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Potsdam-Mittelmark: Wohnungsnot bei Mauerseglern & Co.

Die Stadt Teltow hat beschlossen, Nistplätze zu schaffen – und sich seitdem nicht mehr darum gekümmert

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Die Stadt Teltow hat beschlossen, Nistplätze zu schaffen – und sich seitdem nicht mehr darum gekümmert Teltow – In Sachen Artenschutz stellt Teltows Naturschutzbeauftragter Hans-Hermann Noack der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus: Rund 150 Brutplätze für Vögel seien allein in der Neuen Wohnstadt den Modernisierungsmaßnahmen der letzten Jahre zum Opfer gefallen. 50 Brutplätze habe die Sanierung der Lavendelresidenz gekostet. Ebenso trugen moderne Bauweisen im Speichergelände, in der Altstadt und im Flussviertel dazu bei, dass Nischen und Hohlräume verschwanden, die vielen Vögeln als Quartier gedient hatten. Noack hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Tieren wenigstens einen Teil ihres Schutzraumes zurückzugeben. Seit Jahren wirbt er unermüdlich für Spenden, um davon Nisthilfen zu kaufen, die an Gebäuden angebracht werden sollen. Der Erfolg: Nistkästen für Mauersegler und Turmfalken wurden auf dem Techno-Terrain installiert, ebenso am Gebäude der Feuerwehr, an einigen Schulen und Wohnblöcken. Meistens klopft er aber vergeblich an Firmentüren und hat dabei erfahren: „Andere zu überzeugen kostet viel Zeit und ist ehrenamtlich kaum zu bewältigen". Auch für die Mitarbeit in der Agendagruppe „Artenschutz an Gebäuden“ fanden sich nur wenige Mitstreiter. Einer von ihnen ist der Kleinmachnower Wilfried Preis, der Nistkästen selber baut. Die Nachbargemeinde hat Nistplätze selber gesponsert, die am neuen Rathaus angebracht wurden. Dass es dort reibungsloser läuft als bei uns", ärgert Noack. Teltow habe zwar vor einem Jahr einen Beschluss zum Artenschutz an Gebäuden gefasst, aber nun ruhe man sich darauf aus, beklagt er. Die Stadt verweise beim Thema Artenschutz stets aufs Ehrenamt. Doch die Agendagruppe könne nur etwas anschieben und nicht die ganze Aufgabe übernehmen. Diese Erwartungshaltung der Stadtverwaltung habe er mehrfach kritisiert, doch geändert habe sich nichts. „Teltow ist unsensibel. Aber wir können der Stadt nicht damit drohen unsere Arbeit einzustellen, denn darüber würden die sich vielleicht noch freuen", mutmaßt Noack und erzählt wie über Nacht einfach eine Hecke am Ruhlsdorfer Platz verschwunden sei, weil deren Grün die Läden verdeckte. Mindestens 10 Brutplätze wären so vernichtet worden, schimpft er. Geärgert hat er sich auch darüber, dass die Wohnungsbaugesellschaft Teltow (WGT) bei der jüngsten Sanierung eines Wohnblockes in der Jahnstraße nicht an Nistkästen gedacht habe. Das Versäumnis nachzuholen sei nach Bauende schwierig. „Wir haben das einfach vergessen", räumt WGT-Chef Wilhelm Prögel selbstkritisch ein. Er merkt aber an, dass es einfacher sei, bei Flachdächern Nisthilfen zu installieren wie beispielsweise am Zehlendorfer Eck, wo sich an der Rückfront des Hauses Quartiere für Mauersegler befinden. Noch offen ließ der WGT-Chef, ob bei der Sanierung des dritten Wohnblockes in der Jahnstraße die Quartiere für Vögel miteinbezogen werden. Gegenüber den PNN schätzte auch Bürgermeister Thomas Schmidt selbstkritisch ein, dass der einst gefasste Beschluss zu wenig kontrolliert werde. „Es reicht nicht, was wir bisher getan haben, da müssen wir uns an die eigene Nase fassen", so Schmidt. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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