Von Thomas Lähns: Wilhelmshorster Ortsbeirat wählt den Wechsel
Gerd Sommerlatte (UWG) als Ortsvorsteher abgelöst / Knappe Mehrheit für Irmgard Richard (SPD)
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Michendorf - Gerd Sommerlatte (UWG) ist nicht mehr Ortschef von Wilhelmshorst. Der langjährige Ortsbürgermeister wurde am Dienstagabend wider Erwarten nicht in seinem Amt bestätigt. Der Ortsbeirat hat mit einer knappen Mehrheit von fünf zu vier Stimmen die frühere Vorsitzende des Wilhelmshorster Sozialausschusses, Irmgard Richard (SPD), zur Ortsvorsteherin gewählt. Die Personalie wird auch für die Groß gemeinde Konsequenzen haben.
„Wir wollten den Wechsel“, sagte Richard gestern auf PNN-Anfrage. Dafür hat sich die SPD offensichtlich mit den beiden CDU-Abgeordneten Reinhard Mirbach und Wolfgang Link sowie mit dem Grünen Ingo Maaß zusammen getan. Es wurde geheim abgestimmt. Die vier übrigen Sitze im Beirat werden von der Initiativgruppe für Wilhelmshorst (IGW) besetzt, der auch Gerd Sommerlatte angehört. Er gab sich gestern verärgert: „Das ist Parteienklüngel. Hier werden irgendwelche Fäden hinter dem Rücken des Bürgers gezogen.“ Sommerlatte verweist auf sein respektables Ergebnis bei der jüngsten Kommunalwahl: Mit 533 hat er die meisten Stimmen im Ort bekommen. Irmgard Richard kann nur 100 vorweisen.
Doch nicht die Bürger wählen den Ortsvorsteher, sondern der Ortsbeirat. Und der kann laut Gemeindeordnung jedes Mitglied benennen.
Mit Zahlen kann Irmgard Richard indes auch aufwarten: „Unsere Abgeordneten haben insgesamt 1234 Stimmen bekommen, die IGW 1034.“ Den Posten als stellvertretender Orts vorsteher lehnte Sommerlatte nach der gescheiterten Wiederwahl am Dienstag ab, auch seine Fraktionskollegin Renate Hobeck wollte sich dafür nicht zur Verfügung stellen. Der Kelch blieb schließlich bei Gerhard Mühlbach (SPD) hängen.
Sommerlatte verfügt über großes Renommee im Ort: Gerade wenn es um die Vertretung von Wilhelmshorster Interessen gegenüber den anderen Ortsteilen geht, schlägt er oft kräftige Töne an. Vor gut einem Jahr hatte er den letztendlich gescheiterten Abwahlantrag gegen Gemeindebürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) initiiert. Als Jungs Gegenspieler könnte er nun aber auch von einer anderen Position aus angreifen: Sommerlatte wird am kommenden Montag als Vorsitzender der Gemeindevertretung kandidieren. Dies hat er gestern bestätigt. Er wird damit voraussichtlich gegen CDU-Mann Mirbach antreten.
Zumindest von der Wilhelmshorster Ortsspitze werden in Zukunft wohl moderatere Töne in Richtung Großgemeinde gehen. „Diese Engstirnigkeit muss abgebaut werden“, sagte Irmgard Richard gestern und verwies sowohl auf das „Hin und Her“ zwischen den Ortsteilen, als auch zwischen Alt- und Neu-Bürgern. Sie selbst ist vor 15 Jahren aus Mönchengladbach zugezogen, arbeitete hier als Arzthelferin und ist jetzt pensioniert. Viele Projekte im Ort hat sie angestoßen, so die Ganztagsschule, die AG Ortsgeschichte und die Gründung des Jugendclubs mit Sozialarbeiterstelle. „Viele ehrenamtliche Sachen habe ich bislang eher im Hintergrund gemacht.“
Bürgermeisterin Jung rechnet indes mit dem nächsten Nadelstich aus der Gemeindevertretung: „Man wird mich wohl nicht als Vorsitzende des Hauptausschusses bestätigen“, sagte sie gestern den PNN. In einer gemeinsamen Sitzung mit den Fraktionschefs sei ihr dies angekündigt worden. Normalerweise belegt der Bürgermeister diesen Posten. „Keine Machtposition, es arbeitet sich nur einfacher, wenn ich die Tagesordnung gestalten kann“, so Jung. Der Verwaltungsvorschlag für den Sitzungskalender werde wohl auch nicht angenommen, vermutet sie. „Wir sollten uns bei inhaltlichen Fragen fetzen, nicht bei so etwas.“
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