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KulTOUR: Zurück zu den Wurzeln
Im Kleinmachnower „Z 200“ endet das Jahr mit einer Ausstellung von Werken der Vereinsmitglieder
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Kleinmachnow - Ab sofort dürfen nur noch ein paar Exoten „Z 200“ zu dem Perlchen am Zehlendorfer Damm sagen. Ihre Nutzer, „KultRaum“ und der Kunstverein „Die Brücke“, haben sich gerade das neues Logo „Landarbeiterhaus“ verordnet. Das klingt nicht gerade poetisch, ist aber wahr. Diese Dachmarke ist auch nachts von außen gut lesbar, dank eines großzügigen Lichtsponsorings in diesem ereignisreichen Jahr. Es geht also mit Meilenstiefeln voran.
Was „Die Brücke“ angeht, zog Rainer Ehrt am Wochenende anläßlich der Jahresabschlussausstellung „EIGENES 13/14“ eine sehr positive Bilanz. Dank Kulturland Brandenburg konnten sechs themenbezogene Ausstellungen zu mehr oder minder verwertbaren „Grenz-Erfahrungen“ werden, die Zusammenarbeit mit dem Partner „KultRaum“ gedeiht, es wächst die Zahl der Vereinsmitglieder, und die der Besucher wächst auch. „Wir haben die gewünschte Club-Atmosphäre für ein kleineres Publikum erreicht“, sagte Ehrt mit sichtbarem Stolz, „der Verein ist in guter Verfassung.“
Und weil das so ist, wurde beschlossen, fortan die letzte Expo des Jahres jenen zu geben, die sich als Vereinsmitglieder selber künstlerisch betätigen. Dreizehn sind es zur ersten Ausstellung, Profis und halbe Profis. Aber auch Amateure der bildenden und angewandten Kunst sowie der Fotografie. Sie allesamt getreulich aufzuzählen, fehlt der Platz. Gut zu wissen ist lediglich, dass es sich um eine juryfreie Ausstellung mit starkem Überhang der Damen handelt.
Zum Ausgleich fängt man mit der Mannwelt an: Rainer Ehrts Fantasie zum Beispiel hat eine Dunkelkammer für das Skulpturenpaar Orpheus und Euridike erschaffen. Vom UV-Licht beleuchtet, simuliert sie „Unterwelt“. Im Hintergrund der entsprechende Text aus Ovids „Metamorphosen“ auf Latein und Deutsch. Sehr starke Wirkung. Irgendwie trifft das auch auf Altmeister Fridolin Frenzel zu. Diesmal zeigt er keine dämonischen Vögel im Fluge. Er malt vielmehr, in Öl natürlich, ein Schattenbild aufs Papier, lakonisch „Alle wollen einen Hund“ betitelt, so einfach geht das.
Von den Damen seien stellvertretend Anne Coordes-Grosskinsky mit ihren nutrifikanten Pastell-Arbeiten genannt, das Synonym „annhoff“ mit drei Beiträgen zum Thema Fracking, und dazu Petra Walter-Moll, die sich mit den abgelegten Häuten („Exuviae“) von Damen auseinandergesetzt hat, die auch als Kleider bekannt sind. Sind die Fenster im „Z 200“ geöffnet, flattern die papiernen Objekte schön im Windhauch. Julia Ehrt versucht daneben, „Ordnung“ ins Feuerholz zu bringen, indem sie, unter anderem mit Alabaster, Köpfe daraus formt und sie bemalt.
Andere Künstlerinnen der Gruppe versuchen sich auf mehr oder weniger abstraktem Wege. Fast programmatisch für die neue Dachmarke aber mögen dabei die Arbeiten von Petra Wällstedt sein. Bedeutet das lateinische Wort radix Wurzelwerk, so macht sie aus demselben ein Foto mit dazugehörigem Objekt, um es mit „Zurück zu den Wurzeln“ zu betiteln. Dahin zu gelangen, ist ja doch immer enorm von Vorteil.
Zwei Nachträge noch zum früheren Landarbeiterhaus. Zum einen ist soeben das Programm der „Brücke“ für das kommende Jahr fertig geworden. Acht reguläre Ausstellungen plus „EIGENES Nr. 2“, eine Nacht für Videokunst. Neu ist die Reihe „art in movie“, mit denen man Filme über bekannte Künstler vorstellen will. Zum zweiten ist der Kleinmachnower Denkmalschutz jetzt wieder im Haus, um ein paar entflohene Schnipsel der Landarbeiter-Urtapete retour an ihren Platz zu kleben. Wie immer man es also wendet und dreht, stets geht es retour zu den Wurzeln: Bei der Dachmarke, bei Kunst, bei Bild und Tapete! Gerold Paul
Die Ausstellung am Zehlendorfer Damm 200 ist am 20. und 21. 12. sowie letztmalig zur Finissage am 4. Januar geöffnet, jeweils von 13 bis 17 Uhr.
Gerold Paul
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