Potsdam-Mittelmark: Zur Eröffnung einen Regenbogen
Große und kleine Symbole zur Einweihung des Gemeindezentrums Fichtenwalde Das neue Haus legt wie die Arche Noah an die kleine Holzkirche an
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Beelitz · Fichtenwalde – Es war ein Nachmittag der großen und kleinen Symbole. Das neue Evangelische Gemeindezentrum Fichtenwalde, das am Samstag eingeweiht wurde, erinnert nicht nur von der Form her an eine Arche: Mit dem Gemeinschaftsprojekt haben die Bürger auch ein Stück zueinander gefunden und sich damit gegen so manches „Unwetter“ gewappnet.
„Wie Noah einst an seiner Arche werkelte, haben auch sie hier gemeinsam geplant und gebaut“, würdigte Bischof Wolfgang Huber den Einsatz der Fichtenwalder. Sie hätten sich nicht ins Private eingeigelt, sondern gezeigt, dass ein Miteinander im Sinne des Evangeliums möglich ist, sagte der Landesvorsitzende der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg / Schlesische Oberlausitz in seiner Predigt zum Eröffnungsgottesdienst.
Tatsächlich haben die Bürger einen beachtlichen Teil der Baukosten von 340 000 Euro durch Spendenaktionen selbst aufgebracht. Zehntausend Euro seien dabei zusammengekommen, sagte die Vorsitzende des Fördervereins Meike Johannink. Bislang fehlte den Fichtenwaldern ein großer Raum für die kirchliche Gemeindearbeit. Die Mitgliederzahl wächst, liegt mittlerweile bei 385. So wurde auch die kleine Waldkapelle für Gottesdienste zu klein. Im September vergangenen Jahres wurde deshalb mit der Umsetzung eines sehr individuellen Erweiterungskonzeptes begonnen.
Der Entwurf von Architekt Ralf Tschöpe sah die Errichtung eines Gebäudes vor, welches durch seine geschwungenen Außenwände an einen Schiffsrumpf erinnert. Der neue Bau wurde dadurch von der Holzkapelle optisch abgehoben, aber baulich mit einem Foyer verbunden. „Das Gemeindezentrum legt wie ein Boot an die Kapelle an“, so der Planer. Neben größeren Gottesdiensten sollen hier unter anderem die Christenlehre, offene Gemeindearbeit und Feste statt finden.
Das Arche-Thema setzt sich auch im Innenraum fort: Durch Wandreliefs und Bilder, welche Fichtenwalder Kinder und das Ehepaar Kaminski hergestellt haben . Über 70 Fichtenwalder Schulkinder hatten in den vergangenen Wochen ein Wandrelief aus Fliesen für das neue evangelische Gemeindezentrum gestaltet. (PNN berichteten) .
Zur Einweihung begrüßten die Fichtenwalder am Samstag auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Er lobte die Initiative der Kirchengemeinde, die nicht nach Landesmitteln gefragt habe. „Sie glauben an die Zukunft, und das zeugt von tiefem Gemeinschaftssinn“, so Platzeck. Auch er griff die Geschichte im Alten Testament auf und schlug eine Brücke in die heutige Zeit: In den letzten hundert Jahren hätten sich die Menschen angemaßt, die Welt zu verändern. Wissenschaft und Intelligenz sollten jedoch genutzt werden, „um uns in die Schöpfung einzupassen – nicht um sie uns untertan zu machen“. Die Verbindung zum Klimawandel lag dabei nahe. Der Ministerpräsident forderte aber auch mehr Solidarität, auf dass die Welt eine gerechtere werde. „Dies müssen wir beachten, wenn wir eine Zukunft haben wollen.“
Statt der weißen Taube, die Noah nach der Sintflut fliegen ließ, um nach Land zu suchen, starteten in Fichtenwalde am Sonnabend hunderte Luftballons in den Himmel. Als effektvoll erwies sich auch das Wetter: Nach anfänglichem Regen zauberte die Sonne einen Regenbogen in die Luft – das wohl bedeutungsschwerste Symbol in der Archegeschichte und ein Zeichen der Hoffnung. Der Wetterdienst werde künftig noch viele Regenbögen über Fichtenwalde registrieren, blickte Bischof Huber voraus.
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