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Im Rampenlicht. Für die zum Teil recht betagten Bewohner des Seniorenheims ist der Theaterauftritt eine große Sache – seit Tagen denken viele an nichts anderes mehr.

© A. Klaer

Senioren machen Theater: Zu Gast in der Irrenanstalt

Theatergruppe des Seniorenstifts Augustinum präsentiert Komödienklassiker „Pension Schöller“

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Kleinmachnow - Schneller Kinder, Licht runter, Stühle vor. Vorhang zu. Klatschen. Die Regieanweisungen sitzen, alle Handgriffe noch nicht. Nur noch wenige Stunden Probe trennen die Akteure der Theatergruppe „Augustiner Spätlese“ von ihrem ersten großen Auftritt. „Wir denken an nichts anderes mehr“, sagt Ingeborg Bartsch, Bewohnerin des Seniorenheims und Hobby-Schauspielerin.

Im Herbst 2014 haben sich neun Bewohner der Kleinmachnower Seniorenresidenz am Erlenweg zusammengefunden, um gemeinsam ihrer Theaterleidenschaft zu frönen. Eineinhalb Jahre später stehen die sechs Damen und drei Herren vor ihrer ersten großen Premiere. Bemerkenswert: Die noch junge Theatergruppe besteht überwiegend aus deutlich betagten Akteuren. Die älteste, Ingeborg Bartsch, wird im Sommer 93 Jahre alt. Zu sehen ist das nicht. „Das liegt an der vielen Farbe im Gesicht“, sagt sie.

Mit dem Komödienklassiker „Pension Schöller“ hat sich die Theatergruppe um die Berliner Dramaturgin Heike Schmidt ein besonders „textlastiges Stück“ ausgesucht. In den vergangenen Wochen haben die Akteure ihre Passagen mit hoher Disziplin auswendig gelernt. „Es ist fantastisch, wie sich alle reingehängt haben“, freut sich Stiftsdirektor Bernhard Benne, der als Philipp Klapproth wie einst Entertainer Harald Juhnke in der Paraderolle als Gutsbesitzer aus der Kyritz brilliert.

Die Komödie hat so manch überraschende Wendungen: Für sein Landleben in der Kyritz sucht der Rentier eine ganz besondere Attraktion. Benne alias Klapproth will in seinem leer stehenden Gutshaus ein Privatsanatorium für Geisteskranke eröffnen und baut dabei auf die Hilfe seines Neffen, von dem er sich Einblicke in eine Heilanstalt erhofft. Dieser jedoch hadert mit dem Gedanken. Doch ehe sich Neffe Alfred Klapproth versieht, hat ihm Ellen Skopalik in der Doppelrolle als Kellner und Pensionstochter eine folgenreiche Idee übergeholfen. Im Ergebnis präsentiert Neffe Alfred seinem Onkel die eigenbrötlerisch-schrägen Gäste der harmlosen Berliner Familienpension Schöller als Insassen einer Irrenanstalt.

Dass Stiftsdirektor Bernhard Benne der einzige Bühnenprofi unter den Akteuren ist, merkt der Zuschauer nicht. Regelmäßig erhebt Benne zu Lesungen im Augustinum seine sonore Stimme. Theater sei seine Leidenschaft, erklärt der 61-Jährige. Die Idee einer eigenen Theatergruppe hat Benne, der vor drei Jahren nach Kleinmachnow kam, vom Augustinum am Ammersee an den Erlenweg gebracht. Schnell fand er Interessenten.

Nachdem die Theatergruppe im vergangenen Jahr Heimbewohnern den ersten Akt des Stückes präsentierte, werden Benne und sein Team das vor 125 Jahren in Berlin uraufgeführte Lustspiel nach Wilhelm Jacoby und Carl Lauf am Sonntag zum ersten Mal in ganzer Länge zeigen. Die überwiegend 70 bis 80 Jahre alten Laiendarsteller werden dabei ihr Bestes geben, um ihre Rollen so authentisch wie möglich zu präsentieren. Regisseurin Heike Schmidt hat in den vergangenen Wochen gemeinsam mit ihnen an Ausdruck und Stimme gefeilt. Mit dem Ergebnis ist sie „sehr zufrieden“.

Einmal pro Woche haben sich die Bewohner in den vergangenen Monaten getroffen, um das Stück einzustudieren, in den letzten Tagen schoben sie zusätzliche Probestunden ein. Die Requisiten stammen alle aus dem Haus, ein Teppich, ein Bauernschrank, Hussen für die Stühle, Bilder – alles Utensilien der Darsteller oder Leihgaben anderer Stiftsbewohner. Selbst für die Kostüme haben die Akteure ihre Kleiderschränke geplündert, sagt Schmidt. Sie hofft, dass sich der Spaß, den die Darsteller während der Proben hatten, auch auf das Publikum überträgt. Solveig Schuster

Am Ostermontag, 28. März, öffnet sich der Vorhang im Augustinum am Erlenweg um 16 Uhr.

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