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Ein trauriges Bild: Der Wilhelmshorster Bahnhof ist mit Graffiti beschmiert, der Eingang zum neuen Tunnel wirkt wenig einladend, und für ältere und behinderte Menschen ist es schwer, auf die andere Seite der Bahntrasse zu kommen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Wieder am Punkt Null

Neue Hindernisse für den barrierefreien Ausbau des Wilhelmshorster Bahnhofstunnels

Stand:

Michendorf - Für den angestrebten barrierefreien Ausbau des Wilhelmshorster Bahntunnels haben sich neue Hindernisse aufgetan. Laut Bürgermeisterin Cornelia Jung hat die Deutsche Bahn AG mitgeteilt, dass der Tunnel nun doch nicht öffentlich gewidmet und ins Eigentum der Kommune übergeben werden könne. Die Bahn habe der Gemeinde lediglich angeboten, den Ausbau auf der Grundlage eines Gestattungsvertrages zu übernehmen, sagte Jung am Montagabend auf der Sitzung des Hauptausschusses. „Auf dieser Grundlage können wir laut Auskunft aus dem Infrastrukturministerium jedoch keine Fördermittel beantragen. Wir stehen praktisch wieder am Punkt Null“, erklärte Jung.

Seit Monaten bereits drängt der Wilhelmshorster Ortsbeirat auf den barrierefreien Ausbau des Tunnels. Seitdem er vor gut einem Jahr fertiggestellt worden ist, gibt es Ärger: Die 26 Stufen sind nicht nur für Behinderte, sondern auch für Mütter mit Kinderwagen und Kinder mit Fahrrädern eine Hürde. Zudem ist der neue Tunnel schmaler und dunkler geworden als der alte es war und ist damit in jüngster Zeit verstärkt Ziel von Sprayern und Farbschmierern geworden.

Die Bahn AG hat bereits abgelehnt, den Tunnel auf ihre Kosten barrierefrei auszubauen. Voraussetzung dafür wäre eine tägliche Zahl von 1000 Fahrgästen, die in Wilhelmshorst nicht erreicht werden, hieß es. Insgesamt würden laut Jung für den barrierefreien Ausbau 285 000 Euro veranschlagt. Neue Hoffnung keimte auf, als Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) zu Jahresbeginn eine 75-prozentige Förderung der Tunnelnachrüstung in Aussicht stellte, wenn die Gemeinde selbst als Eigentümer und Bauherr auftreten würde. Darauf hatte auch die Wilhelmshorster Ortsvorsteherin Irmgard Richard (SPD) gesetzt. Von der erneuten Wendung der Situation wolle sie sich jedoch nicht entmutigen lassen, sagte sie gestern. Insgesamt 906 Reisende, darunter einen Rollstuhlfahrer und 104 mit Fahrrad, hatten Mitglieder des SPD-Ortsvereins exemplarisch am 5. Mai von 4 bis 24 Uhr auf dem Bahnhof Wilhelmshorst gezählt. Zudem werde der Tunnel täglich von sehr vielen Menschen aus dem Ort genutzt, denn die Bahntrasse teile die Waldgemeinde der Länge nach und könne an nur wenigen Stellen überquert werden, so Richard.

„Das darf jetzt nicht das Ende der Geschichte sein“, sagte auch die SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior gestern den PNN. „Die Gemeindevertretung muss weiter nach Lösungen für die Barrierefreiheit suchen und dabei auch einmal deutlich Prioritäten setzen“, erklärte Melior, die das Thema selbst weiter verfolgen will. Behandelt werden soll das Problem ebenso auf der nächsten Sitzung der vom Landkreis gebildeten Arbeitsgruppe „Bahnhöfe und Bahnhofsumfelder“ am kommenden Montag.

In Sachen Ordnung und Sicherheit auf den Bahnhöfen Michendorf und Wilhelmshorst gebe es indes bereits ein Signal von der Bahn AG sagte Jung. Der Gemeinde sei die Vereinbarung einer Ordnungspartnerschaft angeboten worden, um schneller unter anderem auf Verschmutzungen und Beschädigungen reagieren zu können. Dieses Thema werde jetzt in den Ortsbeiräten behandelt.

Hagen Ludwig

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