Potsdam-Mittelmark: Wie Kinderaugen Werder sehen Kita erstellte Stadtführer für kleine Entdecker
Werder (Havel) – Wenn man sich in Werder mal verlaufen hat, gibt es eine gute Eselsbrücke, um sich schnell zurechtzufinden: Unter den Linden stehend, die Insel im Rücken, streckt man seine rechte Hand mit allen Fingern von sich und zählt ab: Der Daumen weist in die Potsdamer Straße, der Zeigefinger in die Brandenburger und der Mittelfinger in Richtung Kemnitzer Straße. Der Ringfinger wiederum steht für den Hohen Weg – und folgt man dem kleinen Finger, so erreicht man die Eisenbahnstraße.
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Werder (Havel) – Wenn man sich in Werder mal verlaufen hat, gibt es eine gute Eselsbrücke, um sich schnell zurechtzufinden: Unter den Linden stehend, die Insel im Rücken, streckt man seine rechte Hand mit allen Fingern von sich und zählt ab: Der Daumen weist in die Potsdamer Straße, der Zeigefinger in die Brandenburger und der Mittelfinger in Richtung Kemnitzer Straße. Der Ringfinger wiederum steht für den Hohen Weg – und folgt man dem kleinen Finger, so erreicht man die Eisenbahnstraße. Diesen und weitere nützliche Tipps für kleine Städtetouristen liefert das neue Buch „Werder – gestern und heute für Kinder“, das die Kita „Werderaner Früchtchen“ jetzt herausgegeben hat.
Mehrere Streifzüge haben die Kita-Kinder unter Leitung des Heimathistorikers Baldur Martin durch die Stadt unternommen. Es ging drei Mal über verschiedene Routen bis auf die Insel sowie über den Wachtelberg, durch die Plantagen im Norden und in den Stadtwald. Ihre Beobachtungen haben die drei- bis fünfjährigen Entdecker dabei kundgetan und den Experten Martin mit Fragen gelöchert.
Ihre Erzieherinnen haben dabei jede Menge Anregungen bekommen, was für die Kinder Werder ausmacht. „Wir wollten sie damit an die Geschichte unserer Stadt heranführen“, so Erzieherin Sylke Harp. Denn worüber sollten Kinder Fragen stellen, wenn sie nicht einmal wissen, was es früher gab?
Und so haben die kleinen Werderaner zum Beispiel erfahren, dass im Hohen Weg früher vorwiegend Obstzüchter lebten, dass die ihre geernteten Früchte auf dem Hof sortierten und dann mit dem Kahn über die Havel nach Berlin brachten. In der Sommerküche draußen wuschen die Vorfahren ihre Wäsche – und sonntags, am Badetag, auch ihre Kinder. Überhaupt spielte sich das Leben meistens draußen ab – „Fernseher und Computer gab es ja noch nicht“. Am Plantagenplatz haben die kleinen Entdecker einiges über Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. gelernt: Der hatte hier einst Maulbeerbäume pflanzen lassen, um darauf Seidenraupen zu züchten. Auch was ein Scharfrichter war, ist nicht verschwiegen worden, denn immerhin steht ja hier heute noch sein Haus. Da es in Werder aber immer weniger Verbrechen gab, musste sich der Scharfrichter als Abdecker verdingen und zum Beispiel Seife aus Tierknochen herstellen. Das stank so furchtbar, dass er nur außerhalb der Stadt arbeiten und leben durfte.
Es sind solche Anekdoten, die die Stadtgeschichte für Kinder greifbar machen. Im Reiseführer „Werder – gestern und heute für Kinder“ werden sie angereichert mit Fotos und vor allem mit Anregungen für Spiele, Experimente oder Fragen vonseiten der Erzieher, um das Gesehene zu festigen. Neben der Fünf-Finger-Eselsbrücke gehören dazu unter anderem das Malen von Bildern auf dem Mühlenberg, das Fühlen von Getreidesorten am Fuße der rekonstruierten Mühle oder auf dem Friedhof Ausschau zu halten nach den Namen berühmter Werderaner Persönlichkeiten wie Altenkirch, Dümichen oder Hagemeister.
Ursprünglich war das knapp 150 Seiten starke Büchlein nur als Anregung für die Erzieher der Kindertagesstätte „Werderaner Früchtchen“ gedacht. Die erste Auflage ist jedoch so schnell vergriffen gewesen, dass es jetzt einen Nachdruck geben soll. Und der dürfte sowohl für Ur- als auch für Neu-Werderaner mit Kindern überaus interessant sein. Bestellungen nimmt die Kita unter Tel. (03327) 430 85 entgegen. Thomas Lähns
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