
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Zurück in der Heimat
Saskia Ludwig reist nach dem Rücktritt von der CDU-Spitze durch die Mittelmark – für sie eine Kur
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Beelitz - Kiefern rauschen, Kinder toben – und um sie herum nur freundliche Gesichter. Für Saskia Ludwig muss der Besuch in Fichtenwalde eine Wohltat sein. Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Einen Tag nachdem sie von ihren CDU-Chefposten auf Landesebene zurückgetreten ist, weil sie das Vertrauen ihrer Fraktion und großen Teilen der märkischen Partei verloren hatte, kann sie hier – im Herzen Potsdam-Mittelmarks – vor allem eines: Zuspruch tanken.
Die örtlichen Parteifreunde begrüßen sie neben der Grundschule: Herzlich werden Hände geschüttelt, aufmunternde Worte fallen. „Potsdam-Mittelmark ist immer meine Heimatbasis gewesen“, bemerkt die 44-Jährige, nachdem sie den Kinderwagen aus dem Auto gehievt hat.
Trotz des Aus’ als CDU-Landesvorsitzende und Fraktionschefin hat Ludwig gestern die Sommertour der CDU fortgesetzt. Immerhin stand die Etappe durch jenen Landkreis an, in dem die Union landesweit ihren größten Kreisverband hat – dem Ludwig seit elf Jahren vorsitzt und der ihr nach wie vor größtenteils die Treue hält. Die Besuche in Phöben, Bad Belzig und in Fichtenwalde hatten Kur-Charakter: Das politische Klima für Ludwig scheint hier milder als in Potsdam.
Künftig wolle sie sich neben ihrem Job als Landtagsabgeordnete auch wieder intensiver der politischen Arbeit zwischen Havel und Hohem Fläming widmen, erklärt Saskia Ludwig. Eine Rückkehr in den Kreistag schließt sie aber aus. Sie sei nicht böse, jetzt mehr Zeit für ihre Familie zu haben. Baby Elsa liegt im Kinderwagen, schimpft ein wenig. Als Ludwig das Gefährt behutsam vor und zurück schiebt, lässt sie sich beruhigen.
Noch etwas dürfte den Reiz der Reise durch Potsdam-Mittelmark erhöht haben: Landespolitiker hören hier wenig Klagen. In Fichtenwalde ist eher das Gegenteil der Fall: Hier präsentieren Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB) und der örtliche CDU-Vorstand das Konzept für den Bau einer neuen Schulsporthalle. Der momentane Bau, kurz vor der Wende eingeweiht, ist mittlerweile zu klein geworden. Vormittags machen hier die Kinder Sport, danach sind die Vereine dran. „Wir haben Wartelisten – und abends herrscht bis 23 Uhr Betrieb“, sagt der Beelitzer CDU-Stadtverordnete Jürgen Kaiser, auch Vorstandsmitglied der Sport-Gemeinschaft Fichtenwalde.
Dem Verein, der zu DDR-Zeiten einige Spitzensportler hervorgebracht hat, gehören heute knapp 400 Mitglieder an. Sie spielen Basketball, tanzen, machen Aerobic oder Fitness. Die Sportgemeinschaft will die alte Halle übernehmen, sobald die neue am Waldrand hinter dem Schulhof steht. Das Projekt ist bereits fertig geplant und soll im kommenden Jahr in die Wege geleitet werden. Die Baukosten für die Zweifeldhalle werden vorab auf 1,5 bis 2 Millionen Euro geschätzt.
Möglichkeiten, sich fit zu halten, seien in Zeiten des Älterwerdens besonders wichtig, sagt Bürgermeister Knuth. Er bemühe sich, seine Stadt auf den demografischen Wandel vorzubereiten, erklärt er. Nach dem Erwerb des Titels „Familienfreundliche Kommune“, der Sanierung von Schulen und Kitas – die Fichtenwalder wird demnächst erweitert – sowie dem Start von Projekten wie dem Baby-Begrüßungsdienst oder der Oma-Opa-Börse soll jetzt auch noch ein Indoorspielplatz im alten Remisengebäude nahe des Freibades in der Beelitzer Altstadt entstehen.
„In Beelitz hat sich wahnsinnig viel getan“, resümiert Saskia Ludwig. Und auch wenn hier im Moment alles rund läuft: „Wenn sie mal Probleme haben, wenden sie sich an uns“, sagt sie. Ein Angebot, das offenbar auf Gegenseitigkeit beruht.
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