Von Thomas Lähns: Wieder Schwung im Gemeindeleben
Verein „Dorv Club Seddin“ legt erste Varianten für Umbau des Rewe-Marktes zum Ortszentrum vor
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Seddiner See – Auf dem Lande ist er kaum noch zu finden: Der kleine Dorfladen, in dem man schnell mal etwas Milch und Brot besorgen kann und sich auf einen Plausch mit den Nachbarn trifft. In Seddin und Kähnsdorf haben sich vor anderthalb Jahren Bürger zusammengetan, die diesem Trend im eigenen Ort entgegenwirken wollen. Im ehemaligen Rewe-Markt in der Hauptstraße, der vor sieben Jahren seine Türen schloss, soll in naher Zukunft ein Ortszentrum mit Lebensmittelladen und Platz für Dienstleister wie Friseur oder Post entstehen. Auch die Kultur soll einen Platz finden. Das Kommerzielle reicht dem Gesellschaftlichen die Hand, so das Ziel.
Jetzt sind die Initiatoren des Projektes „Dorv-Zentrum Seddin“ wieder einen Schritt vorangekommen: Nachdem sie in diesem Monat einen Verein gegründet haben, um als fester Ansprechpartner auftreten zu können, soll nun ein Architekt ins Boot geholt werden. Bis zum Sommer soll er konkrete Entwürfe ausarbeiten, wie sich das gemeindeeigene Gebäude für „Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung“, so der ausführliche Titel des Projektes, nutzen ließe. Danach sollen Fördermittel für den Umbau beantragt werden. Ende kommenden Jahres könnte dann eröffnet werden, so Ellen Krahnert vom „Dorv Club Seddin“ gegenüber den PNN. Die Gemeindevertretung hat dafür jetzt grünes Licht gegeben und knapp 26 000 Euro für die Planungskosten bereitgestellt.
Das Konzept des „Dorv-Zentrums“ stammt aus den alten Bundesländern und ist in Brandenburg bisher einmalig. Der Mix aus Lebensmittelmarkt, Dienstleistungszentrum, Kulturstätte und vielleicht sogar medizinischer Versorgung soll die Einwohner zum Gang ins „Dorv“ bewegen. Außerdem sollen sie von Anfang an fest mit eingebunden werden und sich mit der Ortsmitte identifizieren. Ein erster Schritt war eine Umfrage im vergangenen Jahr, in der sich eine große Mehrheit für das Projekt ausgesprochen hat. Künftig sollen sich die Einwohner aber auch ehrenamtlich einbringen können oder eine Bürgeraktie erwerben. Auf diese Weise soll nicht nur das öffentliche Leben in Schwung gebracht werden, es sollen kleine Wirtschaftskreisläufe entstehen.
Wie groß das Angebot des Seddiner Zentrums bei seiner Eröffnung sein wird, ist letztendlich eine Frage des Geldes und der räumlichen Möglichkeiten. Der „Dorv Club“ hat drei erste Varianten für den Umbau des 480 Quadratmeter großen Marktgebäudes vorgelegt, die in der Summe zwischen 478 000 und 788 000 Euro kosten würden. Die kleinste Variante sieht nur einen Laden und ein Stehcafé vor, eine zweite ergänzt den Laden mit einem Lesecafé. In der dritten Variante ist zusätzlich von einem Mehrzweckraum die Rede. Dies wäre zwar am teuersten, allerdings rechnen die Initiatoren in dem Fall auch mit einer 75-prozentigen Förderung.
Darüber hinaus sollen die Bürger bei Abbrucharbeiten am Rewe-Markt sowie bei der Gestaltung der Außenanlagen selbst mit Hand anlegen. Aus dem Verkauf der Bürgeraktien könnten insgesamt 5500 Euro eingenommen werden. Schließlich würde sich das Projekt auch durch die Mieten refinanzieren. Zwischen 20 000 und 22 000 Euro im Jahr seien erst einmal möglich, heißt es seitens des Vereins. Allerdings hat das Dorv-Zentrum auch Wachstumspotenzial: Dem Laden könnten bald andere Gewerbetreibende und vor allem Vereine folgen, so die Hoffnung.
Am 9. Mai will sich der junge „Dorv Club Seddin“ den Bürgern vorstellen und über den aktuellen Stand des Projektes berichten. „Wir würden uns auch freuen, wenn sich dabei weitere Mitstreiter finden“, sagt Ellen Krahnert. Die Veranstaltung in der Gaststätte „Drei Linden“, Kirchplatz 4, beginnt um 19 Uhr.
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