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KulTOUR: „Wir machen das Konzert!“

Italienischer Abschluss der Reihe „Kunst und Kirche“ in Wildenbruch

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Michendorf · Wildenbruch - Eigentlich hätte das Abschlusskonzert „Kunst und Kirche 06“ in Wildenbruch letzten Sonnabend nicht stattfinden sollen. Der Gemeindekirchenrat als Veranstalter war drauf und dran, dem Organisten Wieland Meinhold abzusagen – zwei Vorbestellungen für ein sattes Konzert im italienischen Stil des 17. und 18. Jahrhunderts waren eher peinlich, zumal man den Erfurter als „Starorganisten“ ankündigte. Dieser aber wollte, nach seinem Konzert vor zwei Jahren, unbedingt wieder unter dem Fachwerkturm der Feldsteinkirche spielen: „Wir machen das Konzert!“

Ein Glück, denn dank seines Nachdrucks vernahmen fast dreißig Besucher in Noten und Worten ein so heiteres wie belebendes Programm, welches sogar die erfrischende Kühle des Kirchraumes vergessen ließ. Nach der Eröffnung mit Frescobaldis „Toccata cromatica per l'' Elevazione“ befreite er seine Hörerschaft von dem Zweifel, irgendeine Schuke-Orgel zu hören. Sei auch eine Pfeife daraus entwendet, so erinnere ihre „Schwebung“, also die absichtliche Verstimmung im Achtfuß-Register, auffällig an die Art, wie man zu Frescobaldis oder Zipolis Zeit im Stiefelland dies Instrument zu hören bekam. Die „unda maris“ im Bereich der flauto traverso käme seinem Programm „Virtuoses aus Italien“ sogar ostentativ entgegen, kommentierte der „Universitäts-Organist“ von der Uni Weimar/Erfurt.

Aus dem Spätwerk Händels war dann ein viersätziges „Concerto italiano“ in F-Dur nach der Mode der Zeit für Orgel solo zu hören – helle, heitere Töne, was den moderierenden Instrumentalisten zu der Bemerkung trieb, Händels Musik sei eher gotisch als barock. Domenico Zipoli schuf seine Sammlung hübscher Hirtentänze als Jesuit in einem Kloster Argentiniens. Von ihm war die beseelte Pastorella C-Dur zu hören, leicht und flüssig über einem achtungsgebietenden Orgelpunkt komponiert. Nach Giorgio Gentilis A-Dur-Concerto, das ein kurzes, trauriges Adagio zwischen zwei Allegri gleicher Motivik stellt, brachte Wieland Meinhold eine sehr kompakte Improvisation eigener Feder zu Gehör. Sehr schön.

Er ist Jahrgang 1961 und scheint zu den Solisten zu gehören, denen mit leichter Hand so ziemlich alles gelingt. In Wildenbruch jedenfalls gab er das Allegro aus Torellis d-Moll-Konzert sowie Bachs „Aria variata alla maniera italiana“ in a-Moll (BWV 989) in zehn Variationen mit heiterem Geiste, manchmal so flink, bis die Ohren nicht mehr folgen konnten. Zwei kurze Sonaten von Scarlatti, abschließend das klotzige Adagio g-Moll von Albinoni, bei fast allen Beerdigungen dabei.

Dankbarer Applaus, als Zugabe Paul Gerhardts „Geh aus mein Herz“ im Eilzugtempo – es wäre schade gewesen, wenn dieses elegante Concerto italiano abgesagt worden wäre. Für den Gemeindekirchenrat geht damit ein wechselhaftes Veranstaltungsjahr zu Ende. Sechs Angebote von Ostern bis Oktober mit Orgel- und Cello-Konzerten, Chanson und Jazz, die Zuschauerzahlen freilich, so war zu hören, hielten sich eher in Grenzen. Zu groß die Konkurrenz, zu klein der Ort trotz seiner vielen „Zuwanderer“. Vielleicht. In jedem Fall denkt man über eine Fortsetzung nach. Alles braucht ja seine Zeit, solche Sachen müssen sich erst etablieren. Die Haltung des Erfurter Organisten könnte dabei hilfreich sein, nämlich trotz geringer Resonanz zu sagen: Wir machen das Konzert! Dann wird es schon

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