Potsdam-Mittelmark: Zocken am grünen Tisch Im Land Brandenburg wird das Poker-Spielen salonfähig – Morgen Bluffen in Kleinmachnow
Teltow/Kleinmachnow - Sait Ates hat sein breitestes Lächeln aufgesetzt. Seine Hand ruht entspannt auf seinen Spielkarten.
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Teltow/Kleinmachnow - Sait Ates hat sein breitestes Lächeln aufgesetzt. Seine Hand ruht entspannt auf seinen Spielkarten. Er beobachtet, wie seine Gegner am Tisch ihren Einsatz überdenken.
„Pokern ist mehr als ein Spiel mit Karten. Das wirklich Reizvolle ist das Bluffen“, beschreibt der Berliner Student seine Faszination. Mit dieser Auffassung steht er nicht allein. Die Poker-Euphorie, die im vergangenen Jahr Deutschland erfasste, hat auch Brandenburg nicht verschont. Der Potsdamer Turnier-Veranstalter André Tank sorgt seit kurzem dafür, dass von der Prignitz bis zur Lausitz die Karten nicht kalt werden. In Potsdam, Teltow, Birkenwerder und Angermünde holte er bereits pro Veranstaltung durchschnittlich rund 60 Spieler an die Tische.
„Seitdem das Sportfernsehen Poker zeigt, ist das Spiel in aller Munde“, sagt Tank. Während er etwa 3000 Poker-Begeisterte in Brandenburg schätzt, geht Horst Koch höher. „Das sind locker 10 000. Die Fans, die nur zu Hause spielen, nicht einmal mitgezählt“, glaubt der Poker-Experte aus der Nähe von Stuttgart. Er gründete vor zehn Jahren die German Poker Players Association (GPPA), um dem „Spiel aus der Schmuddelecke zu helfen“. Über diese Vereinigung hat Koch Lizenzen für das Turnierspiel in allen Bundesländern vergeben, nur das Saarland fehlt noch. Morgen veranstaltet er ein Turnier in Kleinmachnow.
Mit der Deutschen Pokerliga (DPL), einer GmbH, deren Geschäftsführer Koch ist, soll das Kartenspiel nun strukturiert werden wie der Fußballsport. „In diesem Jahr wird erstmals durch Länder- und ein Bundesfinale ein Deutscher Pokermeister erspielt“, erklärt Tank, der Lizenznehmer der GPPA für Brandenburg ist. Dafür will Koch, der in seinen Hoch-Zeiten seine Mitspieler am Pokertisch durch das Lutschen von Kräuterbonbons aus dem Konzept brachte, bundesweit eine Vereinsstruktur für das Pokerspielen anregen. „Die Leute sollen sich aussuchen können, ob sie als Einzelspieler Turniere besuchen oder im Verein um die Meisterschaft zocken“, begründet er.
Dabei dürfen bei den Turnieren längst keine Banknoten als Einsätze über den Tisch geschoben werden. Das deutsche Gesetz erlaubt Pokern für Geld nur in lizenzierten Spiel-Casinos, während bei den öffentlichen Turnieren in Kneipen und Hotels um Sachpreise, Sponsorverträge oder Liga-Punkte gespielt werden. Das tut der Begeisterung keinen Abbruch.
Nicht nur die Spieler sind bei dem Turnier in Teltow aus Begeisterung dabei. Auch die „Dealer“, die die Karten austeilen, und von Tanks Mitarbeiter Andreas Buchwald trainiert und instruiert wurden, sind Poker-Fans. „So richtig genießen ist jedoch nicht drin, weil man hochkonzentriert auf die Karten und Einsätze achten muss“, sagte der Biotechnologie-Student René Dietz. Poker sei ein Spiel, bei dem Emotionen schnell hoch kochten. „Da muss der Card-Dealer wie ein Schiedsrichter die Kontrolle über den Tisch und das Benehmen der Spieler behalten“, ergänzt Student Ali Baykal.
„Beim Verlieren muss man cool bleiben, auch, wenn es weh tut“, beschreibt Ates die Poker-Etikette, als er in Teltow auf das Ausspielen der Finalrunde wartet. Sein entspanntes Lächeln hat ihn durch mehrere erfolgreiche Runden gebracht. Während er bislang regelmäßig seinen Freunden bei privaten Pokerrunden die Chips aus den Händen bluffte, würde er jetzt gern einen Sponsor-Vertrag gewinnen, um zu einem Casino-Turnier fahren zu können, bei dem es um Geldeinsätze geht. Die nächste Chance dafür hat er morgen in Kleinmachnow, wo Poker-Champion Koch ein eigenes Turnier organisiert. Gezockt wird ab 12 Uhr im Nh Hotel am Zehlendorfer Damm 190 Als Preise winken Las-Vegas-Reisen inklusive Poker-Turnier-Startkarte. Beatrice George,ddp
Beatrice George, ddp
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