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Potsdam-Mittelmark: Zusammenwachsen aus Langerwischer Sicht

Ortsvorsteher Wolfgang Kroll fährt zur zentralen Einheitsfeier nach München

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Michendorf – An die Wende 1989 denkt Wolfgang Kroll mit gemischten Gefühlen zurück: „Natürlich war die Freude groß: Das alte Regime war endlich zusammengebrochen“, sagt er heute, 22 Jahre später. Andererseits sei es aber auch eine Zeit der Ungewissheit gewesen – und der Angst. Denn wie viele andere ostdeutsche Männer im Reservistenalter hatte auch er bereits seinen Einberufungsbefehl in der Tasche. „Wäre einer auf höchster Ebene durchgedreht, so hätten wir in die Kasernen einrücken müssen.“

Kroll ist heute 63 – und wie kaum ein anderer im öffentlichen Leben der Gemeinde Michendorf präsent. Er ist Kreistagsabgeordneter, Gemeindevertreter, Chef im Verkehrsausschuss und Vorsitzender des Seniorenbeirates – und er ist Ortsvorsteher von Langerwisch. Zum 3. Oktober wird er Brandenburg auf der zentralen Einheitsfeier in München vertreten – als einer von 13 verdienten Ehrenämtlern wird er Finanzminister Helmut Markov (Die Linke) und Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) begleiten. Dazu gehört auch der Potsdamer Rechtsanwalt und Stiftungsberater Felix Müller-Stüler. Auf der Ländermeile soll für die Mark als Wirtschafts- und Tourismusland geworben werden, wie die Staatskanzlei am Montag mitteilte.

Wolfgang Kroll will indes zeigen, was sich in Michendorf seit der Wiedervereinigung 1990 getan hat – und dass es viele Gründe zum Feiern gibt. „Wir konnten die riesigen Vorteile der städtebaulichen Förderung nutzen“, sagt er mit Verweis auf sein Dorf Langerwisch, dessen Straßen und Häuser heute fast komplett saniert sind. Man habe vieles geschafft, auf das man stolz sein könne. Und jedem Meckerer pflegt er zu sagen: „Denkt an die Zeit vor 1989.“ Damals waren die Straßenlampen im Dorf nicht mehr als Positionslichter: Eine stand am Anfang, eine in der Mitte und eine am Ende. Die Straßen waren unbefestigt, Bürgersteige gab es nicht – von den politischen Freiheiten mal ganz abgesehen.

Allerdings muss Kroll konstatieren: Abgeschlossen wird die Einheit wohl erst in der nächsten Generation. „Viele haben schlechte Erfahrungen in den 1990ern gemacht“, sagt er mit Verweis auf Arbeitslosigkeit oder andere Probleme. Aber für die jungen Leute spiele das keine Rolle mehr. Thomas Lähns

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