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Naturpark Nuthe-Nieplitz: Wo der Steinkauz fliegt

Nachdem die kleine Eulenart rund um Nuthe und Nieplitz fast ausgerottet war, leben dort nun wieder 15 Paare. Der Landschafts-Förderverein will die Zahl in den kommenden Jahren auf 100 erhöhen.

Von Enrico Bellin

Beelitz/Trebbin - Schüchtern kuscheln sich die beiden Steinkäuze am Naturparkzentrum Glauer Tal in ihrem Nistkasten zusammen. Die etwa 20 Zentimeter großen Vögel sind in einer Voliere direkt vor dem Naturparkzentrum Glauer Tal untergebracht und gehören zu den Käuzen, die bald wieder frei über den Naturpark Nuthe-Nieplitz fliegen sollen. Am gestrigen Mittwoch überbrachte Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) einen Förderbescheid über 543 000 Euro für das Projekt.

Das Geld stammt aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) und soll das Steinkauzprojekt in den kommenden fünf Jahren finanzieren. „Rund um den Trebbiner Ortsteil Glau leben derzeit zwei Brutpaare, die in diesem Jahr fünf Jungtiere großgezogen haben“, sagt Projektleiter Peter Koch vom Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung. Im gesamten Naturpark wurden zur Brutsaison im Frühjahr 15 Paare gezählt, dazu kommen noch zahlreiche Junggesellen, die noch auf der Suche nach einem eigenen Revier sind. „Die Tiere wurden über Jahrzehnte ausgerottet, jetzt dauert es entsprechend lange, sie wieder anzusiedeln“, so Minister Vogelsänger.

Rund um Nuthe und Nieplitz war der Steinkauz Peter Koch zufolge bis in die 80er-Jahre heimisch. Die Industrialisierung der Landwirtschaft mit großen Flächen und der Einsatz von Pflanzenschutz und Insektenvernichtern habe den Tieren aber die Lebensgrundlage entzogen, sie brauchen Hecken am Feldrand und ernähren sich von Insekten und kleinen Säugetieren. Ende 2011 wurde dann im Naturparkzentrum damit begonnen, die Tiere wieder anzusiedeln. Jährlich werden etwa 50 Tiere ausgewildert, die von zwölf Züchtern aus der Umgebung zuvor aufgezogen werden. „Wir haben allerdings bei den Jungtieren eine Sterberate von etwa 75 Prozent“, so Koch. Denn im Grunde seien alle Greifvögel Feinde des kleinen Kauzes, auch Marder passen durch die kleinen Öffnungen der Nistkästen und greifen Eier und Jungvögel an.

Um die Population im Park trotzdem auf etwa 100 Brutpaare aufzustocken, wie es die Naturparkverwaltung vorhat, sollen in den kommenden Jahren zehn neue Auswilderungsvolieren aufgebaut werden. Dabei handelt es sich um große Käfige, die offen bleiben und von denen aus sich der Steinkauz sein im Durchschnitt ein Quadratkilometer großes Revier erobert. Zehn davon gibt es bereits. „In ihrer Nähe gibt es aber schon Brutpaare, sodass wir von dort aus keine Tiere mehr auswildern können“, so der Projektleiter. Einige Käuze würden die Volieren ohnehin dauerhaft als Behausung nutzen und dort ihre Jungen großziehen. Durch die neuen Volieren soll sich das vom Steinkauz bewohnte Areal des Naturparkes verdoppeln, von derzeit etwa 300 Quadratkilometern auf 600. Dann würde es auch an den Naturpark Fläming heranreichen, in dem es ebenfalls eine kleine Population gibt. Das ist wichtig, da sich die Steinkäuze so vermischen können und eine mögliche Inzucht eingedämmt wird.

Wer die Tiere sehen will, muss Geduld mitbringen. „In der Nähe der Brutgebiete in Glau gibt es ganz gute Chancen, den Kauz zu sehen oder zumindest zu hören“, sagt Peter Koch. Im Februar beginne die Brutsaison, dann seien die hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiven Tiere noch einmal deutlich lauter. Am 10. März bietet der Landschafts-Förderverein eine Wanderung zu den Brutstätten an.

Auch durch das Wildgehege Glauer Tal direkt am Naturparkzentrum gibt es Führungen, etwa 15 000 Besucher begleiten die Mitarbeiter jährlich über die Heideflächen. Doch mit der eingezäunten Fläche hat der Verein ein Problem: Sie ist als Wald gewidmet und müsste deshalb dem Landesforst zufolge komplett offen sein. Bisher gab es für das Wildgehege eine Ausnahmegenehmigung, die wurde jedoch nicht verlängert. Wenn die Fläche nun umgewidmet wird, muss der Verein mehrere Hektar Wald als Ausgleich anpflanzen, obwohl kein einziger Baum gefällt wurde. Inzwischen gibt es Peter Koch zufolge sogar mehr Bäume als zur Eröffnung des Geheges 1999.

Die Vereinsmitglieder hoffen noch auf eine Ausnahmeregelung, die das Gesetz zulasse, wenn es sich bei den Maßnahmen um Biotoppflege handele. Minister Jörg Vogelsänger war dafür beim Wildgehege zuversichtlich: „Die vielen Heideflächen im Land auf ehemaligen Truppenübungsplätzen sind inzwischen oft zugewachsen, ihre Pflege ist wichtig.“ In den kommenden Wochen wolle er sich mit den Mitarbeitern von Forst und Naturschutz zusammensetzen und eine Lösung erarbeiten.

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