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KulTOUR: Zilpzalp und Nachtigall gratulierten

Sechste Caputher Schlossnacht feierte das Schlossjubiläum mit Big-Band-Klängen und Alpen-Ländlern

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Schwielowsee - Die sechste Caputher Schlossnacht in zwölf Jahren war vielleicht die stimmigste, schönste von allen. Trotz des deutschen Fußball-Auftaktes („wegen“ will man ja nicht gleich sagen) fand sich am Samstagabend die zugelassene Zahl von 300 Besuchern beim „Churfürstlichen“ ein, wo junge Musiker der Berliner Universität der Künste und seltsam verkleidete Stelzenläufer sie schon erwarteten. Es war ja auch kein Fest wie jedes andere, schließlich wurde Dorotheas bescheidene Sommerresidenz mit dem festgeschriebenen Datum 3. Juni 1662 genau 350 Jahre alt, da träumten andere nicht einmal von Sanssouci!

Man kann Energie und die Leidenschaft der Veranstalter, Schloss Caputh und „Caputher Musiken“, nicht genug loben, wieder haben sie es verstanden, mit Seele und mit Herz aus wenig so viel Schönes zu machen! Und das, obwohl der Schlossnacht-Termin Dorotheens zuliebe vom August auf den Juni verlegt worden ist. Diesmal kümmerten sich „Caputher Musikbegeisterte“ sogar persönlich um den Jubiläums-Proviant, kurz Catering genannt.

Wie schon bei den regulären Musikveranstaltungen, so brachten die jungen Super-Talente der UdK auch diesmal Schwung ins Barock. Zündende Big-Band-Klänge standen auf dem Programm, welche Alt und Jung im Vorhof des Schlosses auch stante pede erreichten. Es muss eben nicht immer nur brav und klassisch zugehen.

Konzertant gab sich das Ensemble Sax Solenne mit „Goldwyn & Mower“ auf der Open-Air-Bühne. Später konnte man ihren Künsten neben der Freitreppe noch einmal begegnen, sie spielten auf beeindruckend frische Weise Händel, Piazzolla und Ligeti. Welche Überraschung dann, als man vom See her seltsam alpine Klänge vernahm! Tatsächlich hatten sich die Solisten Michael Dallmann und Tobias Haußig auf einen Kahn begeben, um „Ländler“ aus Österreich zu blasen. Darauf muss man kommen. „Caputher Musiken“-Chef Andreas von Zadow regte ganz spontan an, ein solches Seeblasen für alle Anrainer des Schwielow zu organisieren.

Nachdem die UdK-Bigband den ersten Auftritt mit jazzigen Standards erledigt hatte, bat sie mit „The Big Dance“ zum Tanz. Da musste niemand erst gebeten werden. Wieder so eine tolle Idee! Ein schöner Frieden lag über der abendlichen Szene. Im Haupthaus konnte man „Schlossgeschichten“ lauschen, im Seitenflügel die aktuelle Ausstellung über die historische Architektur der Neumark betrachten, im Park auf kerzenhellen Wegen lustwandeln. Hier gratulierten Taube und Zilpzalp, Amsel und Nachtigall zum Ereignis. Einen Gauch gab es auch.

Wer sich am Schlossnacht-Quiz beteiligte, durfte auf Freikarten hoffen – und dann diese drei charmanten Damen in immer neuen Kostümen! Mal stolzierten sie als Traumfänger auf Stelzen, dann huschten sie in Pastellen ebenerdig durchs Publikum. Ein paar barock verkleidete Menschen wandelten auch, Monsieurs...!

Der ganze Park steht ja in Duft und Blüten. „RakiArt“ entfaltete seine Feuerskünste erst ganz zuletzt. Gut waren die Schlossnächte fast immer, diesmal nur war es einfach nur besonders schön, obwohl (oder weil?) sich das diensthabende Schlossgespenst „Thea“ nirgends blicken ließ. Leider, leider!

Gerold Paul

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