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Das Wasserwerk in Teltow.

© A. Klaer

Steter Tropfen: Woher das Wasser in Teltow kommt

Andreas Roos kümmert sich in Teltow um genügend Wasser auch bei Hitze. Derzeit wird das Werk ausgebaut.

Von Enrico Bellin

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Region Teltow - Andreas Roos kann auf seinem Bildschirm genau sehen, wann im EM-Spiel Deutschland gegen Italien am 2. Juli die Halbzeitpause begonnen hat: Er bewegt seinen Mauszeiger entlang der Verbrauchskurve des Tages, um 21.45 Uhr rast die Kurve nach oben. Da stieg der Wasserverbrauch im Teltower Werk in der Ruhlsdorfer Straße von knapp 300 auf 940 Kubikmeter pro Stunde an – Tausende Toiletten wurden zu diesem Zeitpunkt gespült. Keine fünf Minuten später fiel die Kurve wieder ebenso stark ab. „Genauso gut kann man in der Statistik sehen, wann die Nachspielzeit zu Ende war und das anschließende Elfmeterschießen“, sagt der 47-jährige Wassermeister in der Leitstelle des Werkes, aus dem täglich gut 50 000 Einwohner in Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und einigen Nuthetaler Ortsteilen versorgt werden.

Auch jetzt, angesichts tagelanger Temperaturen knapp unter 30 Grad Celsius und Trockenheit, schwankt der Wasserverbrauch oft extrem. „Am letzten Wochenende wurden am Freitag lediglich 7000 Kubikmeter Wasser verbraucht, am Sonntag waren es dann gut 12 000“, sagt Roos. Da seien die Teltower aus dem Wochenendurlaub gekommen und hätten erst mal ihre trockenen Gärten gewässert. Als Wassermeister ist Roos, der seit der Gründung 1994 beim Teltower Wasserversorger MWA arbeitet, dafür verantwortlich, dass das kühle Nass immer mit dem gleichen Druck aus dem Wasserhahn kommt. „Unser System kann auf extreme Schwankungen ad hoc reagieren.“

Unterschiede im Wasser kann man schmecken

Zwar können im Wasserwerk nur maximal 690 Kubikmeter pro Stunde gefiltert werden. Doch in den zehn riesigen Filtern neben der Werkshalle läuft das Wasser Tag und Nacht über den Filterkies, an den es Eisenflocken und andere Schwebstoffe abgibt. In Schwachlastzeiten wird ein 5000 Kubikmeter großer Behälter als Zwischenlager gefüllt, aus dem das Wasser dann strömt, wenn alle Kleingärtner gleichzeitig die Sprenger aufdrehen. Alles automatisch, Roos kann den Prozess aber vom Rechner oder zu Hause vom Handy aus kontrollieren. Er sieht, ob genügend Wasser aus den Brunnen kommt, es in den als Kaskade bezeichneten Hochbehältern mit künstlichen Wasserfällen ausreichend mit Sauerstoff angereichert wird, damit das Eisen im Wasser oxidiert und Flocken bildet, die dann im Kies hängen bleiben. Fällt ein Messgerät aus, bekommt er eine Warnmeldung aufs Telefon und entscheidet, ob er oder einer seiner drei Monteure sofort ausrücken müssen.

Rund um das Werk verteilt liegen elf Brunnen in Tiefen zwischen 80 und 120 Metern, von denen in durchschnittlichen Zeiten nur drei bis vier arbeiten. Die Untere Wasserbehörde gibt vor, wie viel Wasser aus welchen Schichten entnommen werden darf. „Wenn wir etwa zu viel Wasser aus tiefen Schichten nehmen, steigt der Salzgehalt an“, erklärt Roos. Er muss deshalb die Brunnen immer so mischen, dass das Wasser am Werksausgang gleich schmeckt. Nur in Kleinmachnow, wo ein Teil der Gemeinde von einem kleinen eigenen Werk versorgt wird, könnten geübte Gaumen womöglich einen leichten Unterschied im Trinkwasser schmecken.

Wasser mit Sprudel wird bevorzugt

Hinter dem Wasserwerk zeigt Roos stolz auf eine neue Halle: Dort sollen vier neue große Filter entstehen, um die Kapazität des Werkes zu erhöhen. „Die Qualität des Wassers verändert sich langsam“, so der Wassermeister. Bald werde sich Wasser von den Rieselfeldern, auf die früher die geklärten Abwässer der Region entsorgt wurden, in die Brunnen mischen. Entsprechend mehr müsse das Wasser geklärt werden. Auch durch den enormen Zuzug in der Region seien die Ausbauten nötig. Ende der 1990er-Jahre wurde das Werk erneuert. Der Verbrauch, der laut der Prognosen des Landkreises erst 2030 eintreten sollte, sei schon 2010 erreicht gewesen. In den derzeitigen Ausbau investiert die MWA 1,1 Millionen Euro, die neue Halle bietet auch Platz für künftige Erweiterungen.

In der Werkshalle steht unter dem Geflecht riesiger Wasserrohre ein Kasten Mineralwasser, spritzig. „Einige Kollegen bevorzugen Wasser mit Sprudel“, erklärt Roos. Und zeigt auf das Etikett auf der Flasche: Die dort angegebenen Inhaltsstoffe stammen von einer Kontrolle aus 2010. In Teltow werde das Wasser von einem Potsdamer Labor zweimal jährlich ausführlich analysiert.

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