KulTOUR: Zum ersten, zum Zweiten...
Beelitz-Heilstätten ist zu einer guten Adresse für die Kunst geworden
Stand:
Beelitz - . Mit der jüngsten „1. Benefiz-Kunstauktion“ hat die Stadt Beelitz bewusst dort ein Signal gesetzt , wo sich die einst weltweit größte Lungenheilstätte befand. Gerd Ohligschläger von der Stadtverwaltung gab sich die denkbar größte Mühe, sowohl benefizwillige Künstler als auch Bieter und allgemeines Publikum in den höchst desolaten Speisesaal gleich gegenüber der heutigen Reha-Klinik in Beelitz-Heilstätten zu locken. Für die Versteigerung kamen stattliche 65 Arbeiten zusammen, und 26 Interessenten hatten sich gleich zu Beginn eine „Bieterkarte“ besorgt, ohne die gar nichts lief. Verlockend war es gewiss, Einzelstücke von Günter Grass, Wolf Vostell, Armin Mueller-Stahl, Wolfgang Mattheuer oder Emmett Williams für einen guten Zweck zu kaufen.
Beelitz initiiert, Künstler geben, Interessenten bieten – der gesamte Erlös kommt über das deutsch-russische „Koch-Metschnikow-Forum“ einer Universitätsklinik im westsibirischen Tomsk zugute, die sich um die Bekämpfung von Kindertuberkulose bemüht.
Zudem waren alle Gäste gebeten, die Ergebnisse der gleichfalls von Beelitz betreuten „Europäischen Austausch-Akademie“ EEA im Hause wahrzunehmen (PNN berichteten). Schöne Arbeiten junger Künstler waren diesmal darunter, im oberen Flur eine lange Reihe von „Dornenkronen“, unter denen durchzulaufen wie ein Gang durch ein Wal-Skelett anmutete. Viele Raum-Installationen, teils als erleuchtende „Inspiration“, teils im Möblement surreal gedacht, zwischen Handwerk und Kunst. Malwerk, Filme mit jugendlich heiteren Stimmen, ein Keks-Portal, fliehende Schatten, man sah mit einigem Staunen, was der schaffende Nachwuchs Europas in dieser „Bruchbude“ so alles erdachte. Wieder fehlten Titel und Namen der Schaffenden an den Türen.
Zurück zum Benefiz. Mit einem heiteren und einem angestrengten Sinn machte sich der Berliner Auktionator Detlef Gosselck im Look von Udo Lindenberg an die Arbeit. 21 Holztafeln hielten im Saal die Bilder bereit, sie wurden auf die Bühne getragen. Für jedes gab es ein Mindestgebot, doch mal steigerte man hinauf, zum anderen auch hinab. Man sah, wer da Profi war und wer Zaungast. Die Preise lagen zwischen zehn und tausend Euro, letztes wurde allerdings nicht erreicht. Die großen Namen gingen gut „weg“, aber auch Bilder von hiesigen Künstlern, Arno Schmetjen etwa fand eine erstaunliche Resonanz. Namhaft hatte sich auch die Region an diesem Ereignis beteiligt. Die Werke der Großen gingen zu kleinen Preisen rasch weg, weniger Interesse bei den kunstvollen Foto-Arbeiten, Wolfgang Mattheuer wollte gar keiner. Die Hälfte aller Bilder wechselte an diesem unterhaltsamen Sonntag den Besitzer.
Letztlich können sich die Veranstalter und Sammler genauso über diese Auktion freuen wie die Ärzte von Tomsk, deren Ziel es ist, die multiresistenten TB-Stämme in den Griff zu bekommen. 6400 Euro zum Ersten! Mag es auch viel Arbeit kosten, eines zweiten Signals aus Beelitz wäre dies allemal wert.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: