zum Hauptinhalt
Beiges Hemd statt weißer Weste: Reitlehrer Frank E. – hier mit seinem Anwalt Matthias Schöneburg (l.) – hat gestanden, über 15 Jahre lang Jugendliche auf seinem Hof in Reckahn sexuell missbraucht zu haben.

© Bernd Settnik/dpa

Missbrauch: Zeugen belasten Reitlehrer

Nur einem der Opfer hat Frank E. die Aussage erspart. Mit einem knappen Geständnis räumte der wegen sexuellen Missbrauch an Kindern Angeklagte vor dem Potsdamer Landgericht am Freitag Taten ein. Doch offenbar gibt es weitere Fälle.

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Nur einem der Opfer hat Frank E. die Aussage erspart. Mit einem knappen Geständnis räumte der wegen sexuellen Missbrauch an Kindern Angeklagte vor dem Potsdamer Landgericht am Freitag ein, dass es auch bei einem zweiten Betroffenen zum Oralverkehr gekommen sei. Drei der insgesamt fünf Opfer haben jetzt ausgesagt, einen vierten Zeugen wird das Gericht voraussichtlich am 29. November aufrufen.

Dass E. am zweiten Prozesstag überraschend die schwere Form des Missbrauchs in einem zweiten Fall einräumte und das Gericht somit auf die Aussage des Zeugen verzichten konnte, wird sich nach Ansicht von E.’s Anwalt Matthias Schöneburg strafmildernd auswirken. Der Vertreter der Nebenklage, Rechtsanwalt Heiko Waskow, geht allerdings davon aus, dass das Strafmaß nicht unter zwei Jahren ausfallen wird. Angemessen wären in seinen Augen vier bis fünf Jahre Haft. Weil einer der Zeugen am Freitag von fünf weiteren Fällen schweren Missbrauchs gesprochen habe, werde er erneut Strafanzeige stellen und ein neues Verfahren anstreben, so Waskow. Im aktuellen Verfahren sollen die nun erhobenen Vorwürfe nicht mehr eingebracht werden.

Wie berichtet soll sich der 56–jährige Besitzer eines Kutschfahrthofes in Reckahn über 15 Jahre lang an den Jungen vergangen haben, die zum Tatzeitpunkt zwischen elf und fünfzehn Jahre alt gewesen sein sollen. Der Vorwurf der Anklage, das jüngste Opfer sei zum Zeitpunkt des Missbrauchs erst neun Jahre alt gewesen, konnte am Freitag nicht bestätigt werden.

Das Alter der Betroffenen ist ein strittiger Punkt in dem Prozess. Nicht in allen Fällen sei es bislang eindeutig geklärt, so Schöneburg gegenüber den PNN. Die Taten liegen zum Teil lange zurück, sodass die Betroffenen den Zeitraum nicht mehr konkret eingrenzen könnten. Sein Mandant habe aber klar gesagt, dass ihn ausschließlich Jungen in der Pubertät interessierten. Er verwickelte die Jungen in Gespräche über Sexualität, begrapschte sie dabei und ließ sich selbst berühren. In einigen Fällen bot er den Jugendlichen Pornofilme an.

„Nicht geändert hat sich aber, dass einige der Opfer im Alter zwischen elf und dreizehn Jahren missbraucht wurden, sie waren also noch Kinder und keine Jugendlichen“, sagte Rechtsanwalt Waskow. E. habe sich in fast allen Fällen einen ähnlichen Typ Jungen ausgesucht, auch das älteste seiner Opfer, das zum Tatzeitpunkt fünfzehn Jahre alt war, wirke eher jünger. Strafverschärfend werde sich die relativ hohe Zahl der Opfer und der lange Zeitraum auswirken, in dem sich E. immer wieder an den Jungen verging, so Waskow. Zudem habe der Angeklagte ein Vertrauensverhältnis zu den Jungen aufgebaut – in zwei Fällen bestand auch eine freundschaftliche Beziehung zu den Eltern. Angst, entdeckt zu werden, habe er nie gehabt, so E. Anders als bisher berichtet hat E. auf seinem Hof keine Reitstunden gegeben, er bot dort allerdings Kutschfahrt-Kurse an. Bekannt wurden die Fälle Ende Juni dieses Jahres: Damals hatte der Vater eines Opfers Anzeige gegen Frank E. erstattet – und damit den Stein ins Rollen gebracht. Ariane Lemme

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })