lautem Knall und einer riesigen Rauch- und Staubwolke in die Luft geflogen. Aus dem Keller schlugen Flammen, die von einem massiven Aufgebot an Feuerwehrkräften gelöscht wurden. „Wir haben gedacht, eine Bombe ist detoniert“, erzählte ein Nachbar am Montagmorgen. Die Fenster der umstehenden Häuser erzitterten – einige zerbrachen, Türen sprangen auf und Bilder fielen von der Wand. Dachteile des Hauses, Glassplitter und Küchenutensilien flogen teilweise über 100 Meter bis auf die Nachbargrundstücke.
Es folgten bange Stunden, denn lange war nicht klar, ob die Bewohner im Haus waren und ob weiter Gas austrat. Gegen 22 Uhr jedoch erschien die dreiköpfige Familie mit Mutter, Vater und erwachsenem Sohn unverletzt an der Unglückstelle. Trotzdem suchten die Rettungskräfte in der einsturzgefährdeten Hausruine auch am Montagmorgen noch nach möglichen weiteren Verschütteten. Spürhunde hatten bei der Suche am Abend angeschlagen, und das Technische Hilfswerk hatte mit einem Bio-Scanner mögliche Lebenszeichen festgestellt. Am Montagmorgen gegen 7.30 Uhr schlugen plötzlich noch einmal Flammen aus dem Keller des Hauses, die von Teltower Feuerwehrleuten mit 500 Liter Wasser schnell gelöscht wurden. Am Vormittag wurde die Suche nach möglichen weiteren Vermissten eingestellt. „Wir gehen nicht mehr davon aus, jemanden zu finden“, sagte Polizeisprecherin Diana Jende. Unklar blieb, warum die Hunde angeschlagen hatten.
Von den anderen Gebäuden in der Gartenstraße ist das unmittelbare Nachbargrundstück am stärksten betroffen. Hier wurde der Carport zerstört, Fenster durch die Druckwelle beschädigt. Die Bewohner dieses Gebäudes waren am Sonntagabend im Urlaub. Auch das Haus auf dem gleichen Grundstück unmittelbar hinter dem explodierten Gebäude stand leer. Nachbarn berichteten, dass die Bewohner vor etwa drei Wochen ausgezogen sind. Bis nach Mitternacht war auch Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) an der Unglücksstelle. Die Stadtverwaltung besorgte für die betroffene Familie, der es psychisch sehr schlecht gehen soll, ein Ausweichquartier.
Hagen Ludwig / Tanja Buntrock
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