zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Wo Werder draufsteht, soll auch Werder drin sein

Premium-Säften in phantasievollen Mixturen gehört die Zukunft / Studie zu Möglichkeiten der Obst- und Gemüseverarbeitung vorgelegt

Stand:

Premium-Säften in phantasievollen Mixturen gehört die Zukunft / Studie zu Möglichkeiten der Obst- und Gemüseverarbeitung vorgelegt Von Hagen Ludwig Werder. Apfelsaft, direkt gepresst und naturtrüb, neben nicht alltäglichen Mischungen von Apfel, Kirsche Sanddorn und Holunder: Diese Produkte der Marke „Werder Frucht“ waren gestern zu einer kleinen, bunten Saft-Bar im Alten Rathaus der Blütenstadt aufgebaut. Und genau genommen waren die Flaschen mit dem bunten Etikett und der Inselsilhouette auch die Hauptakteure der Veranstaltung mit Agrarstaatssekretär Dietmar Schulze. Nach dem Motto „Wo Werder draufsteht, ist auch Werder drin“ könnte ihnen die Zukunft gehören: Säfte und Weine der Premium-Qualität, nachweisbar aus havelländischem Obst, schonend und phantasievoll verarbeitet. Das ist im Kern das Fazit einer gestern offiziell vorgelegten Studie des Instituts für Agrar- und Stadtökologie der Berliner Humboldt-Universität. Auftrag war die Entwicklungsplanung der Obst- und Gemüseverarbeitung in der Region Werder und dem Gemeindeverbund Groß Kreutz. Die Stadt Werder hatte diese Studie in Auftrag gegeben, um interessierten Investoren die Möglichkeiten für Obst- und Gemüseverarbeitung in der Region zu aufzuzeigen. Brandenburgs Agrar- und Umweltministerium hat das Projekt unterstützt. „Jetzt ist wissenschaftlich belegt, dass die Ansiedlung eines Verarbeitungsbetriebs in der traditionsreichen Obst- und Gemüseregion um Werder einem Unternehmen gute wirtschaftliche Perspektiven eröffnet", sagte Schulze. In der Region um Werder (Havel) sind 24 Betriebe zur Erzeugung von Obst und Gemüse ansässig, die insgesamt mehr als 3000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaften. Sie produzierten 2003 rund 9000 Tonnen Obst, vorwiegend Äpfel, Sauerkirschen, Sanddorn und Pflaumen. Davon wurden nur knapp 28 Prozent im Land Brandenburg verarbeitet. Gute Voraussetzungen also, endlich wieder einen verarbeitenden Betrieb direkt in Werder anzusiedeln. Diese Botschaft war der Abschlussbilanz der Studie bereits vorausgeeilt, und Geschäftsführer Manfred Memmert von der Süßmost- und Weinkelterei Hohenseefeld hatte die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Bereits Anfang dieses Jahres erklärte er gegenüber den PNN, dass sein Unternehmen bis zum Herbst 2005 in den Werderaner Havelauen einen zweiten Betriebsteil mit etwa 20 Arbeitsplätzen errichten will. Schon heute gehört die Kelterei Hohenseefeld neben drei anderen verarbeitenden Betrieben aus Liebenwerda, Golßen und Reppinchen zu den brandenburgischen Hauptabnehmern von Werderaner Obst. Auch mit dem Standort Havelauen hat Memmert die richtige Wahl getroffen, wie die Studie der Humboldt-Universität belegt. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter Felicitas Fuhrmann und Robert Kabbert durchleuchteten mehrere mögliche Ansiedlungsgebiete unter den Gesichtspunkten Trink- und Abwassererschließung, Verkehrsanbindung, städtebauliche Einordnung und kommerzielle Faktoren: Die Havelauen scheinen danach nahezu ideal für die Ansiedlung einer Saftfabrik und glänzen mit Bestnoten. Untersucht wurden auch das Areal der einstigen Saftfabrik an der Phöbener Straße (später Procter & Gamble), der Magna-Park Plötzin und die Albertstraße bei Werder Frucht in Glindow. Hier wären jedoch erhebliche Investitionen notwendig, um die hohen Anforderungen einer Saftfabrik an Trink- und Abwassererschließung zu erfüllen. Ziel der gemeinsamen Bemühungen der Stadt Werder und der Landesregierung sei es, „einen regionalen Wirtschaftskreislauf von der Erzeugung der Rohware über die Aufbereitung und Verarbeitung der Produkte bis hin zur Vermarktung in der Region aufzubauen", betonte Staatsekretär Schulze. Durch eine ununterbrochene Wertschöpfungskette könnten Arbeitsplätze und Steuereinnahmen für die Region gesichert werden. Auf positive Resonanz traf diese Strategie auch bei den Obstbauern der Region. Bis auf einen hätten alle ihr Interesse bekundet, auf der Grundlage fester vertraglicher Beziehungen verstärkt sogenanntes Industrieobst für einen verarbeitenden Betrieb direkt in der Region anzubauen. Dabei würden die Bäume jedoch nicht gleich in den Himmel schießen. Nach den Berechnungen der Humboldt-Universität könnten in den nächsten Jahren nur etwa 25 Prozent des Obstbedarf eines mittleren Verarbeitungsbetriebes – wie z.B. der Kelterei Hohenseefeld – aus Werderschen Plantagen gespeist werden. Für Werders Wirtschaftsbeigeordneten Hartmut Schröder wäre das jedoch nur der Einstieg. Aus einem steigenden Käuferinteresse an Säften direkt aus dem Havelland würden sich auch Möglichkeiten ergeben, die Obstproduktion über die bisherigen Prognosen hinaus zu erweitern, hofft er. Wichtig sei, auch bei den Konsumenten von Säften und Fruchtwein ein Bewusstsein für die garantierte Herkunft der Produkte zu entwickeln. Dem entspricht die Empfehlung der Wissenschaftler: Insbesondere seien in der Region Werder die Voraussetzungen zur Produktion von hochwertigen Frucht- und Direktsäften günstig, heißt es. In Anbetracht der hier vorhandenen Erfahrungen und Traditionen sollte ein zweites Standbein des Unternehmens auf die Produktion von Wildfruchtsäften und Obstweinen gerichtet sein. Um den saisonalen Anfall der Rohware auszugleichen und den aktuellen Tendenzen der Verbraucher zu entsprechen, müssten aber auch exotische Früchte verarbeitet werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })