Potsdam-Mittelmark: Zeitreisen und Rock-Konzerte
Jugendliche aus Schwielowsee forschen erneut zu historischem Gebäude
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Schwielowsee - Erneut haben sich Jugendliche aus der Gemeinde Schwielowsee einem Geschichtsprojekt gewidmet. Die Jugendgemeinschaft Ferch hat in diesem Jahr umfangreiche Studien zum früheren FDGB-Heim auf den Seewiesen betrieben und die Ergebnisse in einer 60-seitigen Dokumentation festgehalten. Am Samstag soll das Buch zusammen mit weiteren 47 Projekten im Rahmen des Berlin-Brandenburgischen Jugend-Geschichtstages in den Potsdamer Bahnhofspassagen vorgestellt werden.
Bereits vor zwei Jahren hatten Mitglieder des Caputher Jugendclubs im Rahmen des Projektes „Zeitensprünge“ die Geschichte des hiesigen Bürgerhauses bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückverfolgt. In den vergangenen Monaten haben nun zehn Nachwuchsforscher aus Ferch Archive besucht, Zeitzeugen interviewt und Bilder gesammelt, um Näheres über das FDGB-Heim „Pierre Semard“ sowie dessen Vorgeschichte zu erfahren. „Einige Jugendliche kennen das Haus noch aus ihren Kindertagen“, berichtete Jugendkoordinatorin Katja Just gegenüber den PNN. 1992 wurde das Haus abgerissen. Ursprünglich sollte es einem Hotel weichen. Mittlerweile sind die Pläne modifiziert worden, im kommenden Jahr sollen sechs Eigenheime am Hang sowie ein Restaurant am Ufer errichtet werden (PNN berichteten).
Der Ausschank an dieser Stelle hat Tradition. Wie die Jugendlichen herausgefunden haben, gab es hier schon Ende des 17. Jahrhunderts eine Fischerhütte, die als Kneipe genutzt wurde. Immer wieder wurde an- und umgebaut, bis 1928 ein Kurhaus errichtet wurde, in dem während der Olympischen Spiele 1936 die japanische Delegation betreut wurde. Am Ende des Zweiten Weltkrieg funktionierte die SS das Gebäude zum Lazarett um, bevor es nach dem Krieg der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“ übernahm und hier ab 1959 Urlauber einquartierte.
Die Geschichtsdoku ist nur eines von vielen Projekten, die in diesem Jahr von den Jugendlichen am Schwielowsee umgesetzt wurden. Katja Just präsentierte am Montagabend im Sozialausschuss ihren Jahresbericht. Demnach hätten auch der jährliche Austausch mit Altersgenossen aus der polnischen Partnergemeinde Bodzentyn für die Fercher eine große Rolle gespielt. Für die Geltower Jugendgemeinschaft stand 2009 der Umzug aus den alten Baracken in der Caputher Chaussee in das neue Domizil am künftigen Vereinszentrum „Am Grashorn“ im Mittelpunkt. Zurzeit bereiten die drei Jugendgruppen gemeinsam „Wohnzimmerkonzerte“ in ihren Clubs vor. Regionale Bands sollen im Dezember und Januar an sechs Abenden für Stimmung sorgen. Unterstützung gibt es dabei vom Cooltour 05 e.V. „Die stetig wachsende Offenheit und Toleranz unter den Jugendgemeinschaften ist besonders erfreulich“, so Just.
Allerdings gebe es auch Probleme, wie Heinz Ofcsarik, Ortsvorsteher von Geltow und Chef im Sozialausschuss auf PNN-Anfrage feststellte. Demnach seien viele Mitglieder der Jugendgemeinschaften schon über 22 Jahre alt und damit dem Club-Alter eigentlich entwachsen. Es sei schwierig, unter den Jüngeren neue Mitglieder zu motivieren, die sich dann in der Gemeinde einbringen. „Das Problem: Wir haben hier keine weiterführende Schule mehr“, erläuterte Ofcsarik. Dadurch würden die Jugendlichen viel Zeit außerhalb der Gemeinde verbringen müssen, was die Verwurzelung letztendlich erschwert.Thomas Lähns
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