Potsdam-Mittelmark: Zustimmung mit Zähneknirschen
Grünes Licht für Wilhelmshorster Club-Neubau
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Michendorf – Die Wilhelmshorster Jugend kann aufatmen: Nach langem Ringen haben die Gemeindevertreter auf ihrer Sitzung am Montagabend grünes Licht für den Bau eines neuen Jugendclubs gegeben. Leicht haben es sich die Abgeordneten nicht gemacht – immerhin sind die geplanten Baukosten von 220 000 Euro ein großer Batzen Geld, vor allem in Zeiten knapper Kassen. Auch die Frage, ob sich die Ausgabe für die handvoll Jugendlicher lohne, die das Gebäude dann nutzen, stand im Raum. Allerdings hatte allein die CDU-Fraktion gegen den vieldiskutierten Grundsatzbeschluss gestimmt. Fraktionschefin Marion Baltzer hatte beantragt, die Entscheidung zu vertagen, bis man ein Gesamtkonzept für die Jugendarbeit in der Gemeinde vorliegen habe. Der Vorschlag scheiterte an einem Stimmen-Patt.
Die Zeit drängt: Wie berichtet, läuft die Nutzungsgenehmigung für den alten Clubcontainer im Eichenweg Ende dieses Jahres aus. Seit drei Jahren wird diskutiert, wie ein Ersatz für die Blechbüchse aussehen soll. Die Varianten wechselten zwischen Um- und Neubau sowie der möglichen Nutzung anderer Gebäude in Wilhelmshorst. Letztendlich hatte sich der Sozialausschuss für einen abgespeckten Neubau für 20 Kinder und Jugendliche ausgesprochen. Ein entsprechender Entwurf von Planer Frank Basler für einen massiven Holzbau mit 130 Quadratmetern Grundfläche und zwei großen Räumen plus Küche, WC und Sozialarbeiter-Büro soll nun so bald wie möglich umgesetzt werden. Das Geld dafür wird trotzdem wohl erst in den Haushalt für das kommende Jahr eingestellt werden.
Aber findet Jugendarbeit überhaupt noch in vier Wänden statt? Die Grünen-Abgeordnete Ulrike Wunderlich gab zu bedenken, dass Kinder heutzutage viel stärker in den Schulalltag eingebunden seien als früher, dass sie in Vereinen Mitglied sind oder nachmittags zum Reiten gehen – sie also kaum Zeit für einen Besuch im „Juco“ hätten. Überall in der Region würden die Clubs leer stehen. Auch der Michendorfer „Jumix“ sei bis heute nicht hundertprozentig ausgelastet, stimmte Marion Baltzer zu. Die Grünen-Fraktion hatte beantragt, dass der Clubneubau auch anderen zur Verfügung gestellt werden soll. „Vormittags die Krabbelgruppe, nachmittags die Jugend und abends Vereine“, veranschaulichte Wunderlich. Doch auch dieser Antrag scheiterte knapp am Nein von CDU, FDP und UWG.
Die Gemeindevertreter aus Wilhelmshorst verteidigten indes das geplante Projekt: „Seit drei Jahren kämpfen wir für diesen Club“, so Gerd Sommerlatte (UWG). Er unterstrich, dass die Gemeinde nicht nur für jene Clubbesucher baue, die um 16 Uhr mit dem Bus nach Hause fahren, sondern für den Kern, der bis 20 Uhr bleibt. Sozialausschuss-Vorsitzender Gerhard Mühlbach (SPD) betonte, dass sich sein Gremium und eine eigens einberufene Arbeitsgruppe lange mit dem Thema beschäftigt hätten. „Wir gehen nicht konzeptionslos ran“, sagte er.
Der Clubneubau war nicht die einzige Investition, die am Montag für Wilhelmshorst zur Diskussion stand: Auch die Kosten für die Außenanlagen des Oberschulcampus in Höhe von 85 000 Euro sollten bewilligt werden. Das geschah ebenfalls nur mit Zähneknirschen. Denn der geplante Spielbereich mit Volleyballfeld und Klettergeräten gegenüber dem Club ist das i-Tüpfelchen auf dem seit Jahren laufenden Campus-Ausbau. Das Medienzentrum ist bereits saniert worden, der Schulhof wurde umgestaltet. Zurzeit entsteht neben der Schule ein neues Klassen- und Hortgebäude für über 600 000 Euro. Zudem sind auch in Wilhelmshorst in den vergangenen Jahren zahlreiche Straßen saniert worden. Manche Gemeindevertreter sind der Ansicht, dass der zweitgrößte Ortsteil der Großgemeinde Michendorf damit genug gekostet habe. Am Montagabend haben sie sich aber noch einmal zurückgehalten. Thomas Lähns
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