Potsdam-Mittelmark: „Wir haben uns im Ort eingemauert“
Zäune, Gleise, Eigentumskonflikte: Mit den Wanderwegen in Bergholz-Rehbrücke sieht es schlecht aus
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Zäune, Gleise, Eigentumskonflikte: Mit den Wanderwegen in Bergholz-Rehbrücke sieht es schlecht aus Von Volker Eckert Nuthetal - Die Bestandsanalyse von Kreiswegewart Rudi Hommel war ernüchternd: „Wir haben uns in Bergholz-Rehbrücke eingemauert.“ Man könne den Ort nur noch über die Landstraße verlassen, aber nicht mehr auf Fußwegen: keine Brücken, um die Nuthe zu überqueren, Eisenbahnlinien, Zäune. Die Misere hatte die Orts-SPD angeregt, das Thema Wanderwege am Mittwochabend im alten Heizhaus zur Diskussion zu bringen. Damit schien die Ortsvereins-Chefin Monika Zeeb einen Nerv zu treffen, rund 30 Zuhörer drängten sich im kleinen Speisesaal der Schule, deutlich mehr bei der jüngsten Veranstaltung der Genossen zum P+R-Platz am Bahnhof. Referent Rudi Hommel war nicht nur skeptisch in seiner Bewertung der momentanen Situation; er hatte auch eine Erklärung für die Misere: Privatinteressen würden über die der Allgemeinheit gestellt. Beispiel Kanuclub: Warum musste der Zaun bis über den Weg hinaus zur Nuthe hinunter gezogen werden? Auch der Bauer Olaf Killat unterbreche die Wanderwege durch Zäune. Oder die Einzäunung des Randstreifens vor seinem Haus durch einen Anwohner in der Schlüterstraße, genehmigt durch die Gemeinde: Da werde öffentlicher Raum geopfert. Das Bewusstsein für das Bedürfnis der Menschen, sich frei zu bewegen, sei nicht da, beklagte Hommel mit beschwörendem Tonfall. Nicht nur von ihm wurde an diesem Abend auf die Brandenburger Verfassung hingewiesen, in der ein Grundrecht auf Zugang zur Natur verbrieft ist. Ein weiterer Problemfall: Der ehemalige Bahnübergang am Buschberg, laut Hommel einst der beliebteste Wanderweg zwischen der Gemeinde und der Waldstadt – jetzt gesperrt. Hier regte der Baumschutzbeauftragte Detlef Pfannschmidt an, bei der Bahn einen Überquerung zu beantragen. Die Sicherheit liege auch im Interesse des Konzerns, eine kleine Brücke sei förderfähig. Und natürlich wurde auch über die Wege an der Nuthe gesprochen. Hommels Vorschlag: Eine Heizleitung mit Steg existiert nördlich der Königsbrücke. Wenn man hier ein paar Roste auflegt, die sie passierbar machen, wäre die Verbindung nach Potsdam auf diesem Wege wieder hergestellt. Was die Zäune von Bauer Olaf Killat anbetrifft, plädiert Hommel zumindest für die Öffnung des Dammkronenwegs. Killat war zwar gekommen, äußerte sich aber nicht, obwohl mehrmals angesprochen. Hommels Sorge: Das aufwendigste an den Wanderwegen sei die Unterhaltung, deshalb sei die Gemeinde vielleicht gar nicht so traurig, wenn es weniger öffentliche Wege gäbe. Zuhörerin Barbara Jüngling hatte da einen Vorschlag: Ein-Euro-Jobber könnten die vorhandenen Routen günstig instandhalten. Glindow habe es mit einem ähnlichen Modell vorgemacht, wie man so zu gut ausgebauten und beschilderten Wegen komme. Christel Landenberger von der Lokalen Agenda reagierte aber skeptisch: Das muss professioneller gemacht werden. Als schließlich alle auseinander gehen wollten, stellte Alfred Täufel die Frage, was man denn nun konkret tun wolle. Gerhard Kruspe, der für die SPD in der Gemeindevertretung sitzt, sah ziemlich schwarz, auf politischen Weg etwas zu bewegen: „Die SPD hat gerade mal drei Sitze in der Gemeindevertretung. Und davon sind zwei Abgeordnete aus Saarmund.“ Einer der Vorschläge von Rudi Hommel lautete deshalb: Um Verständnis in der Gemeindevertretung für die Probleme zu wecken, will er demnächst einen Rundgang zu einigen der Problempunkte anbieten.
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