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Potsdam-Mittelmark: Zeichen und Wunder
Maria Meeresstern öffnete Adventstürchen
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Werder (Havel) - Die Kirche ist in Schuss, die Gemeinde wächst, zu den Gottesdiensten kommen 100 Gläubige. Maria Meeresstern ist eine Kirche, wie es nicht viele gibt im Märkischen. Propst Klaus-Günter Müller schreibt das auch dem Zuzug aus den Alten Bundesländern zu. In Potsdam und Brandenburg (Havel) stationierte Soldaten haben dafür gesorgt, dass die Zahl der Katholiken in Werder seit der Wende auf 650 gestiegen ist.
Am Dienstag öffneten Propst Müller und Beigeordnete Manuela Saß mit der Maria Meeresstern das elfte Adventstürchen. Seit einigen Jahren gibt es die Aktion der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“, im Advent öffnet sich täglich in einer anderen Altstadt die Tür zur Geschichte eines Hauses. Diesmal war die 106 Jahre alte katholische Inselkirche an der Reihe.
Es waren Zuzügler aus dem Eichsfeld, die seinerzeit den Kirchbau vorangetrieben hatten. Sie hatten Arbeit in den Obstplantagen und Ziegeleien gefunden und sich in Werder niedergelassen. Der ursprüngliche Bauplatz gleich neben der Heilig-Geist-Kirche konnte nicht durchgesetzt werden, so fand man ein Baugrundstück in der Nähe des Schützenhauses.
Paul Dolata, Buchhändler aus Brandenburg (Havel), machte die Kirche zum Wallfahrtsort. 1936 wurde er nach dem Besuch von der Tuberkulose geheilt. 1941 gelobte er, jährlich zur „Maria Meeresstern“ zu pilgern, falls er gesund aus dem Krieg zurückkehrt. Schon ein Jahr später ging er mit Gläubigen betend und singend über die Friedrichshöhe zur Kirche. Die Wallfahrten gibt es bis heute.
Im neoromanischen Bau kann der Propst zu jedem sakralen Kunstwerk eine Geschichte erzählen, zum Altarkreuz etwa, das sein Vorgänger, Pfarrer Klingebiel, stiftete. Der Gekreuzigte trägt die Kopfbedeckung eines Lehrers. Oder zu den Gemälden der 14 Kreuzweg-Stationen, 1931 geschenkt von der Malerin Tilde Martini, die während eines Urlaubs die Kirche besucht hatte. Müller selbst hat vor einigen Jahren ein zugemauertes Fenster in der Chorwand entdeckt. Es wurde wieder geöffnet und bekam ein Bleiglasfenster mit Taube.
Ein kleines Wunder verbindet die Gemeinde mit der Marienstatue, die 1944 von der Druckwelle einer Fliegerbombe zehn Meter weit vom Hochaltar geschleudert wurde. Das Dach wurde abgedeckt, die Fenster zerstört – die Muttergottes blieb unversehrt. Propst Müller sprach vom Haus einer lebendigen Gemeinde. „Am allerschönsten ist es, wenn die Liturgie gefeiert wird und alles voll ist.“ Weihnachten, fügte er leise hinzu.Henry Klix
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