zum Hauptinhalt
Feierlicher Moment: Die Bürgermeister Thomas Wardin (SPD, l.) und Werner Große (CDU) besiegeln die Kooperation.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Zwangsehe mit Humor

Werder (Havel) und Beelitz legen mit Kooperationsvertrag Grundstein für die künftige Zusammenarbeit

Stand:

Werder (Havel) / Beelitz - Wenn die Familie eine Hochzeit arrangiert, ist ungewiss, ob die Ehe harmonisch wird – besonders, wenn sich die Partner kaum kennen. Werder und Beelitz haben sich jetzt trotzdem das „Ja-Wort“ gegeben und wollen als Mittelzentrum künftig enger zusammenarbeiten. Ansatzpunkte gibt es viele, das wurde auf einer gemeinsamen Sitzung der beiden Hauptausschüsse am Dienstagabend in Werders Schützenhaus deutlich. In einem feierlichen Moment und unter dem Beifall der Abgeordneten unterzeichneten die beiden Bürgermeister Werner Große (CDU) und Thomas Wardin (SPD) den Kooperationsvertrag.

Aus sportlicher Sicht liegt der Vorteil für Werders Stadtoberhaupt auf der Hand: Nachdem die Beelitzer Fußballfrauen so oft das Team aus der Blütenstadt geschlagen haben, könnte man doch nun ein paar Damen austauschen, war Großes wohl nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag. Die beiden Zwangsehe-Partner nehmen ihre Lage mit Humor. Nachdem die beiden Städte vor zwei Jahren gegen ihre Streichung aus dem Landesentwicklungsplan protestiert hatten, wurden sie von der Regierung prompt zum gemeinsamen Mittelzentrum erklärt. Mit der Rolle als Versorger für die Nachbargemeinden müssen sich Spargel- und Blütenstadt nun auch die jährlichen Fördermittel in Höhe von 800 000 Euro teilen, was zumindest in Werder anfangs für Zähneknirschen gesorgt hatte. Zudem läuft die Partnerschaft vorerst auf Probe: In drei Jahren will die Landesregierung auswerten, ob das auf zwei Rathäuser verteilte Mittelzentrum tatsächlich funktioniert.

Deshalb soll ein externer Gutachter die Ausgangssituation und die Möglichkeiten analysieren – was am Dienstagabend für Kontroversen sorgte. „Was soll ein Gutachter herausfinden, was wir nicht können?“, fragte Uwe Richter, Vorsitzender der Beelitzer Linksfraktion. Er sprach sich für einen Beirat mit Vertretern aus beiden Städten aus. „Wir brauchen jemanden, der vom Land als unabhängig anerkannt wird“, begründete Bürgermeister Wardin. Sein Amtskollege befürchtete, dass das Land künftig die Zahl der Mittelzentren erneut reduzieren würde, „schon des Geldes wegen“, so Große. Ihren Status wollen die Städte dann auf einer professionellen Grundlage verteidigen, hieß es. Die Gutachterkosten von 25 000 Euro sollen auf beide Haushalte aufgeteilt werden.

Die Vorschläge sprudelten nur so im Schützenhaus: Naheliegende Ideen wie die gegenseitige Verlinkung auf der Internetseite bis hin zu großen Visionen wie einer gemeinsamen Strategie der Gewerbeansiedelung kamen auf – wobei noch nicht so überzeugend klargestellt wurde, dass man tatsächlich einen zahlungskräftigen Investor an die Nachbarstadt weiterreichen würde. Etwas befremdlich gab sich die Runde auch beim Vorschlag, einen gemeinsamen Waldfriedhof zu errichten. Immerhin der Tod sollte einen noch scheiden können.

Ansonsten herrschte Eintracht: Statt Sportlerinnen auszutauschen, könnten die Vereine gemeinsame Wettbewerbe veranstalten. Auch die Feuerwehrwettkämpfe sollten künftig über die Ortsgrenzen hinaus ausgetragen werden – „Stadtmeisterschaften mit internationaler Beteiligung“, nannte es Große. Die Werderaner schlugen vor, das Programm „Bildung trifft Wirtschaft“ auf Beelitz auszuweiten und so das Ausbildungsangebot für Jugendliche in der gesamten Region bekannter zu machen. Beelitz kann im Bereich Gesundheit punkten: Während die Zahl der Fachärzte in Werder begrenzt ist, gibt es in Heilstätten sogar mehrere Kliniken. Werders SPD-Chefin Anja Spiegel regte gemeinsame Kurse der Schulen an. Als Voraussetzung für die Partnerschaft wurde insgesamt eine bessere Verbindung durch den öffentlichen Nahverkehr gefordert.

Viele Vorschläge müssen auf andere Schultern übertragen werden, vor allem auf die der Vereine. Die Verwaltungen wollen indes eine gemeinsame Tourismuskonzeption erarbeiten. Das Motto: „Apfel trifft Spargel“. Vielleicht lässt sich ja sogar noch ein Gericht mit beiden Zutaten kreieren – das dann für beide Ehepartner zur Leibspeise wird. Thomas Lähns

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })