Potsdam-Mittelmark: Zoff um geschasste Kita-Chefin
Eltern stärken Ex-Leiterin der Nuthetaler Tagesstätte „Anne Frank“ den Rücken – trotz schwerer Vorwürfe
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Nuthetal - In der Gemeinde Nuthetal gibt es zurzeit Streit zwischen der Verwaltung und der früheren Leiterin der kommunalen Kita „Anne Frank“. Wie Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) gestern einräumte, sei Monika F. bereits im November „außerordentlich“ gekündigt worden. Die Vorwürfe gegen sie wiegen schwer: Laut Hustig habe die Ex-Kita-Chefin ihre Loyalitätspflicht gegenüber der Gemeinde verletzt, zudem habe es „Unregelmäßigkeiten“ bei der Abrechnung von Geldern gegeben, erläuterte Hustig, ohne die Vorwürfe zu konkretisieren. Auch habe die Gemeinde vor einer Woche Strafanzeige gegen F. gestellt.
Bei dem Streit geht es offenbar um die für Frühjahr geplante Eröffnung einer neuen privaten Kita in Bergholz-Rehbrücke. Monika F. ist Vorstandsvorsitzende des „Zwergenvilla-Vereins“, der die Gründung der Tagesstätte mit etwa 50 Plätzen in der ehemaligen Villa des Schriftstellers Rudolf Presber (1868-1935) in der Rehbrücker Arthur-Scheunert-Allee initiiert hat. In ihrer ehrenamtlichen Funktion hatte F. auch den Bauantrag für den Umbau des Gebäudes unterzeichnet. Brisant an der Sache: Künftige Leiterin der privaten Kita soll F.’s Tochter werden, die derzeit ebenfalls in der Kita „Anne Frank“ arbeitet. Monika F. wollte sich gestern nicht gegenüber der Presse äußern.
Das Engagement ihrer Kita-Leiterin ging der Gemeinde offenbar zu weit. Bei einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Potsdam ist eine gütliche Einigung bereits ausgeschlagen worden, „das Vertrauen ist zerrüttet“, hatte es geheißen. „Aber die Art und Weise, wie sie vor den Augen der Kinder von Mitarbeitern der Verwaltung aus dem Raum geholt wurde, hat uns entsetzt“, sagte Matthias Gehrmann, Vater von zwei Kindern, gestern den PNN. Er hat deshalb für heute zu einer Demonstration vor der Gemeindeverwaltung in der Arthur-Scheunert-Alle 103 aufgerufen. „Wir haben Frau F. als sehr engagiert und verbindlich kennengelernt“, so Gehrmann weiter, der vor allem die mangelhafte Informationspolitik der Verwaltung anprangerte. „Es wird schon seine Gründe haben“ sei keine ausreichende Erklärung, sagte der besorgte Rehbrücker Vater.
Befremden über die plötzliche Entlassung äußerte auch die Chefin des Nuthetaler Sozialausschusses Monika Zeeb (SPD). „Die neue Kita sollte nicht als unliebsame Konkurrenz, sondern eine Bereicherung verstanden werden“, unterstrich die Gemeindevertreterin mit Verweis auf die vollen vorhandenen Tagesstätten. Sie könne den Vorwurf der mangelnden Loyalität deshalb nicht nachvollziehen.
Was die finanziellen Unregelmäßigkeiten angeht, hatte Monika F. nach PNN-Informationen offenbar ein eigenes Konto für die Kita „Anne Frank“ geführt, auf dem sie Spenden sowie Einnahmen aus Kita-Basaren und freiwilligem Essengeld der Erzieherinnen eingezahlt hatte – um davon kurzfristig Anschaffungen für die Tagesstätte oder Reparaturen finanzieren zu können. An dieser Praxis hatte sich offenbar jahrelang niemand gestört, rein formal hätte sie das Geld jedoch bei der Verwaltung abliefern müssen.
Unter der Elternschaft haben die Vorgänge für Unruhe gesorgt, und auch Matthias Gehrmann mache sich Gedanken, „welche Auswirkung dieses Vorgehen auf die Stimmung innerhalb der Kita, auf die anderen Erzieherinnen und somit auch auf unsere Kinder hat“ – unabhängig von der rechtlichen Beurteilung, wie er unterstrich. Allerdings sei es schon verdächtig, wenn erst Wochen nach der Entlassung eine Strafanzeige gestellt werde. „Da die Entlassung nicht reichte, wurde nun offenbar ein härteres Geschütz aufgefahren.“
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