Potsdam-Mittelmark: Zusammenhalt wie früher
Nuthetaler entrümpeln die alte Rehbrücker Schule und stellen die Weichen für ihr Generationenhaus für Jung und Alt
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Nuthetal - Uwe Jaeger kann sich noch recht lebhaft an seine Schulzeit in Bergholz-Rehbrücke erinnern. „Der Zusammenhalt war sehr groß – auch zwischen uns und den Lehrern.“ Einmal hatten die Schüler sogar gestreikt, um gegen die Entlassung ihres Sportlehrers zu protestieren. Der war angeschwärzt worden, weil er in West-Berlin Zigaretten gekauft hatte. „Wir haben einfach den ganzen Tag nicht geredet – und unser Ziel erreicht.“ Das muss Anfang der 50er Jahre gewesen sein. Längst steht das alte Schulhaus in der Schlüterstraße leer.
Jaeger gehört zu jenen, die das ändern wollen und den Zusammenhalt zwischen Jung und Alt wieder herstellen möchten: an eben diesem Ort. Ein gutes Dutzend fleißiger Helfer war am Wochenende dem Aufruf des noch jungen Fördervereins „Begegnungshaus der Generationen Gemeinde Nuthetal“ gefolgt. Nachdem Land und Gemeinde 30 000 Euro für die Sanierung des Daches zugesagt haben und mit den Arbeiten durch eine Firma bereits begonnen wurde, geht es für die Freiwilligen darum, mit Eigenleistungen so viel wie möglich zu schaffen. Vielleicht bleibt ja dann Geld übrig für weitere notwendige Arbeiten.
Bis in die 70er Jahre wurde hier unterrichtet, zuletzt diente der Backsteinbau als Wohnhaus. In einigen Jahren soll zwischen Kirche und Gaststätte für die gesamte Gemeinde ein gesellschaftlicher Mittelpunkt entstehen, mit Räumen für Senioren, Erwachsene und Jugendliche. „Vielleicht auch noch ein Café“, erläutert Martin Klemm, Vorsitzender des Fördervereins, das Vorhaben. Besonders habe man die Senioren im Blick, denn der demographische Wandel werde auch vor Nuthetal nicht halt machen. Ein Haus als Brücke zwischen den Generationen und zwischen den Ortsteilen.
Brechstangen werden angesetzt, Holzlatten fliegen. Ein alter Herd begibt sich auf seine letzte Reise in den Schrottcontainer. Währenddessen streift Uwe Jaeger durch die Räume. Eine weitere Anekdote fällt ihm ein: Einmal habe man dem Lehrer Stralau das Fahrrad versteckt. Mit einem Seil haben die Buben den Drahtesel in die Efeuranken an der Gebäudewand hochgezogen. „Der hatte die Angewohnheit, beim Laufen immer nach oben zu gucken, aber trotzdem hatte er sein Rad nicht entdeckt.“ Im Nachhinein habe auch er über den Streich gelacht.
Jaeger hatte seine Schultüte hier 1947 in Empfang genommen, und wohl die meisten älteren Nuthetaler können sich an solche Geschichten erinnern. Für sie soll hier auch ein Zirkel ehemaliger Absolventen eröffnet werden. Der Ideenreichtum scheint unerschöpflich, auch an eine Dienstleistungs-Börse wird hier gedacht: Wer sich im Ort ehrenamtlich engagiert, zum Beispiel als Wanderführer oder als Nachhilfelehrer, bekommt Punkte, die er wiederum beispielsweise für einen Besuch bei einem pensionierten Friseur eintauschen kann. „So kommen die Menschen miteinander noch mehr in Kontakt“, sagt Klemm.
Er unterstreicht immer wieder, dass es sich um ein Projekt für die gesamte Gemeinde handelt. „Nach der Fusion vor drei Jahren müssen wir uns neu finden.“ Der Posten als zweiter Vorsitzender im Verein ist momentan noch vakant und soll unbedingt von einem Nicht-Rebrücker bekleidet werden.
Die Entrümpelung und der Abriss der maroden Veranda sind bis zum Mittag geschafft, Veranda und Dach sollen bis Dezember hergerichtet werden. Aber auch danach wird es weitere freiwillige Arbeitseinsätze geben. „Die Idee lebt jetzt schon“, sagt Martin Klemm und verweist auf die Geschäftigkeit, die am Sonnabend nach Jahren des Leerstandes hier wieder eingekehrt ist. Thomas Lähns
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