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KulTOUR: Wir brauchen Berlin!

Zauchwitzer Reisemuseum „im Aufbau“ lädt Besucher des Deutschen Wandertags in sein Schaudepot ein

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Beelitz - Wanderer, kommst Du nach Z., so versäume nicht, nach der Dorfstraße 16 zu fragen! Hier liegt ein Schatz, den sonst die Welt nicht kennt. Beispielsweise eine Kollektion von über 100 Wanderstöcken verschiedener Zeiten und Herkunft, manche sind viel herumgekommen, andere blieben nur Zierde. Der mit gut viereinhalb Metern größte wird wahlweise Herrn Rübezahl (ja, dem aus den Bergen) oder Meister Krüger aus dem 250-Seelendorf Zauchwitz zugeordnet.

Die genannte Adresse gehört zum mächtigen Vierseithof Michael Hagens, dessen Hoftor ein vierblättriges Kleeblatt ziert. Aha, Wanderfreunde! So ist es. Da er selbst gern auf Schusters Rappen wandelt, hat er große Teile seiner Gelasse den Visionen von Klaus Hänel überlassen, einst bei der Stadt- und Verkehrsplanung tätig, jetzt Ruheständler, begeisterter Sammler und Museologe in eigener Sache, ehrenamtlich, versteht sich.

Hänel reist gern, bringt dies und das mit nach Hause, doch als er erfuhr, dass es außer in Meran (seit 2004) weltweit kein einziges Reisemuseum gibt, war es beschlossene Sache, so etwas in Z. aufzubauen. Obwohl in ganz Beelitz nicht ein einziges Schild auf den Schatz zu Zauchwitz verweist, ist das Projekt unter dem Namen „Schaudepot für das weltweit erste Universal-Reisemuseum (privat, im Aufbau)“ nach sechs Jahren so weit gediehen, dass Klaus Hänel es gerne diese Woche in den „Deutschen Wandertag 2012“ im Fläming integriert sehen möchte.

Mit dem Wort „universal“ will er sich von thematisch ausgerichteten Reise-Museen abgrenzen, die gibt es hier oder dort bereits. Nächsten Sonnabend, 23. Juni, wird es ein Museumsfest geben, mit offenen Türen zum Depot, Suppe und Kuchen, den ersten vier Teilbänden über das Reisen, einem Angebot, zusammen mit Michael Hagen die Region zu erwandern. Und mit einem Spezialisten für Stock-Jonglage aus der Hauptstadt.

Mit einer Münzpräge „für regionales Geld“, eigenen Produkten und selbst hergestellten Souvenirs, mit verrückten Ideen und sympathischem Augenzwinkern will er „die Region“ auch unter Wandersleuten bekannt machen. „Wir brauchen Berlin, sonst schaffen wir das hier nicht“, sagt Hänel. So viele gibt es nicht, die sich mit Leib und Seele für das Vorankommen der Region engagieren!

Ob die Einladung aufgeht, Zauchwitz zum Zwischenhalt zu machen, ist fraglich. Einerseits wird man einen Tag lang nicht fertig, sich die ungezählten, in zwölf Abteilungen geordneten Exponate anzuschauen, andererseits beginnt gerade hier das Reisen im Kopf. Der lokale Münzapparat für Cent-Fünfer, das Stockarium und ein selbstgebautes Gefahr-Signalometer wollen besichtigt werden, die Sammlung uralter und neuer Reiseliteratur, Mitbringsel jeder Art, Wimpel, Reisehüte, Reisekleidung, ein Faltboot aus den Goldenen Zwanzigern, alles, was zur Dokumentation des Erlebten gehört, Tropenhut und Taucherbrille, Koffer, Taschen, Karten und Nachschlagewerke, sogar ein Wohnzimmer ist nachgestellt, wo alles Reisen beginnt und endet. Wer hätte schon mal eine hundertjährige Schiffs-Speisekarte gesehen? Tausenderlei mehr.

Klaus Hänels Vision endet nicht an der Depottür, er träumt von einer „Reisekulturmeile“, darin auch Platz für seine Sammlung ist. Also Schilder aufgestellt, per Internet geworben, ob eines solchen Kleinods muss doch getrommelt und gepfiffen werden, bis auch der letzte Wanderer sein „Z.“ ins Fahrtenheftlein einträgt. Gerold Paul

Öffnungszeiten vom 20. bis 25. Juni täglich ab 11 Uhr, sonst nach Vereinbarung, Telefon (0152) 0859 7716

Gerold Paul

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