
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Wildenbrucher Ortsmitte komplett
Am Freitag wurde die sanierte Dorfstraße freigegeben – der Weg war lang
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Michendorf – Sie haben gestritten, gekämpft – und zum Schluss sogar demonstriert: „Asphalt nein danke!“ lautete für lange Zeit die Parole in Wildenbruch. Im Zuge des Ausbaus der Dorfstraße wollte eine Mehrheit der Anwohner lieber das historische Ortsbild erhalten – als am Ende mit einer Teer-Variante bares Geld zu sparen. Denn 90 Prozent der Baukosten von 276 000 Euro werden auf die Anwohner umgelegt.
Es war eine denkbar seltene Konstellation, die sich da ergeben hatte: Während die Bürger lieber Zehntausende Euro mehr für Natursteinpflaster ausgeben wollten, hätte sich der Ortsbeirat nicht zuletzt aus Rücksicht auf die Geldbeutel der weniger gut betuchten Anlieger mit Asphalt begnügt. Gestern ist nun die Wildenbrucher Dorfstraße nach einjähriger Bauzeit für den Verkehr freigegeben worden: Eine 215 Meter lange Piste vom Ortskern bis hinunter zum Parkplatz am Strand des Seddiner Sees, mit Asphalt in der Mitte und Naturstein am Rand sowie in den Parkbuchten.
Auch mit Blick auf die erschöpfenden Debatten im Vorfeld war Ortsvorsteher Manfred Bellin (FBL) mit dem Ergebnis zufrieden. „Es ist ein guter Kompromiss, mit dem hoffentlich alle Bürger leben können“, sagte er. Denn die alte Buckelpiste hatte niemanden zufriedengestellt: Weder die Anlieger noch die unzähligen Badegäste, die hier im Sommer parken, um dann einen Spaziergang um den See zu unternehmen oder Baden zu gehen. Und erst recht nicht die Gemeinde, die immer wieder versucht hatte, das Parkchaos irgendwie in den Griff zu bekommen.
Ortschef Bellin erinnerte daran, dass bereits vor zehn Jahren diskutiert wurde, die Dorfstraße zu erneuern. Immerhin hatten viele Anlieger bereits ihre historischen Vierseithöfe saniert. Doch ein Jahr später kam die Gemeindefusion mit Michendorf dazwischen, andere Prioritäten wurden gesetzt – unter anderem erhielt Wildenbruch ein neues Gemeindezentrum in der alten Schule. Hier, direkt neben der Kirche, befindet sich seitdem eine Außenstelle des Michendorfer Standesamtes.
2006 wurden dann im Ort kurzfristig Holzpoller aufgestellt, um den völligen Parkkollaps zu verhindern – mit begrenztem Erfolg. Immer wieder klagte vor allem die Feuerwehr darüber, dass sie an den Wochenenden, wenn Erholungssuchende zu Hunderten in den kleinen Ort einfallen, für Rettungseinsätze nicht hinunter zum See käme. Ein erneuter Anlauf für den Ausbau der Straße wurde 2008 unternommen. Und es dauerte weitere drei Jahre, bis schließlich das nötige Geld im Haushalt der Gemeinde zur Verfügung stand.
Von der sonst üblichen Blechlawine in Wildenbruch war gestern wenig zu sehen. Allerdings war bereits zu hören, dass Besucher an den vergangenen Wochenenden auch weiterhin am Straßenrand geparkt hätten. In Anbetracht der großzügigen Straßenbreite kann das Ordnungsamt nicht einmal einschreiten. Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) kündigte einen erneuten Vorstoß beim Landkreis an, um ein Parkverbot für den Wildenbrucher Ortskern durchzusetzen.
Hoffnung setzen die Bewohner indes auch auf den Bau eines weiteren großen Parkplatzes am Ortseingang. Die Flächen seien bereits aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgelöst worden, im kommenden Jahr soll das Bauvorhaben umgesetzt werden, so Bürgermeister Mirbach. Thomas Lähns
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