Potsdam-Mittelmark: Zum Angeln, Tauchen und Protzen
17 Polizeiboote kamen am Samstag in Werder unter den Hammer
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17 Polizeiboote kamen am Samstag in Werder unter den Hammer Werder - Freizeitkapitäne auf Brandenburger und Berliner Gewässern sollten bei der Annäherung eines Schiffes mit großer Radaranlage, Antennen und Suchscheinwerfer ab heute etwas genauer hinsehen. Denn was wie ein Polizeiboot anmutet, ist in Wahrheit womöglich der ganze Stolz eines Privateigentümers. 17 ausrangierte Wasserfahrzeuge der Brandenburger Wasserschutzpolizei kamen am Samstag in Werder erstmals unter den Hammer. Die neuen Eigentümer haben die Boote zusammen mit den Ausrüstungen ersteigert. Lediglich der Schriftzug „Polizei“ wurde vorher entfernt. Indirekt kam die Versteigerung durch die im Mai erfolgte EU-Osterweiterung zustande. Bekanntlich fielen damit auch auf der Oder die Zollkontrollen an den Fluss-Übergängen nach und von Polen weg. Doch die schnellen und wendigen Zollboote wurden nicht verschrottet, sondern der Wasserschutzpolizei übergeben. Die freute sich natürlich über die unerwartete Modernisierung ihrer Flotte und rangierte dafür ihre betagten Fahrzeuge aus. Das Interesse war am Samstag erstaunlich groß. Schon zur Besichtigung am Vormittag musste die Zufahrtsstraße zum Polizeigelände an der Havel gesperrt werden. „So eine Bootsqualität gibt es heute kaum noch“, meinte ein extra aus Berlin angereister Mann um die Fünfzig. „Der Rumpf ist aus Stahl und hält bestimmt einiges aus. Heute dagegen fahren auf den Gewässern doch nur noch Joghurt-Becher – ganz aus Plastik und leicht zu beschädigen.“ Sein Augenmerk galt einem 12 Meter langen und fast drei Meter breiten Boot mit dem gefragten Stahlrumpf, einem Aluminiumaufbau und vielen Extras. Doch er musste seine Neugier für die Radaranlage, dem graphischen Echolot und dem leistungsstraken Schiffsfunk mit vielen Bewerbern teilen. Am Ende wechselte das 1984 auf der Yachtwerft Berlin gebaute Schiff für 12800 Euro den Besitzer. Das Mindestgebot hatte bei 3000 Euro gelegen. Die anderen Summen, bei denen der Auktionator den Zuschlag erteilte, bewegten sich zwischen 11600 und 2300 Euro. Nur 560 Euro musste ein Man für ein zweisitziges und vier Meter langes Motorboot auf den Tisch legen. Hier fehlte allerdings der Motor. Zum Angeln, für den Tauchverein oder als Zweitboot wollten die Bietenden die Oldtimer ersteigern. Nur ein Neu-Eigentümer gab zu, mit dem früheren Polizeiboot „ein wenig zu protzen“. Es sei doch wunderbar, jetzt die Leute mit den Aufbauten oder den starken Scheinwerfern zu erschrecken, meinte ein Mann im Kreise seiner Freunde. Zufrieden mit dem Ergebnis zeigte sich der Versteigerer Mirko Bickel. „Für solche Behördenfahrzeuge gibt es eigentlich keinen Vergleich, da sie höchst selten zur Auktion kommen“, sagte er. „Aber wir haben recht gute Preise erzielt.“ Das Geld füllt die Landeskasse, für den Versteigerer bleibt das 20-prozentige Aufgeld auf das Höchstgebot. Claus-Dieter Steyer
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