Potsdam-Mittelmark: Zwänge für Freie Schule
Sorge am Zernsee: Kürzungspläne des Bildungsministerium bedrohen alternative Schulen
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Sorge am Zernsee: Kürzungspläne des Bildungsministerium bedrohen alternative Schulen Werder - Der Freien Schule am Zernsee drohen ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten, falls die geplanten Mittelkürzungen des Bildungsministeriums beschlossen werden. Bei den Zuschüssen für Personalkosten soll in allen Brandenburger Schulen ein Prozent eingespart werden. Bei Schulen in freier Trägerschaft sollen die Mittel zusätzlich um weitere drei Prozent gekürzt werden. Für die Freie Schule in Werder würde dies ein Minus von „10000 bis 15000 Euro pro Jahr“ bedeuten, sagte Geschäftsführer Reinhard Lieben gegenüber den PNN. Damit sehe er seine Schule „im Fortbestand gefährdet“. „Noch sind die Messen nicht gesungen“, sagte dazu CDU-Landtagsabgeordnete Saskia Funck. Zum Tag der Offenen Tür hat sie am Sonnabend die Freie Schule am Zernsee besucht und versucht, den Lehrkräften Mut zu machen: „Wir werden ordentlich kämpfen.“ Schließlich lägen die Freien Schulen den Christdemokraten „sehr am Herzen“. Hinter den Kürzungsplänen vermutet Funck eine „Angst der SPD, dass die staatlichen Schulen nicht mehr voll werden“. In der Tat ist die Schülerzahl im Land Brandenburg in den vergangenen Jahren stark gesunken – allerdings nicht nur an Regelschulen. „Es werden immer weniger Kinder eingeschult“, so auch Liebens Erfahrung in Werder. Trotzdem beobachte er in der Region ein zunehmendes Interesse an alternativen Schulformen. „Noch ist der ,Run“ zwar nicht vollständig da, aber wir erhalten immer häufiger Anfragen.“ Dies bereite den Sozialdemokraten womöglich Sorgen, vermutet auch er. Dabei betrachte er seine Schule nicht als Konkurrenz, sondern als Alternative zur Regelschule. Die Freie Schule am Zernsee zeichne sich dem Waldorf-Konzept entsprechend durch kleine Klassengrößen und individuelle Betreuung aus. „Kopf, Herz und Hand werden bei uns geschult.“ Damit ist gemeint, dass die Kinder neben üblichen Fächern wie Mathematik oder Deutsch auch verstärkt in Handarbeit, Werken, im Theaterspiel und Musizieren unterrichtet werden. Außerdem werde eine größere soziale Kompetenz vermittelt, ist Absolventin Franziska Müller überzeugt. „Ich kann richtig gut mit Menschen umgehen“, nennt die Auszubildende eine der Fähigkeiten, die sie an der Freien Schule erworben hat. Nachdem sie nach zwölf Jahren den Realschulabschluss erreicht hat, erlernt die junge Frau nun den Beruf der Kosmetikerin. „Sie hätte aber auch Abitur machen können“, will Lieben mit einem Vorurteil aufräumen: Zwar hätten die Schüler seiner Einrichtung nach der 12. Klasse „nur“ den Realschulabschluss, könnten das 13. Schuljahr jedoch an einer zentralen Waldorf-Schule in Berlin absolvieren und dort die allgemeine Hochschulreife erwerben. Der Bildungsweg sei in alternativen Schulen nicht länger als in Regelschulen, betont der Pädagoge, „aber er ist von anderer Qualität“. Um diese beibehalten zu können, ist Lieben der Erhalt kleiner Klassen in einzügigen Jahrgängen besonders wichtig. Ein weiterer Plan des Bildungsministeriums sieht allerdings vor, Freie Schulen zu einer Zweizügigkeit mit mindestens 20 Schülern pro Klasse zu verpflichten – kaum realisierbar für die Freie Schule am Zernsee, denn so groß ist der Zulauf nicht. Die Pläne des Ministeriums, Personalzuschüsse zu kürzen, werden im Laufe der kommenden Wochen im Landtag debattiert. Ob sie tatsächlich in der angedachten Form beschlossen werden, sei Ende März oder Anfang April absehbar, so Funck. Unterdessen hofft Geschäftsführer Lieben, „dass die Politiker noch einmal eingehend prüfen, ob das alles unbedingt sein muss“.Andrea Röder
Andrea Röder
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