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Ein Aktenvermerk gibt Aufschluss darüber, wieso die Verhandlungen über das Baumblütenfest scheiterten.

© Sebastian Gabsch

Absage: Woran das Blütenfest scheiterte

Kostentransparenz, Sicherheit, Vorrang für regionales Gewerbe: Was die Stadt Werder in ihrer Ausschreibung für das Baumblütenfest forderte – und der Veranstalter Wohlthat ablehnte.

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Werder (Havel) - Die Liste der nicht eingehaltenen Bedingungen ist lang. Sehr lang. Und wahrscheinlich hätten schon eine oder zwei gereicht, um das Vergabeverfahren für das Baumblütenfest in den Jahren 2020 bis 2022 mit Option auf Verlängerung bis 2025 aufzuheben, wie es die Stadt Werder am 9. September getan hat. Es folgte die Absage des Blütenfestes – das größte Volksfest Ostdeutschlands – für das nächste und übernächste Jahr.

Bieter wollte alle Einnahmen, aber keine Kosten für Sicherheit

Ein einem 20-seitigen Vergabevermerk, der den PNN vorliegt, hielt die Stadtverwaltung den Ablauf des Verfahrens fest – und das Gebaren des einzigen Bieters, der ein Angebot abgegeben hatte: der Wohlthat Entertainment GmbH, die das Blütenfest bereits in den Vorjahren ausgerichtet hatte. Werder setzte bei der Ausschreibung darauf, einen Veranstalter für das Fest zu finden, der auch die Risiken trägt und die Organisation inklusive Sicherheitsmaßnahmen verantwortet. Das lehnte Wohlthat ab, wie aus dem Vermerk hervorgeht. Die Stadt sollte Veranstalter bleiben und damit auch die Kosten unter anderem für die Sicherheit tragen.

Veranstalter lehnte Transparenz über Einnahmen und Ausgaben ab

Wohlthat wollte jedoch gleichzeitig festgeschrieben wissen, dass ausschließlich ihm alle Einnahmen des Blütenfestes zustünden. Transparenz über Ausgaben und Einnahmen lehnte der Veranstalter laut Vergabevermerk ab. Ebenso die Konzessionsabgabe in ungenannter Höhe, die Werder forderte. Stattdessen wollte Wohlthat eine Zahlung von 250.000 Euro von der Stadt als Zuschuss zum Fest. Auch eine dreijährige Vertragsbindung mit Verlängerungsoption um weitere drei Jahre wollte das Unternehmen nicht eingehen, forderte anstelle ein Sonderkündigungsrecht mit einer Frist von zwei Wochen zum 31. August jeden Jahres.

Zudem weigerte Wohlthat Entertainment sich, regionalem, traditionsgebundenem Handel und Gewerbe Vorrang zu geben - wie von der Stadt gefordert. Damit wollte Werder dafür sorgen, dass die Qualität des Festes sich wieder verbessert. Auch wollte das Unternehmen sich nicht der Vorgabe unterwerfen, zu Werder und der Baumblüte passende Künstler auszusuchen.

Größeres Festgelände gefordert

Einen aus Sicherheitsgründen erwogenen Umzug des Blütenfestes von der Insel-Innenstadt auf andere Flächen lehnte Wohlthat ebenso „kategorisch ab“ – der Veranstalter wollte laut Vergabevermerk lieber das Festgelände noch erweitern, zusätzliche Bühnen aufbauen und auch das Lindowsche Haus einbeziehen. Abweichend vom Konzept wollte er zudem „zusätzliche Schwerpunkttage“ einführen.

Allerdings habe Wohlthat Entertainment das Konzept in „zahlreichen Bereichen“ nichts selbst umsetzen wollen, sondern habe dies auf „ehrenamtliche Vereine“ ausgelagert. Dasselbe gelte für die Vermarktung, „auch hier erscheint die Zuständigkeit ausgelagert“. Und zu guter Letzt wollte der Veranstalter laut Vermerk die geforderten Deckungssummen für die Haftpflichtversicherung nicht leisten: Er bot 250.000 Euro statt fünf Millionen Euro.

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