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Potsdam-Mittelmark: „Wir stehen in der Pflicht“

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark will Rentnerparadies werden / Landrat Koch sagt, wie das geht

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Der Landkreis Potsdam-Mittelmark will ein Rentnerparadies werden. Landrat Lothar Koch (SPD) hat vor kurzem angekündigt, die Region zum seniorenfreundlichsten Landkreis Brandenburgs zu machen. Unser Mitarbeiter Andreas Wilhelm sprach mit dem Landrat über konkrete Ziele und Herausforderungen des Projektes.

Herr Koch, haben Sie nach ihrer Ankündigung schon Anmeldungen von Senioren erhalten, die sich bei Ihnen niederlassen wollen?

Also ein Herr Müller oder eine Frau Schulz ist mir jetzt nicht bekannt, die gleich nach Belzig gezogen sind. Es haben aber schon verschiedene Institutionen ihr Interesse bekundet, die mit uns zusammenarbeiten wollen. Darunter ist auch ein in kirchlicher Träger aus Berlin. Nun müssen wir abwarten, wie die konkreten Verhandlungen aussehen.

Was hat denn der Landkreis davon?

Im Prinzip nichts. Wir treten ja lediglich als Organisator auf. Und dann später als Verwaltung, wenn es tatsächlich zu einem Bevölkerungszuwachs kommt.

Was entgegnen Sie, wenn man Ihnen vorwirft, nur die Zuweisungen vom Land kassieren oder die Portemonnaies der wohlhabenden Rentner schröpfen zu wollen?

Das ist in meinen Augen kompletter Unsinn. Was wir möchten, richtet sich ja an die Menschen im Landkreis. Dort, wo Hemmnisse in der Gesellschaft auftreten, wollen wir helfen, dass sich die Bürger selbst verwirklichen können. Unsere Absicht ist es nicht, auf ihre Geldbeutel zu schielen.

Welche Maßnahmen hinsichtlich Medizin, Erholung, Gastronomie oder Barrierefreiheit wollen Sie realisieren?

Also in punkto Barrierefreiheit sind wir ja Vorreiter im Land. Wir waren ja der erste Landkreis, der sich diesen Punkt auf die Agenda geschrieben hat. So begleitet zum Beispiel unser Behindertenbeauftragter alle öffentlichen Baumaßnahmen im Landkreis. Und was die medizinische Versorgung betrifft: Wir sind derzeit dabei, für unser Kreiskrankenhaus in Belzig einen Partner zu finden, der sich intensiv mit dem Thema Seniorenfreundlichkeit auseinandersetzt und die ambulante und stationäre Versorgung absichert. Dann wollen wir natürlich auch sehen, dass wir dem Ärztemangel in der Region entgegentreten können. Gleichzeitig stehen wir natürlich auch in der Pflicht, an Hotels und Pensionen heranzutreten. Wir wollen Anregungen geben, wie sich zum Beispiel solche Betriebe mit Angeboten der naturnahen Ernährung und gesunden Betätigung auseinander setzen. Da gibt es auch schon sehr schöne Ansätze im Landkreis.

Und was soll das Projekt den Landkreis kosten?

Das muss von Fall zu Fall konkret betrachtet werden. Eine genaue Summe kann man da nicht nennen. Wir können ja schließlich als Landkreis keine eigene Wohnungsbaugesellschaft gründen, die nur Seniorenwohnungen baut. Wenn es aber um die Sanierung eines Hauses im Stadtkern geht, dann sind wir wieder in unserer organisatorischen Funktion gefragt. Dazu zählt auch, das Baurecht großzügig zu gestalten sowie zusammen mit Eigenmitteln Geld des Landes einzuwerben, wenn es um größere Projekte geht.

Wie viele Rentner verträgt denn der Landkreis?

Also wir werden uns hüten, darauf zu hoffen, dass die Senioren jetzt zu Tausenden nach Potsdam-Mittelmark ziehen. Wir müssen sehen, wie sich die Zahlen langfristig entwickeln. Und dabei spielen die unterschiedlichsten Faktoren eine Rolle: A geht es um unsere eigenen Einwohner, B um Menschen, die zu uns ziehen möchten und schließlich auch darum, wie interessant die Angebote sind, die uns die Träger machen.

Was sagen die anderen Landräte Brandenburgs? Wirft man Ihnen Populismus vor?

Das ist ein Vorwurf, dem man sich natürlich stellen muss. Dieses Argument lässt sich aber leicht entkräften. Unser Vorhaben ist schließlich politisch abgesichert. Wir halten aus der Verwaltung dafür Personal vor. Das sind Mitarbeiter aus allen Bereichen des Landratsamtes, die sich in einem Netzwerk organisieren. Denn das Projekt berührt auch alle Bereiche, von der Regionalentwicklung über Gesundheit bis hin zum Wirtschaftsdezernat.

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