
© A. Klaer
Verwüstungen auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf: Zink gegen Kupferdiebe
Immer wieder suchen Kupferdiebe den Stahnsdorfer Südwestkirchhof heim. Nun sind die Mausoleen fertig saniert, doch die Sicherheitsprobleme bleiben.
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Stahnsdorf/Potsdam - Helles Grau statt bläulich grünem Schimmer: Auf sieben Mausoleen auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof blitzt jetzt Zink auf den Dächern. Früher waren die pompösen Grabstätten mit Kupfer bedeckt. „Das hatte Patina“, sagt Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt mit einem leisen Seufzer. Schuld für den Wechsel auf den Dächern sind Kupferdiebe.
Kupferdächer abgerissen: 140.000 Euro Schaden
Vor zwei Jahren schändeten wie berichtet Diebe bei mehreren größeren Einbrüchen auf dem Prominenten-Friedhof die Grabstätten und rissen mit Gewalt die Dächer der zum Teil über 100 Jahre alten Mausoleen herunter. Auf 140 000 Euro beziffert Ihlefeldt die Schadenshöhe. Um die Gräber vor der Witterung zu schützen, wurden provisorisch Pappen und Dachbalken aufgesetzt, die Suche nach dem Geld für die Sanierung begann.
„Das Sonderprogramm des Landes hat uns aus der Lähmung herausgerissen“, sagt Ihlefeldt am Montag am Rande einer Pressekonferenz in Potsdam. Kulturministerin Sabine Kunst und Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (beide SPD) stellten zum Jahresende ihre Ausgaben für die Denkmalpflege vor. 33 Millionen Euro seien zur Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmälern ausgegeben worden. In diesem Jahr hat das Land erstmals einen Fördertopf eingeführt, der schnelle Hilfe bieten soll. Der Südwestkirchhof hat daraus 20 000 Euro bekommen.
Brandenburg ist im Denkmalschutz Schlusslicht
Das neue Programm soll helfen, Zeit zu gewinnen: Wenn historische Gebäude, prachtvolle alte Kirchen oder einst bedeutende Fabrikhallen vom Einsturz gefährdet sind, „erzeugt das Zeitdruck“, so der Landeskonservator Thomas Drachenberg. Ziel sei es, Denkmäler „punktuell zu sichern“, bis eine umfassendere Sanierung in Angriff genommen werde. Drachenberg begrüßte am Montag die neue Hilfe, forderte die Landesregierung aber auf, die Gelder dauerhaft bereitzustellen und die Fördersumme zu erhöhen. „Damit der Denkmalschutz seine volle Wirksamkeit entfalten kann.“ Tatsächlich soll die schnelle Hilfe für marode Denkmäler schon im kommenden Jahr von derzeit 250 000 auf eine halbe Million Euro aufgestockt werden. Drachenberg spricht indes von einer Million Euro als Zielmarke. Bisher sei Brandenburg in Sachen Denkmalschutz deutschlandweit noch Schlusslicht, trotz seiner intensiven Bemühungen zur Reaktivierung historischer Altstädte. Nur in Mecklenburg-Vorpommern gebe es noch weniger Geld.
In Stahnsdorf indes haben die Landesmittel zur Sanierung der Mausoleen gereicht. Der Förderverein des Südwestkirchhofs hatte bereits im vergangenen Jahr für die aufwendige Reparatur 22 000 Euro bereitgestellt. Selbst Alt-Bischof Wolfgang Huber hatte um Spenden gebeten, der Aufruf verhallte jedoch ohne größere Wirkung. Für die restlichen rund 100 000 Euro kam der der Eigentümer des Friedhofes auf, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo).
Wildschweine verwüsten den Friedhof
Während die großen Grabstätten auf dem 206 Hektar großen Areal nun wieder in Schuss sind, bleibt die Sicherung des Friedhofs weiterhin schwierig. Der 4000 Meter lange Maschendrahtzaun, der das Areal umgibt, stammt aus den 1990er-Jahren. Eigentlich soll er Diebe und auch Wildschweine fernhalten. Doch der alte Zaun hält sie nicht auf – die Wildschweine zum Beispiel wühlen sich darunter hindurch. Auf dem Südwestkirchhof hinterlassen sie eine Spur der Verwüstung. Das ärgert nicht nur das Friedhofspersonal, das wieder neu anpflanzen muss. Durch die Wühlaktionen seien viele Sichtachsen nicht mehr erkennbar, so Ihlefeldt. Um den Keilern Einhalt zu gebieten, sind am Boden des Zauns Stahlplatten ausgelegt. Optimal sei das nicht, eigentlich müsste ein stabilerer Zaun her, sagt der Friedhofsverwalter. Auch die Alarmanlagen könnten verbessert werden, „aber das hat leider kein Förderpotential“.
Raubtouren wie vor zwei Jahren gibt es heute nicht mehr – auch dank der Polizeistreifen, die in unregelmäßigen Abständen über das Gelände fahren. Gestohlen werden mittlerweile kleinere Gegenstände: ein Messinggeländer, die Klinke einer schmiedeeisernen Tür, Buchstaben von Grabinschriften. An den neuen Zinkdächern haben die Diebe offenbar kein Interesse. Kein Wunder: Zink ist dreimal weniger Wert als Kupfer. Mit dem günstigeren Material versucht sich auch Friedhofsverwalter Ihlefeldt abzufinden. Er setzt auf die Witterung, die das noch helle Zink ermatten lässt. „Dann blinkt es nicht mehr so sehr.“
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