DasWAR“S: Zölibat und Yoga
Warum Peter Könnicke kein WM-Spiel sehen wird
Stand:
Männer neigen in schwachen Momenten zu unüberlegten Handlungen. In schlimmeren Fällen kaufen sie ein neues Auto. Oder ein Motorrad. Oder sie buchen im indischen Hochsommer eine Rundreise von Dehli über Taj Mahal nach Jaipur. Das ließe sich alles erklären gegen das, was ich in dieser Woche getan habe. Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich kein einziges Fußball-WM-Spiel sehen werde. Das wäre der größte Liebesbeweis, den ein Mann einer Frau erbringen kann.
Meinem Sohn ist fast das Frühstücksbrot aus dem Mund gefallen, als ich diese irrwitzige Idee kundtat. „Papa “, hat er nur gesagt und mir einem Moment später mitleidig und großzügig angeboten, mir von jedem Spiel zu erzählen. Er werde nämlich auf alle Fälle keins verpassen.
Nun hat mir meine Frau erklärt, dass ich nichts beweisen müsste. Aber ist man sich nicht seit Jahrhunderten unsicher, ob Frauen wirklich das sagen, was sie denken? Kann ich sicher sein, dass sie in Wirklichkeit nicht doch darauf wartet, mich vier Wochen enthaltsam zu sehen? Ich fürchte, ich muss ins Fußball-Zölibat.
Es sei denn, es stimmt, was ich vorgestern in der ZEIT gelesen habe. Dort wurde unser Nationalverteidiger Christoph Metzelder gefragt, ob Fußball unter Klinsmann weiblicher geworden ist, weil die Fußballer jetzt Yoga machen. Meine Frau macht auch Yoga. Und was antwortet Metzelder, ein deutscher Verteidiger, ein Abwehrrecke: Er glaube, es liege an der Metrosexualität, die es erlaube, dass man als Mann mal Schwäche zeigen dürfe. Metrosexualität? Schwäche?
Laut Modekaleidoskop zeigen metrosexuelle Männer ganz offen ihre feminine Seite. Sie tragen Röcke, Flip Flops, rasieren sich ihr Brustfell und auch andere haarige Körper-Partien, gehen zur Mani- und Pediküre mit anschließendem Nägellackieren und besuchen leidenschaftlich gern den Friseur.
Noch nie wurde es mir so leicht gemacht, einen Liebesbeweis zu erbringen. Nur wird ihn meine Frau nicht mitkriegen: Sie wird Fußball gucken.
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