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Begräbnis- und Begegnungsstätte: Die Teltower Friedhofskapelle wird saniert. Mit der Eintragung in die Denkmalliste fiel der Startschuss.

©  Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Zeichen des Aufbruchs

Die Teltower Friedhofskapelle soll saniert werden

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Teltow - Sie ist mehr als nur ein Ort von Abschied und der Trauer: Die Teltower Friedhofskapelle ist Zeugnis märkischer Baukultur und sogar von kunsthistorischem Wert. Das 1934 errichtete Gebäude ist größer als herkömmliche Kapellen und entspricht von seinen Ausmaßen her eher einer Kirche. Gestern ist es in die Denkmalliste des Landkreises aufgenommen und damit erstmals unter Schutz gestellt worden. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) würdigte den Bau als Kleinod und Zeichen des Aufbruchs der Stadt im frühen 20. Jahrhundert. Der neue Status als Denkmal werde hier als Aufforderung verstanden, das Gebäude zu bewahren.

Ab dem kommenden Jahr soll die Friedhofskapelle umfassend saniert werden, wie Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde vor Ort ankündigten. Die Investitionskosten in Höhe von 700 000 Euro wolle man sich mit der Stadt teilen. „Teltow erkennt langsam den Wert des Hauses und bindet es in die Stadtentwicklung ein“, kommentierte der Landrat. Wie die zuständige Architektin Sibylle Stich erläuterte, sei die Kapelle zwar insgesamt noch gut erhalten, doch gebe es an vielen Ecken Sanierungsbedarf. So müssten der Klinkerbau neu eingedeckt und Teile des Dachstuhls erneuert werden. Die Fassade soll komplett saniert werden. Zusätzlich zu diesem Projekt soll auch das Wegenetz auf dem Friedhof in den kommenden Jahren wieder hergerichtet werden.

Geplant ist, hier künftig neben Andachten auch Konzerte, Lesungen und Ausstellungen zu veranstalten. Die Teltower, so der Grundgedanke, sollen auf diesem Wege wieder stärker an ihren Friedhof als Erholungs-, Kultur- und Bildungsstätte herangeführt werden. „Wir wollen den Bürgern sagen: Das ist euer Friedhof. Nutzt ihn!“, sagte die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Barbara Nieter. Schon jetzt würden einzelne Projekte laufen, bei denen Stadt und Kirchengemeinde Hand in Hand gehen: Mit Ein-Euro-Jobbern ist gerade erst eine Totholzmauer als Zaun zum Verwaltungsbereich des Friedhofes errichtet worden und die Mädchenzukunftswerkstatt legt zurzeit einen Naturlehrpfad an. Denn die „Bewahrung der Schöpfung“ sei eine der Funktionen des Friedhofes, erläuterte Nieter. Langfristig wolle man historische Pflanzen anbauen, die einstmals auf dem hiesigen Weinberg wuchsen. In Zukunft sollen hier auch Andachten und Gottesdienste stattfinden, möglicherweise sogar unter freiem Himmel. Ein Außenaltar, der sich bislang im Bestand der Teltower Andreaskirche befand, soll hier aufgestellt werden.

Die Kapelle als Ort für Gottesdienste – so ist sie auch von ihrem Architekten Winfried Wendland (1903-1998) konzipiert worden. Die Erinnerung an den Kirchenbaurat, der unter anderem auch die Kirche in Wilhelmshorst entwarf, ist eine zwiespältige Angelegenheit: Wendland war bereits vor dem Machtantritt der Nazis 1933 Mitglied der NSDAP und konnte sich später einflussreiche Positionen in der evangelischen Kirche im Dritten Reich sichern. Zu DDR-Zeiten wirkte er vor allem an der Sanierung von Kirchen mit, deren historisches Inneres er mit „unduldsamem Rigorismus“ zugunsten kahler Räume reduzierte, wie es in einer Darstellung der Landkreises heißt.

Dennoch sei die Teltower Kapelle von hohem Wert, zeige sowohl Elemente traditioneller Architektur als auch solche der Moderne und des Expressionismus.

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