Potsdam-Mittelmark: Wieder Ärger bei den Früchtchen
Eltern kritisieren Werderaner Kita. Stadtverwaltung weist Vorwürfe zurück
Stand:
Werder (Havel) - Von einem Wohlfühlklima könne keine Rede sein, berichtet ein Vater, dessen zwei Kinder die Kita „Werderaner Früchtchen“ besuchen. Vier Monate, nachdem bekannt wurde, dass die Potsdamer Staatsanwaltschaft gegen zwei Erzieherinnen der Einrichtung im Hohen Weg wegen des Verdachts der Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt, sind einige Eltern noch immer verärgert. Es gebe nach wie vor viele Probleme, geändert habe sich seither wenig. In einem offenen Brief an den Träger der Kita, die Stadt Werder, hat ein Elternpaar seinem Unmut jetzt Luft gemacht.
Die Liste mit den Vorwürfen ist lang: Die Angestellten würden gegeneinanderarbeiten, das pädagogische Konzept der Kita werde von ihnen nicht richtig angewendet. Zu viele Erzieher würden wegen Krankheit ausfallen. Das Nachsehen hätten die Kinder: Sie müssten sich in immer neue Gruppen eingliedern und mit fremden Betreuern vorliebnehmen. Das sei auch deshalb brisant, weil in der Kita noch immer die Erzieherinnen arbeiten würden, denen die Misshandlungen vorgeworfen werden.
Wie berichtet erstatteten damals drei Eltern Strafanzeigen gegen zwei Erzieherinnen der Kita. Es soll angeblich Klapse auf die Hand und kalte Duschen gegeben haben. Auch ein Eimer mit Sand soll einem Kind von einer Erzieherin über den Kopf geschüttet worden sein. Die Ermittlungen dauern noch an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft den PNN.
Mangelhafte Kommunikation und fehlende Transparenz ärgere manche Eltern, sagt Björn Kobow, der Verfasser des offenen Briefes. Man würde vor dem, was passiert sei, die Augen verschließen. „Hinter vorgehaltener Hand weiß jeder, wer es gewesen ist“, sagt ein anderer Vater. Er ist in der Kita auch einer der Elternsprecher. Auf einer Informationsversammlung der Stadt, erinnert er sich, habe die 1. Beigeordnete Manuela Saß ankündigt, dass sich die Situation bessere. „Sie ist aber nicht besser geworden.“
Über den Missmut bei den Eltern ist Saß überrascht. Erst auf dem letzten Elternabend habe sie nochmals ausführlich zu den Vorfällen Stellung genommen und die Haltung der Stadtverwaltung erläutert. Demnach spreche derzeit nichts gegen eine Weiterbeschäftigung der in den Fokus geratenen Erzieherinnen. Bisher sehe sie keinerlei Veranlassung für die Annahme, dass das Wohl der betreuten Kinder gefährdet sei, schreibt sie in einer Stellungnahme zum offenen Brief. Und das gelte so lange, bis es neue Erkenntnisse von der Staatsanwaltschaft gebe.
„Alle Eltern haben die Möglichkeit, aktiv an der Verbesserung der Abläufe mitzuwirken“, so Saß. Und zwar dank eines Beschwerdemanagement, das seit Oktober erprobt wird. Anregungen und Einwände können Eltern per Formular bei den Erziehern, der Kitaleitung oder dem -ausschuss abgeben. „Wir vereinbaren daraufhin ein Gespräch mit den Eltern“, erklärt die kommissarische Kitaleiterin Katrin Weimann. Das neue Angebot sei bereits von einigen Eltern genutzt worden.
Überrascht war auch der Vorsitzende des Kitaausschusses, Rico Reisch, von den aktuellen Vorwürfen. „Im Moment nehmen wir die Stimmung als gut war.“ Auch sein Kind wird bei den „Werderaner Früchtchen“ betreut. In der Winterzeit müsse man mit Krankheit und Urlauben beim Personal rechnen, da sei es normal, dass einzelne Gruppen aufgesplittet würden. Derzeit werden 214 Kinder von 21 Erziehern und einer Leiterin betreut. Schon öfter hätten die Eltern den Betreuungsschlüssel des Landes kritisiert, betont Saß. Die neuerliche Kritik mancher Eltern wird in Werder ernst genommen: Die Kitaleiterin habe ein Gespräch in einer großen Runde mit Eltern, Leitung und dem Kitaausschuss in Aussicht gestellt, berichtet der Vater, der den Beschwerdebrief verfasste. Eva Schmid
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: