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Potsdam-Mittelmark: Wo Schwielowsee wachsen kann

Bis Oktober Vorentwurf für Flächennutzungsplan

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Schwielowsee - Das Land Brandenburg soll um 13,9 Prozent seiner Einwohner schrumpfen, der Landkreis Potsdam-Mittelmark um 6,7 Prozent. Für Schwielowsee sieht die Statistik bis zum Jahr 2030 erfreulicher aus: Das Landesamt für Bauen und Verkehr prophezeit der Gemeinde einen Zuwachs von 6,6 Prozent. Diese Zahl ist ein Eckwert des neuen Flächennutzungsplans, der derzeit vom Stadtplanungsbüro Sebastian Rohde und Landschaftsarchitekt Siegfrid Bacher, beide aus Berlin, vorbereitet wird. Mit Flächennutzungsplänen schreiben Gemeinden ihre beabsichtigte städtebauliche Entwicklung fest, sie bilden die informelle Grundlage für Bebauungspläne, die dann das Baurecht schaffen.

Rohde benannte in dieser Woche in den Ortsbeiratssitzungen erste Eckdaten des neuen Planwerkes. Die drei alten Flächennutzungspläne zusammenzufügen sei keine einfache Aufgabe: Geltow und Caputh hatten ihre Flächennutzungspläne im Jahr 1994 verabschiedet, Ferch im Jahr 2002 kurz vor der Gemeindefusion. In Geltow besteht das Problem, dass damals ausgewiesene Baugebiete inzwischen im Landschaftsschutzgebiet liegen – das Umweltministerium hat den Flächennutzungsplan einfach übergangen, als 1998 die LSG-Grenzen neu festgelegt wurden. Ob das Baugebiet Mörtel – im Geltower Flächennutzungsplan noch als Gewerbegebiet gekennzeichnet – tatsächlich wie vom Rathaus gewünscht für 100 neue Einfamilienhäuser reicht, sei Gegenstand von Verhandlungen mit dem Land, so Rohde.

Ebenso problematisch sind die weißen Flecken – das Niemandsland im Fercher Flächennutzungsplan. Schon der früheren Gemeinde Ferch war es vor sieben Jahren nicht gelungen, Erholungsgebiete wie Sperlingslust und Heideberg festzuschreiben und damit den Bestand von Datschensiedlungen und Wohnhäusern zu sichern. Auch sie befinden sich im Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseen“. Weil man sich mit dem Umweltministerium nicht einig wurde, blieben die Flächen damals weiß. Nun gibt es neue Verhandlungen über drei Varianten: Die Bereiche könnten als „Wohnbaufläche“, als „Sonderbaufläche Wochenendhausgebiet“ oder als „Grünfläche mit Erholungsgrundstücken“ ausgewiesen werden. Mit der letzten Variante wäre zumindest der Bestand der Wochenendhäuser gesichert, wobei keine neuen Baumaßnahmen möglich wären, so Rohde.

In Caputh stehe das „Blütenviertel“ – die Gewächshausbrache am Schmerberger Weg – im Mittelpunkt der Planung. Im Caputher Flächennutzungsplan ist sie noch als Landwirtschaftsfläche ausgewiesen, nun soll hier ein neues Wohnquartier entstehen. Wichtigste Frage: Ist die Bebauung einen „Innenentwicklung“, also nur eine Abrundung des vorhandenen Bestandes an Wohnhäusern? Wenn nicht, wären mit dem rund fünf Hektar großen Baugebiet vorerst alle anderen Bebauungspläne passé. Denn seit dem 15. Mai gilt der neue und übergeordnete Landesentwicklungsplan, und der räumt Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion innerhalb von zehn Jahren nur eine Wohnraumentwicklung von 0,5 Hektar pro 1000 Einwohner ein. Schwielowsee wird im LEP eine Funktion als Erholungsstandort zugewiesen. Rohde und Bacher möchten bis Oktober einen Vorentwurf des Flächennutzungsplanes vorlegen, heftige Diskussionen sind absehbar. Nach einem öffentlichen Beteiligungsverfahren soll ab März 2010 die Endfassung erarbeitet werden. Henry Klix

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